Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.1. FC Köln Unwürdiger Schlussakt: Dieser FC hatte die Rettung nicht verdient
Mit einer Blamage zum Abstieg: Der 1. FC Köln muss in die Zweite Liga. Das Heidenheim-Debakel war Sinnbild für den qualitativen Verfall in der Mannschaft.
Nun ist es also perfekt. Als Schiedsrichter Tobias Welz den 1. FC Köln am Samstagnachmittag um 17:22 Uhr in Heidenheim erlöste und abpfiff, war der siebte Abstieg der Geißböcke besiegelt. Alles Hoffen hatte nichts genutzt. Im Gegenteil: Was die Spieler im Endspiel am 34. Spieltag zeigten, war eines 1. FC Köln unwürdig.
Eine leblose Kölner Mannschaft ließ sich von Heidenheim nach allen Regeln der Kunst auseinandernehmen. Ohne große Gegenwehr, ohne Emotionen und vor allem ohne jeden erkennbaren Willen, sich gegen den Abstieg zu stemmen, ließ man die Niederlage über sich ergehen. Das Ergebnis: ein Spiel, das schon nach einer halben Stunde entschieden war – und ein Abstieg, dessen Zustandekommen mit dieser Nicht-Leistung noch einmal ausführlich erklärt wurde.
Fußball lässt sich nicht kalkulieren
Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte vor der Saison geglaubt, das fußballerische Risiko kalkulieren zu können. Doch Fußball lässt sich nicht kalkulieren, das gelingt nur bei Finanzen. Bei den Finanzen mag Keller viele richtige Entscheidungen im Sinne des Klubs getroffen haben. Im Sport, seinem Kerngeschäft, hat er jedoch komplett daneben gelegen. Das wurde am Samstag noch einmal überdeutlich.
Der Sportchef hat dafür bereits die Verantwortung übernommen. Das muss er allerdings auch, denn Keller ist keiner, der in großer Runde entscheiden lässt. Er bespricht zwar in großer Runde, dann aber entscheidet er allein. So auch in der Kaderplanung. Und bei dieser war er der Überzeugung, dass sich schon drei schlechtere Teams würden finden lassen. Doch mit einer solchen Herangehensweise ist das Scheitern in der Regel vorprogrammiert.
Keller muss sich der Verantwortung stellen
Wer eine Saison nicht nach dem maximal möglichen Erfolg plant, sondern auf der Basis, mit dem geringstmöglichen Finanzaufwand den Abstieg zu verhindern, für den kann es nur in eine Richtung gehen: nach unten. Dabei gilt eigentlich: Die Lust auf das Gewinnen muss größer sein als die Angst vor dem Verlieren. Doch Letzteres prägte – und lähmte – über die gesamte Saison hinweg die Mannschaft. Wohl auch, weil die Grundlage für dieses Gefühl schon im Sommer 2023 gelegt wurde.
Dem Kader fehlte nicht nur die fußballerische Qualität, sondern auch die mentale Stabilität – demonstriert in Heidenheim, als das Team beim kleinsten Widerstand in sich zusammenfiel. Keine Leader, keine Stützen, keine Achse: Die Mannschaft zeigte sich über weite Strecken der Saison nicht wehrhaft genug. Daran konnte auch Timo Schultz nichts ändern, weil auch er Zeit benötigte, um einen Zugang zu den Spielern zu finden. Dafür war es am Ende zu spät.
Jetzt muss die Aufarbeitung beginnen
Der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte wäre vermeidbar gewesen. Nun ist es die Aufgabe aller Verantwortlichen, diesen brutalen Absturz aufzuarbeiten und dabei vor allem ehrlich zu sein. Viel zu lange wurden die Fehler schöngeredet, das Versagen auf äußere Umstände geschoben, die Verantwortung weitergereicht. Wer aber vor zwei Jahren noch mit 52 Punkten nach Europa stürmte und zwei Jahre später mit 27 Zählern sang- und klanglos absteigt, muss vor der eigenen Haustür kehren. Ein Weiter so darf es nicht geben.
Das erwarten die Fans, die bis zuletzt hinter der Mannschaft standen. Das erwarten die fast 140.000 Mitglieder, die dem aktuellen Präsidium vertraut hatten. Das erwarten auch die vielen Mitarbeiter am Geißbockheim, die nichts für den Abstieg konnten, nun aber ausbaden müssen, was im Sport vergeigt wurde. Die Analyse muss knallhart und transparent erfolgen und schon am Sonntag beginnen. Das sind die Verantwortlichen dem gesamten Klub schuldig.
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