Ausbreitung im Fokus Corona-Mutationen in Köln: Erste Hochrechnung
In Köln werden seit Ende Januar alle positiven Corona-Tests auf Mutationen untersucht. Bundesweit ist das noch nicht die Regel – doch gibt es erste Erkenntnisse zur Situation.
Köln lässt seit rund zwei Wochen alle positiven Corona-Tests auf Mutationen untersuchen, um so einen Überblick über deren Ausbreitung zu bekommen. Das erlaubt nun, eine erste Hochrechnung über die Lage in einer deutschen Millionenstadt zu wagen. Das schreibt das "Deutsche Ärzteblatt".
Für eine bundesweite Hochrechnung sind die Daten jedoch zu ungenau, heißt es in dem Bericht. Dennoch spielt der Aufschluss über die Ausbreitung der Mutationen eine immer größere Rolle – auch politisch.
- Drei Szenarien: Wie es in der Corona-Pandemie weiter gehen könnte
Was genau hat die Untersuchung in Köln bisher ergeben?
Am Mittwoch informierte die Stadt in einer Pressekonferenz über die Corona-Lage. Mit Stand vom 2. Februar wurden bislang 114 Fälle der mutierten britischen Coronavirus-Variante und 52 Fälle der südafrikanischen Variante nachgewiesen.
Laut "Ärzteblatt" erlauben die Zahlen nun eine erste grobe Hochrechnung über die Varianten-Verbreitung, auch wenn Fragen offen blieben. Aufschluss gibt demnach eine Pressemeldung der Stadt: Zum 21. Januar wurden am Uniklinikum Köln 411 Proben auf Mutationen geprüft. Dabei wurden 19 Fälle von B.1.1.7 und vier Fälle von B.1.351 festgestellt. Auch ältere Proben seien dabei gewesen, heißt es.
In der Zwischenzeit hatten sich 1.595 Menschen infiziert. Die B.1.1.7-Mutante stelle somit einen Anteil von rund 6 Prozent des Infektionsgeschehens in Köln dar, während B.1.351 einen Anteil von drei Prozent ausmache. Doch das sei nur eine Schätzung: Denn Angaben zu der Gesamtzahl der Proben fehlten, weist das "Ärzteblatt" hin.
Auch andere Bundesländer wollen genauer untersuchen
Die Mutante B.1.1.7, die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde und auch die aus Südafrika bekannte Mutante B.1.351 sind in immer mehr Bundesländern festgestellt worden. Wie sich die Mutanten in Deutschland ausbreiten, untersucht gerade das Robert Koch-Institut und will darüber in der kommenden Woche informieren, wie ein Sprecher am Mittwoch ankündigte. Wie das "Ärzteblatt" schreibt, könnte der Anteil zwischen zehn und fünfzehn Prozent aller Neuinfektionen betragen.
Einige Bundesländer wollen das nun genauer untersuchen, so etwa Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der bislang weitgehenden Unklarheit über die Verbreitung der verschiedenen Virusmutationen in Nordrhein-Westfalen soll nun im Modellprojekt "Molekulare Surveillance von SARS-CoV-2-Varianten in NRW" deren Verbreitung "möglichst schnell und umfassend" erfasst werden.
Es wird vom Universitätsklinikum Münster geleitet und mit rund 200.000 Euro gefördert. Bei dem Projekt sollen vor allem Proben aus der Grenzregion zu den Niederlanden untersucht werden. Wie das "Ärzteblatt" schriebt, verzerrt das wiederum die Aussagekraft.
Auch Baden-Württemberg will nun gezielter nach den Mutationen in positiven Corona-Proben suchen, wie am Donnerstag bekannt wurde.
Warum spielt die Ausbreitung eine zentrale Rolle?
Die Ausbreitung der Mutanten ist bei der Diskussion um Lockerungen des Lockdowns entscheidend. Immer wieder hatten Politiker betont, dass die Varianten eine Gefahr seien. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte: "Das einzige Risiko, was wir im Augenblick haben, ist das, dass uns die Mutation aus Großbritannien oder Südafrika einen Strich durch die Rechnungen machen könnte, weil die sehr viel aggressiver ist."
Experten gehen auch davon aus, dass eine umso schnellere Ausbreitung der Mutationen droht, je früher es Lockerungen beim Lockdown gibt. Behörden und Virologen in Deutschland hatten bisher nicht engmaschig nach den Varianten gesucht. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte am Mittwoch, die Virus-Analysen auf Mutationen hin, sogenannte Sequenzierungen, würden derzeit deutlich ausgeweitet. Ergebnisse wolle man dann präsentieren.
- Mit Material der dpa
- "Ärzteblatt": "Erste Hochrechnung zur Verbreitung der Corona-Mutationen"
- Pressemitteilung der Universität Münster
- Pressekonferenz der Stadt Köln am 3. Februar