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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großdemonstration Tausende Kurden fordern in Köln Freiheit für Öcalan
Tausende Kurden haben für die Freilassung des inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan demonstriert. Die Polizei schätzte die Zahl der aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmer auf die erwarteten 15.000.
Mehrere Tausend Menschen kurdischer Abstammung haben am Samstag in der Kölner Innenstadt demonstriert. Sie zogen von der Deutzer Werft über die Severinsbrücke zum Heumarkt und von dort über die Deutzer Brücke zurück zu der großen Veranstaltungsfläche am Rhein. Viele trugen Fahnen mit dem Konterfei von Abdullah Öcalan. Der Gründer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei sitzt seit 25 Jahren in türkischer Haft.
Bereits am Vormittag füllte sich die Deutzer Werft an der Siegburger Straße mit Menschen. Sie waren aus allen Teilen Deutschlands angereist, ebenso aus dem benachbarten Ausland und der Türkei selbst. Immer wieder zogen große Gruppen, die mit Bussen gekommen waren, zu dem Gelände, wo vor einigen Wochen auch 70.000 Menschen gegen die AfD demonstriert hatten.
15.000 Personen hatten die Organisatoren für die Demonstration am Samstag angemeldet. "Eine durchaus realistische Zahl angesichts der Menschenmenge auf der Deutzer Werft", sagte Annemarie Schott, Sprecherin der Kölner Polizei. Die Demoteilnehmer tanzten und sangen gemeinsam, viele trugen rot-gelb-grüne Kufiyas in den Farben der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung. Statt einer großen Kundgebung – die Bühne wurde am Vormittag noch aufgebaut – versammelten sich die Teilnehmenden vor kleineren mobilen Lautsprechern, an denen Wort- und Musikbeiträge zu hören waren.
Die PKK ist verboten
Oft ging es darin um die Befreiung der Arbeiterklasse und gegen Faschismus, weswegen auch Angehörige der kommunistischen MLPD vor Ort waren. Andere forderten mit Blick auf die gerade stattfindende Münchner Sicherheitskonferenz die Zerschlagung der Nato. Der überwiegenden Mehrheit der Menge ging es aber um die Freilassung von Abdullah Öcalan.
Er hatte einst die PKK gegründet, war nach Mordanschlägen im Namen der Partei allerdings zur Fahndung ausgeschrieben gewesen. Vor 25 Jahren wurde er festgenommen und sitzt seitdem auf einer Gefängnisinsel in der Türkei in Haft. Die PKK ist in den USA und der EU verboten.
Wie der Große Bruder aus dem Roman "1984" blickte er am Samstag von Tausenden Fahnen und Plakaten herunter, "Freiheit für Öcalan" stand darunter. "Das Zeigen von Öcalans Porträt ist an sich nicht verboten. Sobald Bezug auf die PKK genommen wird, liegt ein verbotenes Symbol und damit möglicherweise eine Straftat vor", erklärte Schott. In ein paar wenigen Fällen habe die Polizei Verstöße angezeigt.
Groß war das Polizeiaufgebot vor Ort. Hunderte Beamten in voller Schutzausrüstung standen bereit. "Aus vergleichbaren Fällen wissen wir, dass das Thema von hoher Emotionalität begleitet wird und die Teilnehmer möglicherweise auf Gegner treffen. Um die freie Meinungsäußerung und das Versammlungsrecht zu schützen, haben wir uns angesichts der hohen Teilnehmerzahl entsprechend aufgestellt", sagte Schott.
Gegen 12.20 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und zog über die Severinsbrücke auf die linke Rheinseite und Richtung Heumarkt. "Auf der Brücke gab es einen Rettungswageneinsatz, weil einzelnen Teilnehmern durch die Schwingungen schwindelig geworden ist", so die Polizei. Außerdem sei ein Rauchtopf gezündet worden. Auch auf dem Gelände der Deutzer Werft kam es vereinzelt zum Gebrauch von Pyrotechnik. Insgesamt blieb die Demonstration bis zum Nachmittag aber friedlich.
- Reporter vor Ort