Im Stadion Polizei erwägt Alkoholverbot zur Fußball-EM in Köln
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Am 15. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Köln. Innenministerin Nancy Faeser besuchte im Vorfeld das Stadion in Köln. Die Polizei diskutiert derzeit ein Alkoholverbot zu den Spielen.
Noch 100 Tage, dann beginnt mit der Partie Ungarn gegen die Schweiz auch in Köln die Fußball-Europameisterschaft. Bundesinnenministerin Nancy Faeser stattete dem Stadion in Müngersdorf am Donnerstag einen Besuch ab und informierte sich im Beisein von Oberbürgermeisterin Henriette Reker über den Stand der Planungen.
Begrüßt von den Klängen von "Unsere Stammbaum" erschienen die beiden zum Pressetermin mit übergroßem EM-Pokal und Maskottchen Albärt. "Viele Nationen sind bei uns zu Gast, wir sind uns der Verantwortung bewusst", sagte Reker. "Wir wollen eine Umgebung für sichere und friedliche Spiele schaffen. Dafür haben wir konkrete, zuversichtliche Ideen. Köln ist leidenschaftlich und sportbegeistert, damit können wir uns zeigen."
Reker freut sich auf internationale Gäste in Köln
Neben dem Spiel Ungarn gegen die Schweiz – das zweite EM-Spiel überhaupt – spielen auch Schottland gegen die Schweiz und England gegen Slowenien in Köln. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Massen schottischer und englischer Fans in den Kneipen der Altstadt das Kommando übernehmen. Zumindest Reker hat keinen Zweifel daran, dass es friedlich bleiben wird.
"Wir freuen uns auf unsere Gäste in Köln. Da will ich niemandem unterstellen, dass er hier gewalttätige Aktionen plant. Wir haben außerdem die Möglichkeit, die Fans zu steuern und auf Ausweichflächen zu leiten, wo sie auch ohne Eintrittskarte ein Fußballfest erleben können", sagte die Oberbürgermeisterin. Wo genau diese Ausweichflächen sein werden, stehe noch nicht fest. "Wir haben aber konkrete Ideen."
Innenministerin zieht positives Zwischenfazit
Innenministerin Nancy Faeser zog ein positives Zwischenfazit: "Die Vorfreude steigt, Köln ist sensationell vorbereitet", sagte sie. "Die Stadt verfolgt ein wertegeleitetes Konzept, auch beim sportlichen und kulturellen Rahmenprogramm." Die Sicherheitsbehörden seien gut vernetzt. "Kompliment auch an meinen NRW-Kollegen Herbert Reul, denn vier Austragungsorte in einem Bundesland sind nicht banal."
Eingebunden würden geschulte Fanbetreuer der jeweiligen Länder. Sie entstammten der Fanszene, seien dort hochgeachtet und wüssten über Eigendynamiken der Gruppen Bescheid und könnten auf sie einwirken. "Zugleich werden auch Polizeibeamte aus Schottland und England vor Ort sein. Wir glauben, wenn die Fans ihre eigene Polizei aus ihren Stadien erkennen, wissen sie, wie weit sie gehen können. Das Konzept haben wir uns schon bei der WM 2006 zunutze gemacht."
Leitender Polizeidirektor: Alkoholverbot wird diskutiert
Doch auch die Polizei bereitet sich vor, mit Besuchen in ausländischen Arenen. Eine Delegation um Martin Lotz, leitender Polizeidirektor und Polizeiführer bei Großlagen, besuchte im November 2023 das Wembley-Stadion in London. Sie sahen einen müden Kick der Three Lions, die Malta mit 2:0 bezwangen. Doch der Fokus der Polizei lag nicht auf dem Spiel, sondern auf den Regeln in englischen Stadien. Auf den Rängen herrscht Alkoholverbot, Fans dürfen nur bei Torjubel aufstehen.
Eine Blaupause für die Spiele in Köln? "Ein Alkoholverbot wird derzeit diskutiert", gab Lotz am Donnerstag zu Protokoll. "Wir werden mit einem großen Polizeiaufgebot nicht nur am Stadion, sondern auch in der Stadt unterwegs sein und hoffen, dass alles friedlich bleibt." Das hänge auch mit der Spielpaarung im Achtelfinale zusammen, die erst nach den Gruppenspieltagen feststeht. "Da könnte es noch mal anstrengender werden."
Insgesamt, so ist am Donnerstag zu hören, bereiteten sich die EM-Städte gut auf ihre Gäste vor und fragten aktiv nach, was sie tun können, um ihnen ein bestmögliches Fußball-Erlebnis zu bieten. Den Rest erledigen ihre Mannschaften auf dem Feld.
- Reporter vor Ort