Erzbistum Köln Stadtdechant Kleine: Kann niemandem Kirchenaustritt verdenken
Die Gläubigen sind bereits auf Distanz zum Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gegangen. Nun wendet sich Stadtdechant Robert Kleine vom Erzbischof ab – und zeigt Verständnis für Kirchenaustritte.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist in seinem eigenen Erzbistum zunehmend isoliert. Nach dem Diözesanrat distanzierte sich nun auch Stadtdechant Robert Kleine von ihm, der oberste Repräsentant der katholischen Kirche in der Stadt Köln. Woelkis Anspruch als Aufklärer sei durch die Zurückhaltung des Gutachtens zum Umgang mit sexuellem Missbrauch "desavouiert", sagte Kleine dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Kleine stellte sich hinter die Laiengremien des Erzbistums, die Woelki einen völligen Verlust von Glaubwürdigkeit vorgeworfen hatten. "Ich kann das sehr gut nachvollziehen", sagte Kleine. Er könne derzeit niemandem einen Kirchenaustritt verdenken. Es sei ihm unbegreiflich, dass in der Missbrauchskrise immer noch kein Verantwortlicher aus eigenem Antrieb Konsequenzen gezogen habe. "In vielen anderen Bereichen übernehmen Führungskräfte sogar politische Verantwortung für Fehler, die sie sich persönlich nicht einmal zurechnen lassen müssen. Bei uns waren Verantwortliche auch persönlich involviert. Daher müssten sie erst recht sagen: Dafür stehe ich ein."
Umstrittenes Gutachten
Woelki verweigert die Veröffentlichung des von ihm selbst in Auftrag gegebenen Gutachtens seit Monaten und führt dafür rechtliche Bedenken an. In dem Gutachten wird untersucht, wie Verantwortungsträger des Erzbistums in der Vergangenheit reagiert haben, wenn Priester des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt wurden.
Bekannt geworden ist bereits, dass der frühere Kölner Personalchef Stefan Heße, heute Erzbischof von Hamburg, kritisch beurteilt wird.
- Nachrichtenagentur dpa