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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Feierzonen in Grünanlagen "Antrag zu Partys im Freien kommt zu spät"
Der Kölner Stadtrat hat beschlossen, Zonen zu schaffen, damit sich größere Gruppen draußen zum Feiern treffen können. Gastronomen und Clubbetreiber hätten sich das früher gewünscht. Unklar ist außerdem noch die genaue Umsetzung.
Noch immer hat Corona die Veranstaltungs-, Kultur- und Clubszene in Köln fest im Griff. Clubs sind komplett geschlossen, Restaurants nur halb gefüllt und die Kultur läuft auch noch auf Sparflamme. Dabei lechzt alles nach mehr Freiheit, Feiern und Kultur. Das zeigen die Exzesse in den Kölner Grünanlagen in den letzten Wochen. Zu illegalen Partys haben sich dort Tausende junge Menschen immer wieder getroffen und lautstark gefeiert – zumeist ohne auf Coronaregeln zu achten, von Lärmschutz ganz zu schweigen.
Solche Szenen wollen die Ratspolitiker in Zukunft nicht mehr sehen. Sie wollen, dass die Verwaltung schnell prüft, wie und an welchen Orten coronasicher und unter geregelten Bedingungen Zusammenkünfte von jungen Menschen möglich sind. Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU, Die Linke, FDP, Volt und die Gruppe KLIMA FREUNDE hatten dazu einen Dringlichkeitsantrag unter dem Motto "#draussentanzen" in die letzte Ratssitzung vor der Sommerpause eingebracht.
"Das Aus der Summer Stage ist ein Sinnbild für Verbote"
Nahezu alle Fraktionen zeigten viel Verständnis für die Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die große Einschränkungen hätten erdulden müssen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Joisten sagte, es sei nicht überraschend, dass junge Menschen nun draußen feiern wollten. Überraschend sei, dass die Stadt darauf nicht vorbereitet ist, griff er die Verwaltung an. Das Verbot der Summer Stage bezeichnete er als ein Sinnbild für Verbote.
Für die Grüne Brigitta von Bülow steht fest, es müssten alle Spielräume, die die Verwaltung hat, ausgenutzt werden, um Feiernden und der Kultur Freiflächen zur Verfügung zu stellen. Immer wieder würden Kulturschaffende und Veranstalter nämlich an zu hohen bürokratischen Hürden scheitern, wenn sie eine Veranstaltung planen. Feiern zu beantragen sei langwierig und teuer, erklärte sie t-online auf Anfrage. Das schrecke viele ab.
Ihre Idee im Stadtrat war deshalb, dass für etwaige Gutachten zu Lärmschutz oder ähnlichem, die Verwaltung selbst aufkommt. Konzepte für die Müllentsorgung sollen dagegen die Veranstalter entwickeln. Die seien das Ganze bereits gewohnt, denn sie hätten schon lange Konzepte in der Tasche, wie Manuel Jeschka aus der Kölner Volt-Fraktion am Telefon argumentiert.
- Kölner Gastronom im Interview: "Wir brauchen Flächen für junge Leute"
Clubbetreiber sind nicht ganz zufrieden
Volt und die Linke wollen vor allem aber auch kostenfreie Feierangebote ermöglichen. Diese entstünden eher spontan und seien nur schwer planbar. Daher müsse es auch Flächen für freie, spontane Zusammenkünfte geben. Mit Auslaufen der Kölner Corona-Sonderregeln sind Verweilverbote an Hotspots wie dem Rheinboulevard oder in einigen Grünanlagen ohnehin passé.
Die politischen Voraussetzungen, um unkompliziert Feierräume im Außenbereich zur Verfügung zu stellen, sind mit dem Ratsbeschluss vom vergangenen Donnerstag geschaffen. Das freut vor allem die Clubbetreiber, die sich seit langem durch die coronabedingten Schließungen benachteiligt fühlen. Zwar begrüßt der Interessensverband Klubkomm zusammen mit der IG Gastro diesen Vorstoß, äußert aber gleichzeitig Kritik.
In einem schriftlichen Statement heißt es: "Der Antrag kommt aber leider zu einem zu späten Zeitpunkt, um hieraus noch Planungssicherheit für einen Kultursommer mit maximalem Mehrwert für Szene und Publikum abzuleiten." Grundsätzlich wünschen sich die Beteiligten einen Austausch mit Politik und Verwaltung zu gemeinsamen Lösungen. Der scheidende Dezernent für Stadtentwicklung, Markus Greitemann, hatte noch in der Ratssitzung beteuert, man stehe in ständigen Austausch mit den Veranstaltern – für die Klubkomm offenbar noch nicht genug.
Häufigere Stadtreinigung in der Outdoor-Saison freut K.R.A.K.E.
Was die Coronazeit ebenfalls mit sich bringt, ist eine Menge Müll, die in Parks, auf Plätzen und Straßen liegen bleibt. Vor allem am Wochenende verbringen die Kölner ihre Freizeit gerne draußen mit Essen und Getränken. "Schockierend" nennt Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen den Blick in den Grüngürtel danach. Und auch die Toilettensituation findet sie alles andere als schön: "Wenn auf Spielplätzen und in Parks jeder Busch zur Toilette wird, finde ich das ekelhaft", kommentierte sie im Stadtrat.
Deshalb hat der Rat entschieden, dass die AWB in der Outdoor-Saison an beliebten Orten in der Stadt häufiger reinigen soll und mehr öffentliche Toiletten aufstellt. Die Kölner Umweltorganisation K.R.A.K.E., deren Mitglieder ehrenamtlich das Rheinufer oder Grünanlagen von Müll befreien, begrüßt den Ratsbeschluss, das generelle Müllproblem würde dadurch aber nicht gelöst, heißt es in einer schriftlichen Antwort. Der eindringliche Appell der Naturschützer ist daher: "Wenn man den Müll ans Rheinufer oder in den Park schleppt, kann man ihn auch wieder mit nach Hause nehmen."
"Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht"
AWB-Mediensprecherin Cordula Beckmann findet es beklagenswert, dass die Menschen ihren Müll einfach liegen lassen. Auch sie sieht das Problem der vermüllten Grünanlagen in erster Linie bei den Menschen und nicht bei der Reinigungsleistung der AWB: "Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht", sagt sie. Zero Waste muss zu einer Grundhaltung werden, damit Köln weiter so liebens- und lebenswert bleibt.
Eine pauschale Einschätzung zur Reinigungsleistung ihres Unternehmens konnte sie nicht abgeben. Die Menge an entstehendem Müll hänge schließlich vom Ort und vom Tag ab. Letztlich sei es aber jetzt Sache der Verwaltung, wo und wann häufigere Reinigungen am Wochenende möglich und sinnvoll sind.
- Ratssitzung der Stadt Köln vom 24. Juni 2021
- Telefonat mit Manuel Jeschka, Volt
- Telefonat mit Brigitta von Bülow, Grüne
- Schriftliches Statement von Klubkomm und IG Gastro
- Telefonat mit Cordula Beckmann, AWB-Mediensprecherin
- Schriftliche Antwort von K.R.A.K.E.