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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Präsenzunterricht in Köln So erleben Kölns Schüler das Corona-Testen
Am Montag hat der Präsenzunterricht in NRW wieder begonnen. Schüler sollen sich fortan zweimal wöchentlich testen. Wie funktioniert Kölns Teststrategie im Alltag?
Um trotz der hohen Inzidenzzahl wenigstens ein gewisses Maß an Sicherheit im Präsenzunterricht zu gewährleisten, finden in den Kölner Schulen seit dieser Woche Tests statt. Aber wie geht das vor sich? Ein Gymnasiast und eine Grundschülerin erzählen.
Schon in der vergangenen Woche konnte sich Lisa (7) ein Bild davon machen, was mit den Corona-Tests in der Schule auf sie zukäme: "Wir haben uns zu Hause Videos dazu angeguckt." Ihre Lehrerin hatte die Kinder aus der zweiten Klasse einer Grundschule gründlich vorbereitet, erzählt Lisas Mutter Eva: "Die Schule hat das wirklich gut betreut. Wir bekamen Unterlagen geschickt, und die Lehrerin hat mit der Klasse auch vorab in Videokonferenzen über die Tests gesprochen."
Dementsprechend souverän kann Zweitklässlerin Lisa von ihren Erfahrungen berichten: "Jeder saß an seinem Platz und die Fenster waren auf. Wir mussten zehn Sekunden lang ein Stäbchen zwei Zentimeter tief erst in das eine Nasenloch stecken, dann in das andere. Dann haben wir das Stäbchen in einem Röhrchen mit Flüssigkeit gepresst, gedreht und gedrückt. Danach kam es in den Mülleimer und auf das Röhrchen ein Deckel. Vier Tropfen von der Flüssigkeit mussten auf die Testkassette. Auf das Ergebnis mussten wir 15 Minuten warten. In der Zeit haben wir gearbeitet."
"Man rechnet mit jedem Ergebnis"
Das Ergebnis: Negativ, bei keinem der Kinder gab es Anzeichen einer Corona-Infektion. "Vorher hatte ich ein bisschen Angst, dass das Bohren in der Nase wehtut. Aber es hat nur gekitzelt, und mir haben ein bisschen die Augen getränt." Zwei andere Kinder hätten beim Test niesen müssen, sie aber nicht.
"Man rechnet mit jedem Ergebnis", sagt ihre Mutter. Sorge, dass während des Testens das Infektionsrisiko erhöht ist, weil die Kinder in dieser Zeit keine Masken tragen, hat sie nicht. Aber sie findet es insgesamt unverständlich, dass in der jetzigen Situation wieder Präsenzunterricht stattfindet: "Bei einer Inzidenz von 188 ist das nicht zu verstehen. Wenn die Kinder das komisch finden, kann ich nur sagen: Ja, finde ich auch", gibt die dreifache Mutter zu. "Warum kehrt man gerade in einer solchen Zeit zum Präsenzunterricht zurück?"
Tests in Kleingruppen direkt am Fenster
Mit gleich zwei Testverfahren startete Justus (14), Neuntklässler an einem Gymnasium, in das neue Kapitel der aktuellen Schulpolitik. Beide fanden im Klassenraum statt und waren zunächst einmal ziemlich zeitaufwendig: Bis alle zwölf Schülerinnen und Schüler aus seiner Klasse, die am Montag Präsenzunterricht hatten, fertig waren, blieben von den 90 Minuten der Doppelstunde Englisch, die eigentlich auf dem Plan stand, nur noch 25 Minuten für den Unterricht. "Ich denke aber, es läuft vieles schneller, wenn wir uns in Zukunft die Erklärungen sparen", schätzt der Jugendliche.
Am ersten Tag der Testungen nahm sich die Klassenlehrerin viel Zeit, um die Abläufe genau zu erklären. "Es haben immer vier gleichzeitig die Tests gemacht und mussten sich dabei vor die offenen Fenster stellen", schildert Justus. Alle anderen saßen derweil auf ihren Plätzen und sahen zu.
Schüler: Nicht alle so vernünftig
Los ging es mit dem "Lolli-Pool-Test", erzählt der Gymnasiast: "Jeder bekam ein eingeschweißtes Stäbchen, an dessen Ende ein kleiner Wattebausch ist. Den mussten wir 30 Sekunden lang im Mund behalten, um so viel Spucke wie möglich aufzusaugen. Dann haben wir alle Stäbchen zusammen in ein Röhrchen gesteckt, das unser Klassensprecher zum Sekretariat gebracht hat. Es kommt in ein Labor und wir bekommen später die Auswertung." Für den Fall, dass das Ergebnis der Gruppe positiv ist, hat jeder noch ein weiteres Stäbchen für zu Hause bekommen. Damit erfolgen Einzeltests, um festzustellen, wer genau sich infiziert hat.
Eine Sofort-Einschätzung gaben erst einmal Schnelltests, wie sie auch in Lisas Grundschulklasse eingesetzt wurden. Die Aufstellung am offenen Fenster machte sich bei diesem Test ganz besonders bezahlt: "Fast jeder musste dabei niesen", erzählt Justus. Die Ergebnisse, die für seinen Teil der Klasse durchweg negativ waren, nahm die Gruppe gelassen entgegen: "Es ist wie mit den Masken.
Einerseits sind sie ungewohnt, aber andererseits sind sie Normalität geworden. Und die Tests sind eben ein Teil von dem, wie die Situation jetzt ist", meint der Gymnasiast, der sich insgesamt an diesem Präsenztag nicht unsicher gefühlt hat. "Die Umsetzung der Tests fand ich relativ idiotensicher, aber ich habe auch vernünftige Leute in meiner Gruppe. Es gibt andere Schüler, bei denen ich nicht so sicher wäre, ob sie nicht zwischendurch im Raum die Masken absetzen."
"Wir sollen es hinkriegen, während Erwachsene demonstrieren"
Er würde sich wünschen, dass der Unterricht wieder vollständig im Distanzlernen stattfände: "Dabei kann man die Aufgaben im eigenen Tempo bearbeiten. Man bekommt nicht dadurch Druck, dass andere, die schon fertig sind, fragen, ob sie zwischendurch Musik hören können." Und noch etwas, sagt er, ist anders: "Wenn ich die Schule verlasse, habe ich sofort andere Dinge im Kopf. Beim Distanzlernen ist das anders, und ich denke über manches länger nach. Das ist anstrengender, aber auch besser, weil ich dann nicht so schnell vergesse, wenn ich noch etwas für die Schule tun wollte."
Unabhängig von seinen persönlichen Lernvorlieben fände Justus es sinnvoll, die Schulen in der aktuellen Situation zu schließen: "Es gibt viele Chaoten. Und gerade bei jüngeren ist doch der Impuls: 'Ich mache, was ich jetzt gerade lustig finde.' Politiker vertrauen darauf, dass Kinder es hinkriegen, immer die Masken aufzulassen – obwohl sogar Erwachsene demonstrieren, weil sie sie nicht tragen wollen. Da frage ich mich: Denkt ihr, dass die Menschen es besser verstehen, wenn sie kleiner und jünger sind?"
- Gespräche mit den Schülern Lisa und Justus (Nachnamen der Redaktion bekannt)