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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuartige Methode Start-up zählt Besucher in Kölner City per Laser
Früher wurde die Anzahl der Personen, die sich in den Einkaufsstraßen der Kölner Innenstadt aufhalten, per Handzählgerät ermittelt. Seit 2018 hat ein Start-up die Zählungen digitalisiert.
Wie viele Besucher sind an einem Samstag auf den Haupteinkaufsstraßen in der City in Köln unterwegs? Und in welchen Zeitabschnitten liegen die Spitzenwerte? Diese Fragen interessieren neben den ansässigen Einzelhändlern auch Marketingexperten, Immobilienmakler, die Stadt und nicht zuletzt die Innenstadt-Besucher. Ein junges Startup-Unternehmen mit Namen "hystreet.com" bietet für diese und weitere Interessengruppen seit Juni 2018 ein Online-Portal, wo diese Fragen in Zahlen beantwortet werden, die laut hystreet.com eine nahezu 100-prozentige Genauigkeit haben sollen.
"Als wir anfingen, war die erste Frage, mit welcher Methode wir die Zahlen am besten erfassen können", erinnert sich Julian Aengenvoort, Geschäftsführer des Kölner Start-ups. Zur Auswahl standen ein Kamera-System, eine Handyzählung über ein WLAN und die Zählung per Laser-System. Letzteres habe in einigen Tests schließlich das Rennen gemacht.
Laser sollen verlässlich sein
Die eingesetzten Laser-Scanner der Weseler Firma "LASE PeCo Systemtechnik" in ausgesuchten Einkaufsstraßen Kölns messen alles, was größer als 80 Zentimeter ist und eine der zusätzlich vier erzeugten Linien überschreitet. "Das Laser-System war für uns eindeutig die verlässlichste Methode", erläutert Christoph Klement, Prokurist bei "hystreet.com". Er fügt hinzu, dass der Laser augenfreundlich und nicht gesundheitsgefährdend sei. Zudem werde kein Profil der Passanten gescannt, sondern nur ein Zählimpuls ausgelöst, dass jemand über eine der erzeugten Linien gelaufen ist.
In Köln hat das junge Unternehmen insgesamt vier Einkaufsstraßen mit Laser-Scannern ausgestattet: drei in der Schildergasse und Hohe Straße, zwei in der Ehrenstraße und einen in der Zeppelinstraße. Sie zeichnen permanent die Zahlen auf, und damit werden Kurven-Diagramme und andere Auswertungen erstellt, die registrierte Kunden von "hystreet.com" jederzeit abgerufen können.
Daten für Einzelhändler interessant
"Viele Einsatzmöglichkeiten unserer Zahlenanalysen haben sich erst durch unsere Arbeit und den Kontakt mit unseren Kunden entwickelt", erzählt Julian Aengenvoort, der zusammen mit Nico Schröder die noch junge Firma leitet. Die Einzelhändler in den Haupteinkaufsstraßen haben ein großes Interesse daran, genau zu wissen, wann sie Kampagnen starten und wie sie ihr Personal am besten einsetzen sollten. "Das entnehmen wir aus vielen Rückmeldungen, die wir von unseren Kunden erhalten", so Aengenvoort weiter.
Gespräche über den Einsatz der "street.com"-Daten wurden zum Beispiel mit der städtischen Wirtschaftsförderung von Köln und Bonn geführt. Einige große Einzelhandelsketten, die auf der Schildergasse in Köln ansässig sind, haben sich auf Nachfrage von t-online.de hinsichtlich einer regelmäßigen Nutzung der Zähl-Plattform bisher nicht geäußert.
Aber auch die Stadt bekomme Fakten an die Hand, wenn es beispielsweise darum gehe, zu bewerten, welchen Besucher-Effekt eingeführte Veranstaltungen wie Wochenmärkte, Straßenfeste oder verkaufsoffene Sonntage für die Innenstadt haben, so Aengenvoort.
Städte nutzen Zahlen nur teilweise
Auch negative Auswirkungen von Baustellen können so genauer und vor allem jederzeit nachgeschaut werden. Auf Nachfrage von t-online.de hat die Stadt Köln mitgeteilt, dass es keine regelmäßige Nutzung gibt, aber punktuell die Zahlen in den betroffenen Ämtern online nachgeschaut werden.
Neben den kommerziellen und städtischen Interessen können auch normale Bürger profitieren, wenn sie sich zum Beispiel daran orientieren möchten, wie voll es gerade in der Stadt ist. "Aktuell haben wir rund 25 Prozent nicht-kommerzielle Kunden, die sich bei 'hystreet.com' registriert haben", so Prokurist Klement.
In über 50 Städten vertreten
Das Angebot von "hystreet.com" hat das Unternehmen bereits in 50 Städten über das gesamte Bundesgebiet installiert. Weitere sollen noch folgen. Wichtige Voraussetzung bei der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Städten sei es, dass die Stadtregierungen sich bereit erklären, die Zahlen auch für jeden Nutzer öffentlich zu machen, so Klement.
Man benötige noch ein wenig Zeit, um auch zwischen Städten mit ähnlichen Voraussetzungen interessante Vergleiche ziehen zu können, um herauszufinden, wo auf den Einkaufsstraßen in den Innenstädten etwas gut läuft oder nicht, fügt Aengenvoort hinzu. Auch in den Nachbarländern will man nun das Laser-Zählsystem anbieten.
- Gespräch mit Julian Aengenvoort und Christoph Klement
- Auskunft der Städte Köln und Bonn