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Digitale Reformation: Evangelische Kirche Köln nutzt jetzt Tiktok


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Digitale Reformation
Evangelische Kirche Köln nutzt jetzt Tiktok


23.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Per App oder via Laptop: Die neue Tiktok-Präsenz des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erreichen.Vergrößern des Bildes
Per App oder via Laptop: Die neue Tiktok-Präsenz des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region soll Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erreichen. (Quelle: APK)

Die Evangelische Kirche Köln will mehr junge Leute erreichen und erklärt nun via Tiktok verschiedene Fragen rund um die Kirche. t-online hat einen Neuntklässler gefragt, wie das Angebot ankommt.

Um junge Menschen für die Ziele der Glaubensrichtung zu erreichen, startete der Evangelische Kirchenverband Köln und Region nun eine Social-Media-Präsenz auf Tiktok, einem der populärsten neuen Medienkanäle. t-online hat einen 14-jährigen Teenager den Check machen lassen.

Was ist der Unterschied zwischen einem evangelischen Pfarrer, einem katholischen Priester oder einem Pastor? Warum nennt sich einer unserer Feiertage "Christi Himmelfahrt"? Was sind die zehn Gebote? Diesen und anderen Fragen geht der Evangelische Kirchenverband Köln und Region auf seinem neuen Videokanal nach. Als Träger haben die Initiatoren mit Tiktok eines der am stärksten frequentierten Medien gewählt, das vor allem junge Menschen zwischen 13 und 23 Jahren zum Betrachten oder Hochladen von Kurzvideos nutzen.

"Die Videos haben eine gute technische Qualität. Die Kamera und der Ton sind beispielsweise ansprechend. Die Stimme ist immer dieselbe. Das steht für eine gleichbleibende Qualität", beurteilt der Schüler Justus den Auftritt der Kirche bei Tiktok im Gespräch mit t-online. "Es gibt keine steten Wechsel. Auch die Cover der Videos sind ähnlich. Ich nehme viele Informationen in einer kurzen Zeit auf. Das ist nicht so langatmig, wie bei anderen Beiträgen auf Tiktok."

"Kirchenkritiker werden schwer zu erreichen sein"

Justus ist nach eigenen Angaben vor dem Lockdown gelegentlich in die Kirche gegangen und war auch beim Konfirmationsunterricht. "Das Thema ist für bestimmte Leute vermutlich unattraktiv. Wer nichts gegen die Kirche hat, wird sich das vielleicht anschauen. Bei den Leuten, die gegenüber der Kirche kritisch sind, wird es vermutlich schwer, sie zu erreichen", glaubt der 14-Jährige.

Im Vergleich zu anderen Produktionen sehen die Klickzahlen der Aktion bisher noch bescheiden aus. Sie wiegen angesichts zunehmender Kirchenaustritte und den beschränkten Präsenzveranstaltungen im Zuge der Covid-19-Schutzmaßnahmen jedoch schwer und stellen laut Aussagen der Institution eine konsequente Weiterentwicklung des christlichen Auftrages dar.

"Menschen dort treffen, wo sie sich befinden"

"Die evangelische Kirche hat neue mediale Entwicklungen oft aktiv genutzt. So hat die Reformation mit aller Energie auf den damals neuen Buchdruck gesetzt, um ihre Änderungsimpulse zu verbreiten. In der digitalen Zeit ist es an uns, ohne Scheu und mit Experimentierfreude neue Medien zu nutzen", sagt Andy Ebels vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. "Es ist zu jeder Zeit wichtig, auf Menschen in einer passenden Art zuzugehen und sie dort zu treffen, wo sie sich befinden. In jeder Altersklasse wollen wir für die Menschen da sein und sie mit spannenden Beiträgen unterhalten, informieren oder in den Austausch gehen."

Justus glaubt, dass auch jüngere Menschen die Inhalte interessant finden könnten. "Ich denke, so ab ab acht, neun Jahren ist es verständlich. Mein bester Freund würde das wahrscheinlich ebenfalls interessant finden, obwohl der grundsätzlich nicht so viel mit der Kirche anfangen kann."

Erfahrungen mit den neuen Formaten konnte der Verband bereits mit seinem YouTube-Kanal sammeln, auf dem vor etwa einem Jahr die Reihe "Kirche2go" startete. "Einige der dortigen Filme erhielten mehrere tausend Aufrufe. Sie werden inzwischen auch in Schulen im Distanzunterricht eingesetzt. Mit jedem unserer Social-Media-Kanäle, also Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn, Pinterest und nun auch Tiktok, können wir unterschiedliche Menschen in verschiedenen Altersgruppen und mit verschiedenen Interessen adressieren und erreichen", so Ebels.

Um die Pflege der Präsenz kümmern sich demnach verschiedene Autorinnen und Autoren des Amtes für Presse und Kommunikation des Verbands. Pro Woche sollen ein bis zwei neue Videos mit einer Laufzeit unter einer Minute veröffentlicht werden. Kommende Inhalte werden Pfingsten, das Kirchenjahr, Martin Luther, Taufe und das Erntedankfest behandeln.

Dabei erfolgt die Produktion von der ersten Idee bis zum Hochladen der Videos durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sowohl die Texterstellung, das Einsprechen und Schneiden der Sequenzen erfolgen durch das Team, ergänzt Frauke Komander vom Amt für Presse und Kommunikation. Der Tiktok-Kanal ist auch unter www.kirche-koeln.de abrufbar.

Teenager Justus rät den Macherinnen und Machern noch, an der Reichweite zu arbeiten. "Dafür muss man regelmäßig neue Erklärvideos hochladen. Auch die Verwendung bestimmter Hashtags wäre förderlich. Es werden zwar schon einige verwendet, aber so weit ich das sehen kann nicht #fyp ("For You Page") für Videos, die sehr beliebt sind." Zudem wünscht er sich weitere Themen für den Tiktok-Kanal. "Warum glauben Menschen eigentlich an das, was die Evangelische Kirche lehrt? Was macht diese Religion so attraktiv? Außerdem fände ich es gut, wenn man etwas über die Werte der Kirche in Bezug auf Hautfarbe oder Herkunft und Sexualität erfahren würde."

Verwendete Quellen
  • Fragen an Andy Ebels und Frauke Komander, Evangelischer Kirchenverband Köln und Region
  • "kirche-koeln.de": Pressemeldung "Kirche2go goes Tiktok"
  • Telefon-Interview mit Schüler Justus
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