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Uni Köln: Online-Petition gegen Sparmaßnahmen


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Online-Petition gegen Sparmaßnahmen
Bündnis stellt sich gegen Kürzungen an Universität Köln

Von Lisa Oder

13.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Das Hauptgebäude der Universität zu Köln: Dort regt sich Widerstand gegen geplante Kürzungen.Vergrößern des Bildes
Das Hauptgebäude der Universität zu Köln: Dort regt sich Widerstand gegen geplante Kürzungen. (Quelle: Joko/imago-images-bilder)

Die Universität Köln muss bald mit 17 Millionen Euro pro Jahr weniger auskommen. Die Fakultäten selbst sollen entscheiden, wo sie das Geld einsparen wollen. Ein Bündnis aus Studierenden und Mitarbeitern sammelt nun Unterschriften gegen die Kürzungen.

Als Isolde Ruhdorfer diesen Sommer drei Wochen lang auf den Balkan reiste, sah sie in Bosnien und Herzegowina Einschusslöcher in den Wänden der Häuser. Seit dem hat die angehende Studentin das Thema nicht mehr losgelassen. Um mehr über die Geschichte das Landes und über Osteuropas zu erfahren, hat die 19-Jährige sich für das kommende Wintersemester in das Fach Regionalstudien Ost- und Mitteleuropa an der Universität Köln eingeschrieben.

Kurz darauf erfuhr sie, dass die Fakultät überlegt, die Abteilung für Osteuropäische Geschichte am historischen Institut abzuschaffen, weil die Hochschule 17 Millionen Euro sparen muss.

17 Millionen Euro – so hoch ist das strukturelle Defizit der Hochschule jedes Jahr. Die Fakultäten sollen deshalb aktiv werden und nach Möglichkeiten suchen, Geld einzusparen. Jede Fakultät steht vor der Aufgabe, zwischen sieben und acht Prozent des eigenen Haushalts für 2020 zu kürzen. Um das zu schaffen, werden Verträge beispielsweise von Juniorprofessoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern teilweise nicht verlängert.

Weil eine Juniorprofessur voraussichtlich nicht verlängert wird, könnten die Kürzungen auch die Abteilung für Osteuropäische Geschichte treffen. Dem Studiengang Regionalstudien Ost- und Mitteleuropa drohe darum das Aus, erklärt Daniel Bunčić, der das Institut als geschäftsführender Direktor leitet. Bunčić würde diesen Schritt sehr bedauern. "An der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät findet schon jetzt praktisch kein Osteuropa statt", sagt er. Besser wäre es seiner Meinung nach gewesen, andere Professuren auslaufen zu lassen und nicht gleich ein ganzes Fach zu streichen.

Verträge werden nicht verlängert

Isolde Ruhdorfer fühlt sich verunsichert. Sie weiß nicht recht, was sie mit dieser Information anfangen soll. "Wenn ich nicht noch zur Kölner Journalistenschule gehen würde, hätte ich mich wahrscheinlich längst woanders für das Fach eingeschrieben", sagt sie. Immerhin: Allen Studierenden, die sich bereits in den Studiengang eingeschrieben haben, soll ihr Studium auch möglich werden. Das bestätigen Bunčić und der Pressesprecher der Hochschule, Patrick Honecker. Offenbar gibt es in der Fakultät auch die Überlegung, die Abteilung einem anderen Institut anzugliedern.

Doch manche Stellen müssten laut Honecker auf jeden Fall auslaufen. Es sei normal, dass Studiengänge entstehen oder eingestellt werden. Ein Problem sieht er darin nicht: "Es gibt auch einige Studiengänge nicht mehr, die es in den 1980ern gab. Universitäten entwickeln sich ständig weiter." Natürlich sei es der Universität lieber, Sachmittel einzusparen. Doch die meisten Kosten verursache nun einmal immer noch das Personal. Und von dem habe die Universität auch wegen der doppelten Abiturjahrgänge in den vergangenen Jahren viel eingestellt.

Petition muss 2.500 Unterschriften haben

Ein Aktionsbündnis von zehn bis 15 Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern sieht das etwas anders. Mit einer Online-Petition sammelt die Initiative aktuell Unterschriften gegen die Sparmaßnahmen der Universität. Aktuell hat die Gruppe schon mehr als 1.800 Unterschriften zusammen. Ab 2.500 muss sich der Senat der Hochschule mit dem Thema beschäftigen. Das wäre ein wichtiger Schritt, findet Peter Förster vom Aktionsbündnis. Denn aktuell würden noch viel zu wenig Menschen von den Plänen wissen. Dabei könnten die Kürzungen für alle Studierenden Konsequenzen haben, befürchtet Förster: "Wenn es weniger Mitarbeiter gibt, könnte das den Numerus Clausus erheblich anheben. Denn dann gibt es noch weniger Studienplätze als jetzt schon."

Förster geht aktuell davon aus, dass an der Humanwissenschaftlichen Fakultät mindestens 15 Prozent der aktuellen Studienplätze wegfallen könnten. Besonders hart könnte der Stellenabbau Förster zufolge aber die WiSo-Fakultät treffen. Er geht davon aus, dass nahezu jeder dritte wissenschaftliche Mitarbeiter gehen könnte. Zuletzt wurde bekannt, dass die Juniorprofessur für Türkische Sprache und Kultur nicht verlängert wird. Auch ganze Studiengänge im Bereich der Heilpädagogik stehen zur Diskussion.

Dabei wäre die Lösung aus Försters Sicht ganz einfach: Würden das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund die öffentliche Grundfinanzierung der Universitäten ausbauen, gäbe es die Probleme Försters Meinung nach nicht. Er findet, dass der Haushalt der Hochschule zu sehr von Drittmitteln abhängt. Drittmittel die unter anderem durch Wettbewerbe wie die Exzellenz-Initiative an die Hochschulen kommen. Oder eben auch nicht.

AStA kritisiert Sparpläne

Der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) teilt Försters Kritik. "In der Praxis sind Drittmittel oft ein vergiftetes Geschenk, da zusätzlich zum eigentlichen Projekt auch die entsprechende Verwaltung und Infrastruktur mitfinanziert werden muss", erklärt Sprecher Florian Puttkamer. Besser wäre es seiner Meinung nach, wenn sich der Bund über einzelne Initiativen und den Hochschulpakt hinaus an der Grundfinanzierung aller Hochschulen beteiligen würde.

Das Land finanziert aktuell mehr als die Hälfte des Uni-Haushalts. Etwa 220 Millionen von insgesamt 830 Millionen Euro stammen aus Drittmitteln. Die 17 Millionen Euro, die jetzt gespart werden sollen, entsprechen also einem Anteil von etwas mehr als zwei Prozent des Gesamtbudgets. Keine besonders hohe Zahl, scheint es auf den ersten Blick. "Allerdings trifft diese Kürzung vor allem die kleinen Fächer, die sowieso schon mit wenig Mitteln ausgestattet sind", sagt Puttkamer.

Dem stimmt auch Isolde Ruhdorfer zu: "Irgendwelche naturwissenschaftlichen Studiengänge würden wahrscheinlich nicht gestrichen werden. Aber so ein Fach, das unfassbar wichtig ist und leider kein Geld bringt, schon." Die angehende Studentin lässt sich die Vorfreude auf ihr Studium trotzdem nicht nehmen. Sogar ein bisschen Kyrillisch hat sie sich schon angeeignet.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Isolde Ruhdorfer
  • Gespräch mit Daniel Bunčić
  • Gespräch mit Patrick Honecker
  • Gespräch mit Peter Förster
  • Gespräch mit Florian Puttkamer
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