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Jung in der Corona-Krise: Aus Zuhause wird Schule – wo bleibt die Freizeit?


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Jung in der Corona-Krise
Aus Zuhause wird Schule – wo bleibt die Freizeit?


25.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Paul (18): Mit dem Homeschooling ist es schwer, von der Schule zu Hause Abstand zu gewinnen.Vergrößern des Bildes
Paul (18): Mit dem Homeschooling ist es schwer, von der Schule zu Hause Abstand zu gewinnen. (Quelle: René Denzer)

In der Corona-Zeit kommen junge Erwachsene oft zu kurz. Freizeit, Freunde treffen und die Ausbildung – auf vieles davon müssen sie aktuell verzichten. Was macht das mit ihnen? Betroffene erzählen.

Mit Freunden bis spät in die Nacht feiern, wie junge Menschen es in ihrem Alter gewohnt sind, machte die Corona-Pandemie unmöglich. Stattdessen hat Paul seinen 18. Geburtstag mit seinen Eltern gefeiert. Mit einem Frühstück aus Pancakes und Rührei, am Nachmittag kam dann noch seine Tante vorbei und es gab Kuchen.

In Köln zeichnet sich zwar eine Entspannung der Corona-Lage ab, doch noch immer gelten Kontaktbeschränkungen, Abstandsgebote und auch die nächtliche Ausgangssperre.

Die Corona-Zeit ist für Jugendliche und junge Erwachsene eine besondere Herausforderung, weiß auch Alexander Terboven. Ihnen wollte der Erzieher im Anerkennungsjahr eine Stimme in der Pandemie geben. Dafür hat der Rapper ("Tatwaffe") und Musiker ("Die Firma") ein Videoprojekt am Jugend- und Gemeinschaftszentrum Glashütte in Köln-Porz ins Leben gerufen.

Während in der Öffentlichkeit viel über Homeoffice, Kitas und Schulen gesprochen wird, kommt eines viel zu kurz: die Freizeit. Freunde treffen, Fußball spielen im Verein oder im Jugendzentrum treffen – das ist nun schon lange nicht mehr möglich. Für junge Menschen ist das eine schwierige Situation, über die oft hinweggesehen wird. "Dabei sind sie in einer Entwicklungsphase, in der sie Unterstützung brauchen", sagt Terboven.

Einer der Projektteilnehmer ist Amo. Der 19-Jährige muss oft von zu Hause raus. Früher war das Jugend- und Gemeinschaftszentrum Glashütte seine Anlaufstelle. Hier konnte er Hausaufgaben machen oder seinem Hobby, der Videobearbeitung, nachgehen. Doch aktuell ist das nicht möglich. "Leute über 14 Jahre dürfen nicht hin, das nervt", sagt er.

Auch David bekommt die Auswirkungen der Corona-Regeln zu spüren. Er spielt im Verein Fußball. Der 18-Jährige ist ambitioniert, fürs Training lässt er schon mal auch ein Treffen mit den Kumpels sausen. Auch eine Profikarriere schließt er nicht aus. Doch dafür muss David trainieren können – doch das Training findet gerade nicht statt.

Das habe ihn in seiner sportlichen Entwicklung zurückgeworfen, sagt er. "Komisch, wenn ich in die Schule kann, sitze ich mit 15, 20 Leuten den Tag über in einem Raum, aber zwei Stunden Fußball im Freien ist nicht erlaubt."

Viele haben zu Hause für Online-Unterricht keinen Platz

Gerade das Thema Schule stellen sich Menschen, die vielleicht keinen direkten Kontakt dazu haben, einfach vor, sagt Paul. Doch der Schülersprecher der Lise-Meitner-Gesamtschule weiß, dass es nicht überall einfach ist. Homeschooling ist nicht gleich Homeschooling. Bei den einen fehlt es bei mehreren Kindern an Platz, bei den anderen an einem stabilen Internetzugang. Bei wiederum anderen fehlt es schlichtweg an den Geräten, die zum Homeschooling benutzt werden. "Manche lesen das Arbeitsblatt am Handy oder können nichts ausdrucken." Und David findet: "Durch Online-Unterricht ist es schwieriger mitzukommen als beim Präsenzunterricht."

"Zu Hause war eigentlich der Ort, wo man am weitesten weg von Schule war", sagt Paul. "Jetzt ist zu Hause Schule. Man hat keinen Rückzugsort mehr."

Das Problem kennt auch Aziz. Der 18-Jährige macht eine Ausbildung als Metallbauer. Doch derzeit kann er weder in die Werkstatt noch in die Berufsschule. "Alles findet nur online statt. Nur Theorie, keine Praxis." Dadurch habe er das Gefühl, ihm fehlt etwas, sagt er.

Eine Lösung haben die Befragten auch nicht. Tests finden sie gut, auch Impfungen für Jugendliche und junge Erwachsene begrüßen manche. "Wir sind uns unserer Verantwortung auch gegenüber anderen Menschen bewusst“, sagt Paul. Solidarisch haben sie sich bis jetzt gezeigt und wollen es auch weiterhin bleiben. Nur auch ihre Probleme, Meinungen und Wünsche sollen ebenfalls angepackt und berücksichtigt werden, sagen sie.

"Junge Menschen brauchen Räume"

Jugendliche würden hauptsächlich als Schülerinnen und Schüler gesehen, doch Jugend sei viel mehr als Schule, sagt Till Cremerius, einer der Initiatoren von "Jugend sichtbar machen", einem Zusammenschluss mehrerer Kölner Jugendzentren.

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Er selbst leitet die Einrichtung OT Arche Nova im Porzer Stadtteil Finkenberg und sieht die Jugendzentren als Teil der Lösung. "Jungen Menschen müssen wir Räume bieten." Jugendzentren seien Rückzugsort oder auch oft zweite Heimat. Lehrpersonal an Schulen würde seit Wochen geimpft, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Jugendeinrichtungen müssen genauso behandelt werden, lautet eine Forderung der Initiative.
Eine weitere Forderung sind dauerhafte und sichere Corona-Tests. Damit könne man für die Sicherheit von Mitarbeitenden und Besuchern in den Einrichtungen sorgen.

Um für ihre Anliegen zu werben, wollte die Initiative "Jugend sichtbar machen" am Dienstag einen Aktionstag auf dem Kölner Heumarkt veranstalten. Auch die Jungs aus Porz wollten mit ihrem Videoprojekt dabei sein. Doch wegen einer Unwetterwarnung wurde die Veranstaltung abgebrochen.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit allen Beteiligten
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