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Stadt Köln im Streit mit Gastronomen: Alles wegen dieser Treppe


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Kellner klagen
Kurioser Streit um eine Treppe: "Die Stadt hat uns gedroht"


Aktualisiert am 22.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Der Zugang zu den Tischen mit Treppe und ohne Treppe: Maurizio muss mehrere Tage am Tag auf die Plattform hoch.Vergrößern des Bildes
Der Zugang zu den Tischen mit Treppe und ohne Treppe: Maurizio muss mehrere Tage am Tag auf die Plattform klettern. (Quelle: Michael Hartke)
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In Köln sorgt eine eher unscheinbare Holztreppe in der Altstadt für Ärger: Seit Monaten streiten sich einige Gastronomen mit dem Ordnungsamt über ein paar Stufen. Warum nur?

Mehrere Kölner Gastronomen fürchten um ihre Zulassung. Diese könnte ihnen in einem kuriosen Streit über eine kleine Treppe entzogen werden. Wie kam es dazu?

"Es geht nur um eine Treppe und trotzdem droht man uns mit solchen Konsequenzen", sagt der Kellner Daniel C. vom Restaurant "Mama Leone" im Kölner Rheingarten. Das Bauelement, um das es geht, sorgt seit Monaten für Streit zwischen mehreren Gastronomen vor Ort und dem Kölner Ordnungsamt. Denn die Treppe wurde von der Stadt nicht genehmigt.

Nach dem Lockdown hat die Stadt Köln vielen Gastronomen großzügige Sondernutzungsrechte eingeräumt, um ihren Außengastronomiebereich zu erweitern. Damit sollten sie mehr Platz bekommen, um ihre Gäste coronasicher zu bewirten. Auch das "Mama Leone", das "Hexenhaus" und das "Löwenbräu" im Rheingarten erweiterten ihren Außenbereich. Allerdings liegt jene zusätzliche Sitzgelegenheit auf einer Erhebung statt auf Straßenniveau.

"Oben zu sitzen, ist einfach schöner, die Aussicht gefällt den Leuten", erklärt Maurizio, der ebenfalls im "Mama Leone" als Kellner arbeitet. Wäre da nicht der Höhenunterschied.

Für Maurizio ein Riesenärgernis: "Wenn wir diese 50 Zentimeter jeden Tag Hunderte Male rauf- und runtersteigen müssen, ist das natürlich nicht leicht. Nach Feierabend merke ich die Schmerzen in den Beinen." Deshalb haben die Betreiber dort eine Treppe installiert – und diese sorgt nun für Ärger.

"Treppe passt nicht in Ästhetik"

"Der erste Ordnungsbeamte hat noch gesagt, das gehe so in Ordnung mit der Treppe", erzählt Daniel C. "Der zweite, der dann kam, fand die Treppe auch okay, aber bitte erst nach 14 Uhr, wenn der Lieferverkehr weg ist", soll dieser gesagt haben.

Beim dritten Besuch drohte das Ordnungsamt dem Lokal schließlich mit einem Bußgeld von 35 Euro, weil das Treppchen den Verkehr gefährde. Man könnte darüber stolpern und Lieferfahrzeuge hätten nicht genug Platz.

Als der vierte Besuch vom Ordnungsamt kam, hieß es dann, die Treppe passe nicht in die städtische Ästhetik, so Daniel C. Laut Stadt geht es um die Sicherheit der Passanten sowie um Rettungswege, die frei gehalten werden müssten. Außerdem bestehe eine Gefahr für Sehbehinderte.

Die Konsequenz: Die Treppe muss weg. "Die 35 Euro Verwarngeld musste der Restaurantbetreiber auch schon zahlen", sagt Daniel. "Sollten wir die Treppe weiter nutzen, droht uns neben dem Entzug der Sondernutzung im Außenbereich auch der Entzug der Konzession." Die Stadt Köln hat dies t-online jedoch nicht bestätigt.

Stadt macht Wirten Vorwürfe: zu gehfaul?

Wegen möglicher Konsequenzen möchten sich die Chefs der ansässigen Lokale inzwischen nicht mehr zu der Treppe äußern. Sie wollen sich lieber nicht weiter mit dem Ordnungsamt anlegen.

Die beiden Kellner Daniel C. und Maurizio können die Haltung der Stadt allerdings nicht verstehen. "Diese Treppe ist sowohl für uns als auch für unsere Gäste wesentlich sicherer", sagt er. Einer seiner Kollegen sei bereits einmal über den Absatz gestürzt. Auf oder über der Treppe sei dies bisher jedoch noch nicht geschehen.

Die Restaurantgäste Detlef und Uta sprechen sich ebenfalls für die Treppe aus: "Ich finde, diese Treppe ist eine gute Lösung. Vielleicht könnte man sie ja schmaler machen, mit nur einer Stufe. Das ist dann immer noch besser als gar keine Treppe", meint Detlef. "Langfristig wäre es vielleicht sinnvoll, feste Treppenstufen in die Mauer einzubauen", so Uta.

"Der Schaum vom Kölsch geht weg"

Für die Stadt ist das offenbar keine Option: "Manche der Wirt*innen und Köbesse, die sich über die Wegnahme der Treppchen beschweren, müssen gerade mal fünf Meter Umweg in Kauf nehmen, um ohne zu klettern zu ihrer Außengastronomiefläche zu gelangen", teilt sie auf Anfrage mit.

"Klar gibt es wenige Meter weiter eine Stelle, über die man ebenerdig da hochkommt", sagt Kellner Maurizio. "Das ist aber auch nicht optimal. Mit jedem Meter mehr müssen die Gäste länger warten", erklärt er. "Der Schaum vom Kölsch geht weg. Am Ende ist es Altbier."

Daniel C. glaubt, dass die Stadt das Problem aussitzen will, bis die Erlaubnis für die Sondernutzung im Außenbereich abläuft – außerdem sei die Außensaison ohnehin bald vorbei. Bis dahin müssen die Gäste und Angestellten weiterhin die 50 Zentimeter rauf- und wieder runterklettern.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit den Kellnern Daniel C. und Maurizio sowie Gästen
  • Schriftliche Antwort der Stadt Köln
  • Beobachtungen vor Ort
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