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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Nach Heimpleite: Fans fordern Rauswurf von Sportchef Keller
Der 1. FC Köln steht vor dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte. Nach der 0:2 (0:0)-Niederlage gegen Darmstadt 98 kochten im Stadion die Emotionen hoch.
Bereits zur Halbzeitpause wurden die Spieler des 1. FC Köln beim Stand von 0:0 mit lautstarken "Wir wollen euch kämpfen sehen"-Rufen in die Kabine verabschiedet. Die Leistung der Geißböcke hatte am Samstagmittag im vielleicht vorentscheidenden Spiel um den Klassenerhalt einmal mehr nichts mit Bundesliga-Fußball zu tun gehabt.
Nach der blamablen 0:2-Niederlage gegen das Tabellenschlusslicht aus Darmstadt brachen dann schließlich erstmals in dieser Saison die Dämme im Rheinenergiestadion. "Wir haben die Schnauze voll", schallte es durch Müngersdorf. Namentlich wurde zudem Sportchef Christian Keller in die Kritik genommen. Die "Keller raus"-Rufe waren nicht zu überhören.
So reagiert der Sportchef auf die "Keller raus"-Rufe
"Es war ein brutal wichtiges Spiel und wir spielen größtenteils nicht auf Bundesliga-Niveau. Ich bin hauptverantwortlich und es ist dann okay, wenn die Leute ihren Frust rauslassen", versuchte der Sport-Geschäftsführer sachlich zu bleiben und die negativen Emotionen nicht an sich heranzulassen.
Aus nächster Nähe bekamen derweil die Spieler den Frust der Fans ab. Diese waren zunächst auf Höhe des Strafraums stehen geblieben. Einige Ultras hatten sich jedoch unmittelbar hinter der Bande platziert und forderten die Mannschaft mit Gesten auf, sich zu stellen. Zaghaft traten die Spieler den Gang hinter das Tor an.
"Es ist klar, dass die Fans sauer sind und ihren Zorn rauslassen. Das ist verständlich", sagte Florian Kainz hinterher. Mit wenigen Worten versuchte der Kapitän widerzuspiegeln, was die Fans ihnen mit auf den Weg gegeben hatten: "Sie haben gesagt, dass sie nicht zufrieden sind, wir alles reinhauen sollen, aber sie uns jetzt erstmal nicht sehen wollen. Solche Situationen sind als Fußballer nicht schön."
Auch Timo Hübers zeigte Verständnis für den Unmut der Fans, die sich nun dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte gegenübersehen. "Für uns war es auch ein scheiß Nachmittag", sagte der Innenverteidiger. "Es ist legitim, dass dann mal blödere Worte fallen."
Die weiteren Stimmen zum Spiel
Florian Kainz: "Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Wir haben es nicht geschafft, uns gute Torchancen herauszuspielen, wir waren zu ungenau und verunsichert. Mit dem Ball hatten wir keine guten Lösungen. Die Enttäuschung ist groß. Wir hatten die letzten Spiele immer schon Druck. Wir schießen zu Hause gegen Darmstadt wieder kein Tor. Natürlich ist die Situation nicht einfach. So aufzutreten, ist eine große Enttäuschung."
Timo Hübers: "Es ist eine ziemlich große Enttäuschung. Nicht nur bei den Fans und jedem, der es mit dem FC hält. Auch wir haben uns das ganz anders vorgestellt. Wir wollten es unten nochmal richtig spannend machen und den ein oder anderen mitreinziehen. Der letzte Mut und die letzte Entschlossenheit ist uns abhandengekommen. Das Herz ist uns in die Hose gerutscht. Es ist ein menschliches Naturell, dass es nicht leistungsfördernd ist, wenn man was zu verlieren hat. Es ist die Kunst, das in positive Energie umzuwandeln. Das haben wir nicht geschafft."
- Nach Niederlage gegen Darmstadt: Frust bei FC-Fans ist riesig
Christian Keller: "Ein bitteres Spiel mit einer ganz schlechten Leistung. Die ersten 15 Minuten waren okay. Nach dem Pfostenschuss von Alidou war es nur noch Stückwerk. Mit dem Ball war es ganz wenig. Das, was wir auf den Platz gebracht haben, war kein Bundesliga-Niveau. Diesen Gegner muss man, wenn man Bundesliga-Anspruch hat, zu Hause besiegen. Zu viele Spieler haben nicht auf den Platz gebracht, was sie können. Ich fand die Innenverteidiger noch solide, aber dann komme ich schon nicht mehr viel weiter."
Timo Schultz: "Wir sind maßlos enttäuscht. Über das Ergebnis, aber auch über die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben. Wir sind nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen. Wir haben es nicht geschafft, befreit draufloszuspielen. Es sind noch vier Spiele und es ist noch alles möglich. Vielleicht ist es die Gelegenheit, alles von Bord zu werfen und eine 'Scheißegal'-Stimmung zu initiieren."
Darmstadt-Coach Torsten Lieberknecht: "Wir sind erleichtert und freuen uns über diesen Dreier nach langer Zeit. Die Jungs haben in der ersten Halbzeit mal selbst geregelt. Sie haben sich für eine physische Partie belohnt. Wir wissen, gegen wen wir gewonnen haben und genießen den Sieg. Aber wir feiern nicht ausufernd, dafür gibt es auch keinen Anlass."
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