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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wegen Corona-Krise Karnevalsauftakt in Köln entfällt – der 11.11. wird zum normalen Tag
Schon vor Wochen baten viele Kölner Gastronomen: "Bitte bleibt zu Hause und feiert keinen Karneval". Nun hat auch die Stadt ihren Fahrplan für den 11.11. vorgestellt.
Wegen der Corona-Pandemie muss der Karnevalsauftakt am 11.11. in Köln dieses Jahr entfallen. Das teilte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit. "Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich den Karneval liebe, aber wir müssen jetzt zusammenhalten und komplett aufs Feiern am 11.11. verzichten", appelliert sie an alle, die normalerweise in die Stadt kommen, um die fünfte Jahreszeit ausgelassen zu feiern. "Jeder Einzelne hat die Zukunft unserer Stadtgesellschaft in der Hand", sagt sie weiter.
Der 11.11., eigentlich rauschender Auftakt der Karnevalssession, wird in diesem Jahr ein Tag wie jeder andere im Kalender sein. Das sagt nicht nur die Oberbürgermeisterin. Auch die Gastronomen, die sich Anfang des Jahres zur IG Gastro zusammengeschlossen haben, wünschen sich, dass die Menschen nicht zum Feiern in die Stadt kommen. Seit Wochen schon signalisierten sie, dass ihre Läden geschlossen bleiben werden.
Wirte auf der Zülpicher Straße machen dicht
"Die Wirte zum Beispiel auf der Zülpicher werden ihren Laden am 11.11. nicht öffnen“, sagt Till Riekenbrauk vom Vorstand der Interessengemeinschaft Gastro mit Blick auf einen Tag, der den Gastronomen normalerweise volle Kassen beschert, aber auch als Ausnahmezustand in der Stadt gilt. Gerade besagte Straße musste in den letzten Jahren schon zunehmend kontrolliert werden, angesichts der feierwütigen Menschenmassen.
Aber was für die Zülpicher Straße gilt, hat auch andernorts wie der Südstadt, dem Belgischen Viertel und anderen närrischen Hotspots Bestand. Wie Riekenbrauk sagt, haben sich einige Hundert Betriebe dem Appell ihrer Interessengemeinschaft zu Herzen genommen und werden ihre Läden an diesem Tag nicht öffnen. Dabei will es die Interessengemeinschaft aber nicht belassen und appelliert an die Kölner, überhaupt keinen Karneval zu feiern, auch nicht zu Hause.
Gastronomen zeigen sich solidarisch
Wolfgang Büscher, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt, spricht von 30 Prozent der Betriebe, die sich in den Feier-Hotspots befinden, die angekündigt haben, ihre Geschäfte an diesem Tag nicht zu öffnen. Angesprochen auf die restlichen 70 Prozent, wird er ein wenig stiller, betont aber, dass innerhalb der Gastronomie eine unbeschreibliche Solidarität herrsche und er davon ausgehe, dass auch diese Betriebe geschlossen bleiben werden oder lediglich für vorher angemeldete Gruppen ein Essen anbieten. Spontanbesucher werden an dem Tag keine Chance haben.
Damit der Appell, den Oberbürgermeisterin Reker eher als Bitte formulierte, auch bei allen ankommt, startet die Stadt eine Kampagne, die auf sämtlichen Citylight-Werbeflächen, in den Kölner Verkehrsbetrieben auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, zu sehen sein wird. Schauspielerin und Kölnerin Janine Kunze ist dabei das prominenteste Gesicht. Unter dem Hashtag #diesmalnicht bittet auch sie darum, den Tag still und normal zu verbringen.
"Ich weiß als Bürgerin dieser Stadt und als Mutter, wie schwer es manchmal ist, mit dieser Situation klarzukommen. Aber wir müssen jetzt zusammenstehen", so Kunze, die alle bittet auch zu Hause nicht mit Freunden zu feiern. Auch dagegen will die Stadt nach entsprechenden Hinweisen hart vorgehen, wie Büscher ankündigt.
Keine Partys und kein Alkohol am 11.11.
Keine Partys und keinen Alkohol wird es an diesem Tag geben. Was schon seit einigen Tagen ab 22 Uhr im Stadtgebiet gilt, wird für den 11.11. tagsüber ausgeweitet. Kein Alkohol im öffentlichen Raum. Die Ordnungskräfte würden mit aller Härte dagegen vorgehen und Bußgelder verhängen, kündigte Büscher an (t-online berichtete).
"Tieftraurig" über die gesamte Entwicklung sind auch die aktiven Karnevalisten, wie der Präsident des Festkomittees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, sagte. Gleichzeitig seien die Gesellschaften aber auch erleichtert, dass nun eine Lösung gefunden worden sei und der Tag in Stille begangen wird. Und wer ein wenig Karnevalsstimmung in den eigenen vier Wänden haben möchte, kann eine Veranstaltung der Willi Ostermann Gesellschaft und des Festkomitees im WDR-Fernsehen anschauen. Aber, ganz ohne Publikum.
- Pressekonferenz Stadt Köln mit dem Festkomitee Kölner Karneval, dem Ordnungsamtsleiter und OB Reker
- Gespräch mit Vorstand der IG Gastro Till Riekenbrauk