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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zeit wird knapp Kölner Dirt-Track-Szene sucht verzweifelt legale Fläche
Die Dirt-Track-Szene in Köln steckt in der Klemme: Die einzige bislang legale Fläche für den Radsport muss bald weichen. Derweil sprießen illegale Parcours in den Wäldern aus dem Boden.
Meterhohe Hügel und Rampen aus Lehm bieten der Dirt Track Szene von Köln ein Eldorado für ihren Sport. In Kalk existiert der einzige legale Dirt Track der Stadt. Für eine Szene, die einige hundert Sportler zählt. Doch auch dieser wird Ende Oktober Geschichte sein. Das Bistum errichtet dort seine "Schule für alle", eine Gesamtschule von der ersten Klasse bis zum Abitur. Das steht schon lange fest, auch dass der Dirt Track deshalb weichen muss. Doch eine alternative Fläche ist bislang nicht in Sicht.
Deshalb haben sich Andreas Kuhsel und sechs weitere Radsportler im Frühsommer zum Verein Trails59 zusammengeschlossen. Ziel ist es, langfristig mehr legale Dirt-Track-Strecken im Kölner Stadtgebiet zu etablieren. Kurzfristig gilt es aber zunächst, bis zum Ende des Jahres ein offizielles und nachhaltig nutzbares Vereinsgelände irgendwo in Köln zu erhalten, um ein dauerhaftes Fortbestehen des Angebots zu gewährleisten. Lediglich gut an den öffentlichen Nahverkehr sollte es angebunden sein, nicht außerhalb auf der grünen Wiese liegen.
Und das könnte Erfolg haben. Kuhsel steht seit Wochen mit dem Grünflächenamt sowie dem Amt für Kinder- und Jugendinteressen und dem Sportamt in Kontakt. "Man erkennt die Not, vor der unsere Radsportszene steht", sagt Kuhsel, der sich aber nicht zu früh freuen will. Ende August setzten sich alle erstmals zusammen, im Oktober soll ein weiteres Gespräch folgen.
Illegale Ausweichstrecken in den Wäldern
"Egal wo, Hauptsache wir können künftig der Szene legale Flächen für unseren Sport bieten", sagt Kuhsel. Bislang weichen die Sportler, die alle Altersklassen erfasst, nämlich auf die illegal im Wald gebauten Strecken aus. Dort sind sie weder versichert, noch können dort Workshops, geschweige denn professionelle Jugendarbeit stattfinden. Im geschützten Rahmen eines Vereins aber ist dies möglich. Außerdem muss die Fläche regelmäßig gepflegt und umgebaut beziehungsweise erweitert werden. Ein Dirt Track entsteht nicht von heute auf morgen. In Kalk haben die Radsportler zehn Jahre lang daran gearbeitet.
Mindestens genauso lang existierte in einem kleinen Wäldchen zwischen Wohnbebauung und dem Parkplatz 6 des Rhein-Energie-Stadions in Junkersdorf eine illegale Fläche, die von Kindern bis hin zu erwachsenen Radfahrern und ihren BMX-Rädern genutzt wurde. Die Stadt aber ließ die Fläche planieren. Zum einen handelt es sich um einen verbotenen Eingriff ins Grün, zum anderen sei die Stadt haftbar, wenn dort etwas passiere. Schilder, die auf die Nutzung auf eigene Gefahr hinweisen, würden die Stadt nicht von der Haftungsfrage entbinden, wie der stellvertretende Leiter des Grünflächenamtes Dr. Joachim Bauer sagt.
Sicherheit nicht gewährleistet
Und auch die Leiterin des Amtes für Kinder- und Jugendinteressen, Petra Heinemann, sagt, dass normalerweise der TÜV eine solche Anlage abnehme, wegen der Sicherheit. Ein Dirt Track aber verändere sich dauernd, da sei keine Sicherheit gewährleistet. Sie sei aber offen, zusammen mit dem Verein ein abgesichertes Gelände, zu suchen. Der Verein übernehme dann die Verantwortung.
Zwischenzeitlich hat sich in Junkersdorf eine Elterninitiative gegründet. Helga Budde, Anwohnerin und Mutter eines Sohnes, gehört zu denjenigen, die sich einsetzen wollen, dass die erst vor kurzem durch die Stadt zerstörte Dirt-Track-Strecke in dem kleinen Wäldchen eine legale Fläche wird. "Wir werden uns dem Verein Trails 59 anschließen", kündigt Budde im Gespräch an. Als Verein haben wir mehr Gewicht gegenüber der Verwaltung.
Politiker unterstützen Vorhaben
Und auch die Bezirkspolitiker der zuständigen Bezirksvertretung Lindenthal haben sie auf ihrer Seite. In ihrer jüngsten Sitzung haben sie einen Beschluss gefasst, dass die Stadt nun Schritte einleiten soll, um den Dirt Track in Junkersdorf zu erhalten beziehungsweise wieder aufzubauen.
Dazu soll der neu gegründete Verein Trails 59 ins Boot geholt werden und die Gespräche mit dem Sport- und Grünflächenamt sowie mit dem Amt für Kinder- und Jugendinteressen fortgesetzt werden, um möglichst schnell eine Lösung zu finden.
- Gespräche mit Helge Budde und den Vereinsgründern Trails 59
- Beschluss der Bezirksvertretung Lindenthal
- Gespräch mit Dr. Joachim Bauer, Petra Heinemann Amt für Kinder- und Jugendinteressen