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Zum journalistischen Leitbild von t-online.GDL-Streik am Kölner Hauptbahnhof Reisende frustriert über Bahn-Chaos: "Ich bin stinkesauer"
Verspätungen und Ausfälle, Stress bei den Pendlern. Am frühen Mittwochmorgen ist der Bahnstreik das Thema am Kölner Hauptbahnhof. Verständnis für die Streikenden haben nur wenige.
Mittwochmorgen am Kölner Hauptbahnhof, es ist Streiktag. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat bis zum Freitag Streiks im Fern- und Güterverkehr angekündigt. Auch betroffen: die Reisenden am Kölner Hauptbahnhof, einem der größten Bahnhöfe des Landes.
Seit zwei Uhr in der Früh streiken die GDL-Leute hier. Die wenigen Reisenden, die mit ihrem Gepäck durch den Hauptbahnhof am Kölner Dom wandern, sind genervt. Lange Schlangen blieben in der Früh erstmal aus. Ein Mann ärgert sich im Gespräch mit einer t-online-Reporterin: "Als ich dann vom Streik erfahren habe, hab ich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um früher hier zu sein."
Er ärgert sich über den Zeitpunkt, den GDL-Chef Claus Weselsky für den Streik gewählt hat: "Zu diesen Zeiten ist es ein absolutes No-Go. Ich meine die Corona-Zeit und die Ferien. So viele wirtschaftliche Termine platzen jetzt."
Das sieht auch ein Peter Joschko so, der in der Bahnhofshalle überlegt, wie er nun nach Heidelberg kommt: "Beim nächsten Zug, den ich nehmen kann, weiß ich noch gar nicht, ob der überhaupt fährt. Ich bin stinkesauer." Seit zwei Stunden stehe er schon hier am Bahnhof, wollte eigentlich um acht Uhr am Ziel sein.
Die kurzfristige Streik-Ansetzung ärgert ihn: "So kurzfristig vom einem auf den anderen Tag. Das ist unverschämt." Das Vorgehen von GDL-Chef Weselsky in den Verhandlungen mit der Bahn macht ihn wütend: "Ich kenne die Verhandlungen nicht. Aber wenn ich sehe, wie sich der GDL-Chef äußert, glaube ich auch nicht, dass das jemand ist, der überhaupt mit sich reden ließe."
Schnell noch aus dem Urlaub zurück
Auch Sarah und Kira kommt der Streik in die Quere. Auf dem Rückweg von Sylt haben sie am Dienstag von dem Streik erfahren: "Sachen schnell gepackt, und los. Wir sind innerhalb einer Stunde losgefahren." Eine Bahn-Mitarbeiterin habe ihnen geraten: "Wenn ihr noch nach Hause kommen wollt, dann müsst ihr jetzt sofort los."
Franz-Josef Kreuzberg aus Düren steht am Kölner Hauptbahnhof, dabei wollte er doch heute mit Freunden nach Berlin: "Ich war noch nie in Berlin."
Ihn ärgert die kurzfristige Ansetzung des Streiks, zugleich sorgt er sich aber auch um die Ansteckungsgefahr in den wenigen fahrenden Zügen der Bahn: "Die Züge werden alle rappelvoll sein. Da will ich auch nachher nicht wissen, wie das mit Corona vereinbar ist."
Nur jeder vierte Zug fährt während des GDL-Streiks. KVB und Busse in der Stadt sind nicht betroffen. Welche Züge von den Streiks betroffen sind, ist in der Fahrplanauskunft der Bahn bereits ersichtlich, hier werden auch Alternativen angeboten. Garantieren, dass alle Fahrgäste wie gewünscht an ihr Ziel kommen, könne man nicht, hieß es von der Bahn.
Bis Freitag dauern die Streiks an. Die Kölner Reisenden und Pendler müssen sich noch auf einige Verspätungen aus Ausfälle einstellen.
- Eindrücke und Gespräche vor Ort
- Eigene Recherche