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Corona-Abitur in Köln: Fünf Stunden mit Maske – Kopfschmerzen nach der Prüfung


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Kopfschmerzen statt Aufbruchstimmung
Fünf Stunden mit Maske: Wie Corona das Abitur erschwert

Von Mareike Thuilot

Aktualisiert am 02.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Maja Jüde mit ihren Mitschülern Nils Tromnau und Anton Glusancov auf den Stufen ihrer Schule: Sie mussten sich im April dem Abitur unter Corona-Bedingungen stellen.Vergrößern des Bildes
Maja Jüde mit ihren Mitschülern Nils Tromnau und Anton Glusancov auf den Stufen ihrer Schule: Sie mussten sich im April dem Abitur unter Corona-Bedingungen stellen. (Quelle: Mareike Thuilot)

Fünf Stunden Maske tragen in den Prüfungen und Abiturvorbereitung unter erschwerten Bedingungen. Maja, Nils und Anton erzählen, wie sich Abitur in der Corona-Zeit anfühlt und mit welchen Gedanken sie in die Zukunft blicken.

Maja Jüde, Nils Tromnau und Anton Glusancov sitzen mit Mund-Nasen-Schutz auf den Stufen am Eingang des Deutzer Gymnasium Schaurtestraße. Es ist einer der wenigen warmen und sonnigen Tage in diesem April. Anton und Nils haben gerade ihre zweite Abiturklausur im Fach Sozialwissenschaften geschrieben, Maja hat nur noch ihre mündliche Prüfung vor sich.

Eine junge Frau und zwei junge Männer, die versuchen, aus der aktuellen Situation das Beste zu machen. Die von einer aufregenden Zukunft träumen, sich aber gleichzeitig fragen: Wie wird es sein in ein paar Monaten? Welche Pläne wird Corona durchkreuzen?

Heute wollen sie erzählen, wie es ist, im zweiten Jahr der Corona-Pandemie das Abitur zu machen. In normalen Zeiten ist es eine Phase intensiven Unterrichts, wilder Partys, verrückter Aktionen, großer Erleichterung und freudiger Aufbruchsstimmung. Über allem hängt diesmal jedoch eine schwere Corona-Wolke. Die Träume sind ein bisschen weniger euphorisch, Partys fallen aus und zur Erleichterung mischt sich Unsicherheit.

"Nach der Prüfung mit Kopfschmerzen nach Hause"

"Uns wurde eigentlich zugesichert, dass wir in den Prüfungen eine gewisse Vergütung für die Zeit bekommen, in der wir nicht in der Schule waren. Aber das habe ich bisher nicht gesehen", so Nils enttäuscht. Auch Anton erzählt, dass er sich in seiner Englisch-Abiturklausur mit der Kolumne des New-York-Times-Autoren Farhad Manjoo befassen musste. Der Text sei "komisch" gewesen, sagt Anton, mit vielen Wörtern, die gar nicht im Wörterbuch ständen. In vielen Zeitungsberichten liest man aktuell, wie Schülerinnen und Schüler sich bei Twitter sarkastisch-verzweifelt an den Autoren selbst wenden.

Auch sonst sei das Abitur nicht einfach gewesen, finden die drei. Mit Maske, vor allem mit FFP2-Maske, sei man nach fünf Stunden doppelt k.o. und gehe mit Kopfschmerzen nach Hause.

In neun Tagen Präsenzunterricht nach den Osterferien sollte der Abiturstoff aus dem letzten Jahr im Schnelldurchlauf nachgeholt werden. Maja fand das wenig hilfreich: "Das holt natürlich nicht das ganze Jahr auf, welches wir durch Corona verloren haben. Ich finde es sogar etwas lächerlich, dass es nur neun Tage geworden sind."

Die Organisation der Prüfungen habe aber insgesamt gut funktioniert. In großen Räumen konnten alle gemeinsam schreiben, mit Durchzug und Abstand zwischen den Tischen.

