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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rauchtöpfe und Sprechchöre Tausende protestieren bei Kurden-Demo für Öcalan
PKK-Chef Abdullah Öcalan ist seit einem Vierteljahrhundert in türkischer Haft. In Köln setzen sich Tausende Menschen bei einer Großdemo für seine Freilassung ein.
Mehrere Tausend Menschen kurdischer Abstammung haben am Samstag, dem 16. November, in der Kölner Innenstadt für Abdullah Öcalan demonstriert. Sie zogen von der Deutzer Werft über die Severinsbrücke zum Heumarkt und von dort über die Deutzer Brücke zurück zu der großen Veranstaltungsfläche am Rhein. Viele Teilnehmer trugen Fahnen mit dem Konterfei von Öcalan. Der Gründer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei sitzt seit 25 Jahren in türkischer Haft.
Bereits am Vormittag füllte sich die Deutzer Werft an der Siegburger Straße mit Menschen. Sie waren aus allen Teilen Deutschlands angereist, ebenso aus dem benachbarten Ausland und der Türkei selbst. Große Gruppen, die mit Bussen gekommen waren, zogen zu dem Gelände.
15.000 Personen hatten die Organisatoren für die Demonstration am Samstag angemeldet. Es dürften jedoch deutlich weniger, eher 10.000 Menschen, gewesen sein. Die Polizei spricht von "mehreren Tausend". Bereits im Februar hatte die kurdische Gemeinschaft auf der Deutzer Werft demonstriert, damals war es friedlich geblieben. Dennoch hatte die Polizei ein großes Aufgebot aufgefahren, fast 1.000 Beamte waren vor Ort.
Öcalan blickt "wie der Große Bruder" von Plakaten und Fahnen
Viele Demonstrierende trugen rot-gelb-grüne Kufiyas in den Farben der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung. Auf einer großen Bühne heizten zwei Rednerinnen und Redner der Menge mit markigen Worten in deutscher und kurdischer Sprache ein. Die kurdische Bewegung stehe für den Frieden, die Freilassung Öcalans werde ein Signal der Völkerverständigung sein.
Abdullah Öcalan hatte einst die PKK gegründet, war nach Mordanschlägen im Namen der Partei allerdings zur Fahndung ausgeschrieben gewesen. Vor 25 Jahren wurde er festgenommen und sitzt seitdem auf einer Gefängnisinsel in der Türkei in Haft. Die PKK ist in den USA und der EU verboten.
Gegen 12 Uhr setzte sich die Menge in Bewegung, zog über die Siegburger Straße zur Severinsbrücke. Dabei wurden einige Rauchtöpfe gezündet, die Polizei schritt nicht ein. Über hundert Ordner lenkten den Demonstrationszug in seine Bahn, die Protestierenden ließen eine Fahrspur für Rettungskräfte frei. Nebenher setzte sich noch eine kleinere Kundgebung in Bewegung, die dem linksautonomen Spektrum zuzuordnen war. Sie forderte "die Befreiung der Arbeiterklasse und die Zerschlagung der Nato".
Polizei bringt einige Verstöße zur Anzeige
Auf der Brücke musste der Zug mehrmals gestoppt werden. "Ob Öcalans Porträt gezeigt werden darf, ist kontextabhängig. An sich ist es nicht verboten, im Bezug auf die PKK aber schon", sagte Polizeisprecher Philipp Hüwe. Die Polizei habe einige Verstöße zur Anzeige gebracht. "Es muss nun geprüft werden, ob da eine Straftat vorliegt."
Zwei Personen sei durch die Schwingungen der Brücke schwindelig geworden. "Sie wurden vom Rettungsdienst behandelt. Auch hier wurde die Demonstration in Absprache mit der Versammlungsleitung kurz gestoppt." Der Protest endete mit einer erneuten Kundgebung auf der Deutzer Werft. Bis zum Abschluss blieb die Versammlung friedlich.
- Reporter vor Ort