Erzbischof im Interview Woelki hält Frauen im Priesteramt für "nicht realistisch"
Der Kölner Erzbischof Woelki hat in Gesprächen anlässlich seines 65. Geburtstages betont, weiterhin auf seine konservativen Positionen zu beharren. Er äußerte sich auch zur Stellung der Frau in der katholischen Kirche.
In der Debatte um eine Reform der katholischen Kirche hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki seine konservativen Positionen bekräftigt. Woelki, der am Mittwoch (18. August) 65 Jahre alt wird, sagte zu einer Öffnung des Priesteramts für Frauen, dies sei "nicht realistisch". Gleichzeitig betonte er, dass auch er die Stellung der Frauen in der Kirche verbessern wolle.
Auch die Segnung homosexueller Paare lehnt der Chef des größten deutschen Bistums ab. "Sie wissen, dass katholische und auch viele evangelische Christen in der Welt die Heilige Schrift so lesen, dass es nicht möglich ist, eine solche Beziehung zu segnen wie man die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau segnet", sagte Woelki.
Diese Auffassung habe der Vatikan jüngst noch einmal bekräftigt – in einer Erklärung, die von Papst Franziskus selbst unterschrieben worden sei. "Ich stelle mich als Kardinal dahinter. Deswegen wäre es unwahrhaftig, mit dem Segnen einer homosexuellen Beziehung gleichzeitig ein öffentliches Zeichen gegen die Lehre der Kirche zu setzen." Dabei müsse sich die Kirche aktiv gegen die Verfolgung und Benachteiligung von Homosexuellen einsetzen.
Seit eineinhalb Jahren läuft in der katholischen Kirche in Deutschland ein Reformprozess. Dieser Synodale Weg umfasst vier Themenfelder: die Position der Frau, den Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral und die Ehelosigkeit der Priester. Woelki gilt als einflussreichster Kritiker des Synodalen Wegs.
Woelki will trotz massiver Kritik weiterhin nicht zurücktreten
Sein Bistum will Woelki auch künftig weiter führen. Er sei keineswegs isoliert, sagte er. "Es ist nicht so, als ob alle sagen würden: "Wir wollen mit dem nicht zusammenarbeiten." Ich habe außerdem Hunderte von Briefen erhalten, die mich auffordern, weiterzumachen."
Im Juni war dem Erzbischof in einer Sitzung seines wichtigsten Beratergremiums heftige Kritik entgegengeschlagen. Zahlreiche Mitglieder des Diözesanpastoralrats machten deutlich, dass sie kein Vertrauen mehr in ihn hätten. Woelki rief im dpa-Interview dazu auf, sich nicht gegenseitig zu blockieren.
Einen Rücktritt lehnte er ab. "Davonzulaufen, ist doch keine Lösung", sagte er. "In einer Familie oder unter Freunden geht man nicht einfach auseinander, wenn es schwer wird. Man ringt und versucht, Lösungen zu finden." Die Herausforderungen würden auch bei einem anderen Erzbischof dieselben bleiben.
Kölner Erzbistum steckt in einer tiefen Krise
Das Erzbistum befindet sich in einer Krise, seit Woelki vor knapp einem Jahr entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Fällen von sexuellem Missbrauch wegen rechtlicher Bedenken nicht zu veröffentlichen. Stattdessen gab er ein neues Gutachten in Auftrag. Dieses Vorgehen löste eine Welle von Kirchenaustritten aus.
Zurzeit prüft Papst Franziskus einen Untersuchungsbericht zur Lage im Erzbistum Köln, der in seinem Auftrag von zwei Bevollmächtigten, sogenannten Apostolischen Visitatoren, erstellt worden ist. Woelki sagte, die beiden Bischöfe hätten bei ihrem Besuch im Juni auf empathische Weise seine Sicht der Dinge erfragt. Wann der Vatikan in der Sache eine Entscheidung mitteilen wolle, wisse er auch nicht.
Woelki meldete Missbrauch nicht wegen Demenz des Täters
In einem Gespräch mit der Lokalzeit Köln hatte Woelki eingeräumt, dass er sich im Fall des mit ihm befreundeten und inzwischen verstorbenen Düsseldorfer Pfarrers O. heute anders verhalten würde, als er es getan hat.
Woelki hatte den Fall nicht an den Vatikan gemeldet, weil der beschuldigte Pfarrer schwer dement gewesen sein soll. Dem Geistlichen war vorgeworfen worden, vor Jahrzehnten einem Kindergartenkind sexualisierte Gewalt angetan zu haben.
Mit Blick auf die zurückgehende Zahl der Gläubigen sagte Woelki, nur einschneidende Veränderungen könnten die katholische Kirche retten. "Wie groß Gemeinden sind, wie klein sie sein dürfen, wie sie verwaltet, wie sie organisiert werden, ehrlich gesagt sind das für mich nicht die wichtigsten Fragen." Die Kirche, so Woelki, müsse sich verändern, damit die Botschaft des Evangeliums weiterhin verbreitet werden könne. Was genau sich verändern soll, müsse jetzt im Kölner Erzbistum diskutiert werden.
Der Kölner Erzbischof gewährte auch einige private Einblicke, unter anderem in seine Jugend. "Ich hatte auch mal überlegt, Medizin zu studieren oder Lehrer zu werden. Und natürlich wollte ich auch mal Kapitän werden oder so etwas – also die ganzen Kinder- und Jugendträume und Jugendwünsche hat es auch gegeben", so Woelki. Auch eine Freundin habe es mal gegeben. "Aber dann hat sich im Endeffekt doch dieser Wunsch durchgesetzt."
- Nachrichtenagentur dpa
- Pressemeldung des WDR vom 13. August