Richtig erleichtert seien sie jedoch erst, wenn sie ihr Abschlusszeugnis in der Hand hielten. Eine große Party werde es wegen Corona nicht geben, sagt Maja, dafür eine kleine Feier auf dem Schulhof nach der Zeugnisausgabe. So versuchen sie, sich die Laune nicht verderben zu lassen. Da auch die Partys zur Vorfinanzierung nicht stattfinden konnten, seien sie jedoch auf 2.000 Euro Stornierungskosten der gebuchten Räume sitzengeblieben.

Wechselunterricht, Homeschooling und Masken

Seit die Corona-Pandemie Anfang 2020 begann, mussten sie sich ständig auf neue Umstände einstellen. Informationen über den Unterricht in der nächsten Woche seien oft erst am Sonntagabend gekommen, erzählt Nils. Kurze Phasen Präsenzunterricht wechselten sich ab mit Homeschooling und geteilten Klassen. In den Räumen und auf dem Schulhof gilt Maskenpflicht, nur zum Essen und Trinken dürfen diese abgenommen werden.

Mittlerweile würden alle Schülerinnen und Schüler außerdem mit Schnelltests zweimal in der Woche auf Corona getestet. "Dadurch fühle ich mich relativ sicher" sagt Maja. Und tatsächlich: Am Deutzer Gymnasium gab es noch keinen einzigen offiziellen Corona-Fall.

Nils findet, dass der Präsenzunterricht für den Abiturjahrgang wichtiger sei als für eine fünfte Klasse. Schließlich hänge davon im Zweifel ab, ob er einen NC erreiche, mit dem er sein Wunschfach studieren könne. "Ich gehe nicht in die Schule, um mich anzustecken", sagt er.

Auch Anton hat das Gefühl, durch das Homeschooling einen großen Nachteil zu haben: "Ehrlich gesagt habe ich da nicht wirklich viel mitgenommen. Es ist außerdem schwer, zu Hause Erholung und Lernen zu trennen." Diskussionen über Themen könnten nur eingeschränkt über Videoplattformen stattfinden, das sei jedoch nicht dasselbe wie vor Ort.

"Früher wurde einem gesagt, nach der Schule lebt man sich aus"

Auch bei den Zukunftsplänen der drei ist Corona präsent. Anton möchte Management oder Physiotherapie studieren. "Früher wurde einem immer gesagt, nach der Schule lebt man sich erst mal richtig aus. Doch so wie es aussieht, ist aktuell alles online und dadurch lernt man neue Leute gar nicht richtig persönlich kennen. Das ist schade. Bei der jetzigen Inzidenz mache ich mir Gedanken, wie es wohl im Herbst zu Studienbeginn sein wird."

Maja ist sich noch nicht sicher, was sie nach dem Abitur machen möchte. Vielleicht etwas im Bereich Soziale Arbeit oder Pädagogik. "Das macht mir einen großen Strich durch die Rechnung – wenn man in dem eingeschränkt ist, was einen vielleicht dahin bringen könnte, zu wissen was man will. Ich wollte eigentlich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Ausland machen, aber ich fühle mich da jetzt nicht sicher. Was bringt es auch, wenn man da nachher auch niemanden treffen kann und ich nicht raus darf. Dann kann ich besser in Deutschland bleiben."

Nils fühlt sich in seiner Berufswahl durch Corona weniger eingeschränkt, ist sich aber ebenfalls noch nicht sicher. Er überlegt, zunächst eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann und anschließend ein Studium der Immobilienwirtschaft sowie eine Fortbildung zum Makler zu machen.

Das Abimotto der Stufe ist übrigens "21 Schaurte Street", angelehnt an die US-amerikanische Komödie "21 Jump Street" – ein Film, in dem zwei Undercover Cops an einer Highschool Drogen verkaufen und für Chaos sorgen. Zumindest das mit den Schulhofpolizisten ist in Corona-Zeiten gar nicht mal so abwegig.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit den Betroffenen
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