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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Endlich Torjäger! "Zauberfuß" Waldschmidt macht den FC froh
Luca Waldschmidt zaubert den 1. FC Köln zum Sieg gegen den SSV Ulm. Sein Tor zum 2:0 zeigt, warum die Geißböcke so große Hoffnungen in den Stürmer legen.
Als Luca Waldschmidt am Samstag in der 48. Minute Maß nahm und den Ball mit links aus 18 Metern in den Winkel jagte, war das Spiel gelaufen. Der 1. FC Köln hatte dem SSV Ulm den Stecker gezogen. Die Geißböcke waren fortan nie mehr gefährdet und gewannen verdient, wenn auch wenig spektakulär.
Dass ausgerechnet Waldschmidt zum Matchwinner wurde, war dabei durchaus bezeichnend. Der FC hatte für einmal kein Offensiv-Feuerwerk abgebrannt, dafür aber anders überzeugt. Mit weitgehend konsequenter Laufarbeit, mit hohen Ballgewinnen und mit defensiver Konzentration, die schon im Angriff begann – bei Waldschmidt.
Gegen den Ball stark, vor dem Tor eiskalt
"Bei Luca ist es wichtig, dass er auch gegen den Ball ins Spiel findet. Ich habe heute viele defensive Tempoläufe von ihm gesehen. Da hat er sich das Zutrauen für offensive Aktionen geholt", lobte Sportchef Christian Keller hinterher. Das sah auch Trainer Gerhard Struber so. "Den Job gegen den Ball nimmt er richtig ernst und investiert viel. Das ist für mich wichtig, dass er sich da von seiner starken Seite zeigt."
Die FC-Fans jubelten freilich vor allem über seinen sehenswerten Treffer. "Man sieht, was der mit seinem linken Zauberfuß in die Wiege gelegt bekommen hat", sagte Struber. Der Torschütze selbst gab zu: "Den wollte ich genau dorthin haben", sagte Waldschmidt nach der Partie zufrieden. "Ich muss nicht drum herum reden, dass ich Spaß habe am Fußballspielen. Das ist für mich extrem wichtig."
Waldschmidt: "Nicht unser bestes Spiel"
Diesen Spaß hat Waldschmidt wiedergefunden. Nach einem harten Jahr beim FC mit dem Abstieg als Folge, war der 28-Jährige auch in diese Saison mit großen Problemen und schwachen Leistungen gestartet. Doch in den letzten beiden Spielen traf der Ex-Nationalspieler jeweils, und so ist Kölns Hoffnung groß, dass bei Waldschmidt der Knoten geplatzt ist. In dem Wissen, dass der Linksfuß für die Geißböcke zu einem Schlüsselspieler im Kampf um den Aufstieg werden könnte.
"Wir haben heute nicht unser bestes Spiel gemacht", sagte Waldschmidt. "Wir hatten zwar nicht viele Chancen, aber das war nicht so entscheidend. Entscheidend waren die drei Punkte und dass wir zu null gespielt haben." Darüber freuten sich hinterher auch Waldschmidts Teamkollegen und die FC-Verantwortlichen. Die Stimmen nach dem Sieg gegen Ulm:
Das sagten Keller und Struber
Christian Keller: „Heute war es definitiv kein Spekakel. Von der Tribüne war es nicht so schön anzusehen wie andere Spiele, aber dafür steht ein hochverdienter Sieg. Ich würde es in der Kategorie Arbeitssieg einsortieren. Es ist wichtig, dass wir das auch mal hinbekommen und eine gute Balance in unserem Spiel haben. Es war am Schluss erfolgreich gegen eine extrem robuste Mannschaft mit extremer Disziplin in der Arbeit gegen den Ball. Für Luca freut es mich. Bei ihm ist wichtig, dass er auch gegen den Ball ins Spiel findet. Ich habe heute viele defensive Tempoläufe von ihm gesehen, wo er auch Balleroberungen hatte. Da hat er sich das Zutrauen für offensive Aktionen geholt.”
Gerhard Struber: "Es war das erwartet schwierige Spiel gegen einen Gegner, der sehr viel in die Waagschale wirft und eine große Zweikampf-Mentalität zeigt. Eine Mannschaft, die nicht aufgibt und auch in Unterzahl sehr viel investiert hat. Wir haben aber sehr viel Dominanz gezeigt, die Überzahl hat uns natürlich geholfen, das über die gesamte Spielzeit regeln zu können. Wir haben gute Pressing-Auslöser gefunden – sei es bei der Roten Karte oder vor dem 2:0. Da waren wir smart und stabiler als im letzten Spiel. Wir haben praktisch gar keine Torchance zugelassen und waren in der Summe ein Stück weit restriktiver als davor. Das hat uns heute zu drei Punkten geführt – und einem Zu-Null-Spiel. Die Bedeutung dieser drei Punkte war für uns in Anbetracht der Tabelle sehr groß."
Das sagten Kapitän Hübers und Martel
Timo Hübers: "Wir wollten mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen. Das ganze Konstrukt heute war ein Schritt nach vorne. Wir haben gerade in der zweiten Halbzeit eine ganz andere Intensität in den Zweikämpfen an den Tag gelegt. Das war der Schlüssel. Mein Tor war nicht einstudiert, auch wenn wir es so heute verkaufen könnten (lacht). Geplant war es nicht, aber genau dafür soll dort im Raum einer stehen, damit der Gegner den Ball nicht klären kann. Wir haben dann das Beste daraus gemacht. Schön ist, dass wir zu null gespielt haben. Das sollte uns Selbstvertrauen geben. Da gilt es jetzt dran zu bleiben und eine gute Balance zu finden. Die Torchancen waren bislang die Regel, aber hinten dürfen wir noch weniger Tore kassieren. Damit haben wir heute gut angefangen."
Eric Martel: "Nach gefühlten zwei Niederlagen den Sieg zu holen, ist wunderschön und erleichtert. Es muss nicht immer ein Fußballfest oder Spektakel sein, sondern ein Sieg, der sich in der Tabelle bemerkbar macht. Keiner hat das 4:4 mit Absicht gemacht. Wir mussten daraus lernen. Das haben wir auch. Jetzt geht es darum, daran anzuknüpfen und die nächsten Spiele so angehen, dass wir Punkte einfahren. Die Rote Karte hat uns geholfen, dass wir mehr Räume hatten und den Ball laufen lassen konnten. Wir haben nach dem 2:0 hinten dicht gemacht und die Null gehalten. Das gibt jedem Sicherheit, vor allem einem Torhüter. Das ist für jeden schön."
- Geissblog