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Köln: Ärzte wollen nicht mehr impfen – wird die Impfkampagne ausgebremst?


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Mehrere Mediziner schlagen Alarm
Kölner Hausärzte wollen nicht mehr impfen


13.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Eine frisch geimpfte Frau blickt in ihren Impfausweis (Symbolbild): In Köln berichten Hausärzte von organisatorischen Problemen bei den Impfungen – und wollen deshalb damit nun aufhören.Vergrößern des Bildes
Eine frisch geimpfte Frau blickt in ihren Impfausweis (Symbolbild): In Köln berichten Hausärzte von organisatorischen Problemen bei den Impfungen – und wollen deshalb damit aufhören. (Quelle: Sylvio Dittrich/imago-images-bilder)
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Die Zahl der täglich verabreichten Impfungen in Deutschland ist rückläufig, die Impfkampagne droht ins Stocken zu geraten. Gleichzeitig fühlen sich impfende Ärzte von der Politik im Stich gelassen – in Köln wollen einige deshalb nun aufhören.

Impfen gilt als der Weg aus der Pandemie, in Köln haben schon mehr als die Hälfte der Bewohner eine erste Impfung erhalten. Viele lassen sich bei einem niedergelassenen Arzt impfen – doch in den Praxen ist der Frust groß, Ärzte fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Manche ziehen nun Konsequenzen – und wollen nicht mehr impfen.

Jürgen Zastrow, leitender Kölner Impfarzt und örtlicher Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, kennt die Probleme der Hausärzte. Ihm lägen etliche Beschwerden von Kollegen vor, die nicht mehr impfen wollen, berichtet er. Auch in seiner eigenen HNO-Praxis in Köln-Riehl will er keine Erstimpfungen mehr durchführen.

Leitender Impfarzt: Astrazeneca als Ladenhüter

Die ständigen Neuempfehlungen der Stiko machten ihm Probleme, sagt er. Astrazeneca werde zum Ladenhüter, weil all diejenigen, die ihre erste Dosis mit Astrazeneca bekommen haben, nun selbstverständlich den Impfstoff von Biontech haben wollten, so wie es die Ständige Impfkommission (Stiko) mittlerweile empfiehlt.

Das bedeute einen enormen Aufwand – und das bei einer sehr geringen Entschädigung, erklärt der Facharzt: "Das Impfen ist für die Arztpraxen bei einer Vergütung von 20 € hoch defizitär. Die tatsächlichen Kosten liegen bei 38 Euro." In den Impfzentren sei die Diskrepanz noch höher, hier lägen die Kosten bei 150 Euro.

Vor allem die Einhaltung der zahlreichen Auflagen sowie die Terminierung der Impfungen würden enorm viel Zeit beanspruchen. Hinzu komme nun noch der Mehraufwand durch die von der Stiko empfohlene Kreuzimpfung. "Da sind die 20 Euro ein echter politischer Dumpingpreis", beschwert sich Zastrow.

Nicht genügend Impfstoff verfügbar

Ein HNO-Arzt aus Porz berichtet gegenüber t-online von ähnlichen Problemen: Die neue Empfehlung der Stiko habe einen ganzen Arbeitstag gekostet: 100 Zweitimpfungen mussten auf den Impfstoff von Biontech umgebucht werden, wozu alle Patienten angerufen werden mussten. Die damit einhergehende Verkürzung des Abstands zur Zweitimpfung von zwölf auf nur noch vier Wochen vergrößere das Problem, da nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stehe. Neue Empfehlungen wüssten die Patienten oft aus den Nachrichten – teilweise noch vor dem Arzt.

Doch er berichtet auch über Probleme bei den Lieferungen: So könne der Impfstoff nur sehr kurzfristig bestellt werden. Die Impfkampagne sei nur noch "mit viel Enthusiasmus" zu bestreiten: "Wenn mir immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, dann habe ich Verständnis dafür, wenn man aufhört mit dem Impfen." Sollte er den Impfstoff für die Zweitimpfungen in seiner Praxis nicht rechtzeitig geliefert bekommen, werde auch er Konsequenzen ziehen: "Dann ist die Impfkampagne für mich beendet."

Dass nun im Impfzentrum jeder geimpft werden könne, habe auch für die Praxen Folgen: Termine würden einfach nicht abgesagt, stattdessen lasse man sich dort impfen. In den Impfzentren wiederum berichtet man vom umgekehrten Fall, dass manch eine Zweitimpfung bei einem Hausarzt durchgeführt wird, statt wie geplant im Impfzentrum.

Kölner Arzt: "Deutschlands Ärzte-Resterampe"

Wenig Positives kann auch der Mülheimer Hausarzt Peter Kreuz berichten: "Es macht mich fassungslos, wie gedankenlos vonseiten der Politik und Stiko die mittlerweile ganz gut laufende Impfkampagne in Deutschland kaputt gemacht wird." Er sei "stinksauer" gewesen, als er von der Empfehlung der Kreuzimpfung gehört habe.

Nicht nur die Probleme mit der Terminplanung sieht er, auch bestehe das Risiko, dass Leute weiter verunsichert würden und schließlich ganz abspringen würden. "Man muss doch über diese Dinge nachdenken oder auch mal mit uns vor Ort reden, was eine solche Empfehlung in den Praxen für Auswirkungen hat", so Kreuz.

"Wir impfen in unserer Praxis hauptsächlich nach Dienstschluss und verdienen daran im Grunde auch nicht. Wir machen das vor allem für unsere Patienten und weil wir unseren gesellschaftlichen Beitrag in der Pandemie leisten wollen. Allein deswegen haben wir hier langsam das Gefühl, Deutschlands Ärzte-Resterampe zu sein."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Dr. Jürgen Zastrow
  • Gespräch mit Dr. Peter Kreuz
  • Gespräch mit einem Porzer Hausarzt (Name der Redaktion bekannt)
  • Eigene Recherche
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