Betriebsversammlung Ford in Köln – Details zum Stellenabbau bekannt
Das Automobilunternehmen Ford will bis 2027 rund 2.900 an seinem Kölner Standort streichen. Nun ist klar, welche Bereiche besonders betroffen sein werden.
Auf einer Betriebsversammlung vor 8.000 Beschäftigten informierte der Betriebsrat von Ford am Mittwochvormittag über den geplanten Stellenabbau. Es sei totenstill gewesen, berichtete Betriebsratsvorsitzender Benjamin Gruschka anschließend auf einer Pressekonferenz. "Bei manchen hat sich die Wut entladen, andere haben geweint, weil sie 20, 30 Jahre hier arbeiten", sagte er.
Erst auf Nachfrage erklärte Gruschka, welche Bereiche genau betroffen seien. "Das zieht sich durch alle Abteilungen: In manchen Bereichen sitzen drei Leute, in anderen 500. Das ist ein Einschnitt, wie wir ihn so noch nicht hatten. Hier werden einzelne Bereiche nicht verkleinert, sondern komplett gestrichen, verkauft oder ausgelagert", sagte Gruschka.
Demnach sollen im Niehler Werk von insgesamt 2.900 Stellen 1.000 in der Verwaltung gestrichen werden. Weitere 600 Jobs werden demnach in der Produktentwicklung wegfallen. Im Komponentenbereich entfallen weitere 1.000 Stellen. Wo die 300 verbliebenen Stellen abgebaut werden sollen, ist derzeit noch unklar. Die Produktion sei jedoch nicht betroffen.
Stellenabbau steht nicht im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Lage
Der geplante Stellenabbau habe nichts mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu tun. "Das sind Pläne, an denen Ford seit Monaten schmiedet – noch bevor die Produktion unserer beiden E-Autos begonnen hat", unterstrich Gruschka. In Köln werden die beiden E-Modell Explorer und Capri produziert. "Wir müssen den Fahrzeugen Zeit geben, auf dem Markt anzukommen."
Der Betriebsrat fordere ein Zukunftskonzept von der Geschäftsleitung. Er habe mit dem Ford-CEO Jim Farley in den USA gesprochen, ebenso mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). "Wir werden mit allen Beteiligten, die in der nächsten Regierung sein könnten, über E-Mobilität und die Förderung von E-Autos sprechen."
Stellenabbau bei Ford in Köln: "Ein Sterben auf Raten"
David Lüdtke, Vertreter der IG Metall, warf dem Management vor, "weder einen Plan noch eine Vision" für den Standort zu haben. "Hätte heute jemand ein Zukunftskonzept vorgestellt, so hätte das niemand mehr geglaubt." Eigentlich hatte der Betriebsrat im vergangenen Jahr mit der Geschäftsleitung ausgehandelt, dass betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausgeschlossen seien. "Das zeigt, dass das Wort des Managements nichts wert ist", so Lüdtke. "Sollten die Pläne durchgezogen werden, ist das ein Sterben auf Raten."
Gruschka bekräftigte: "Wir werden weiter kämpfen. Die Streichung von 2.900 Stellen ist der Wunsch der Geschäftsleitung, wir haben aber einen Vertrag, der das bis 2032 ausschließt. Es müsste verdammt viel passieren, dass wir das von unserer Seite aufkündigen."
- Reporter vor Ort