Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Dauerregen an Weiberfastnacht Karneval ist, wenn man trotzdem feiert
Feste muss man feiern, wie sie fallen. Das haben viele Kölner beim Dauerregen an Weiberfastnacht bewiesen. Zum Beispiel im Kwartier Latäng.
"Petrus muss ne Kölsche sin": Das sagt man, wenn beim Karneval in Köln die Sonne scheint. Aber davon konnte in diesem Jahr keine Rede sein. Petrus hat der Stadt an Weiberfastnacht den Rücken gekehrt und die Kölner im Regen stehen lassen.
Egal, ob in der Altstadt, auf den Ringen oder im Kwartier Latäng – an den üblichen Hotspots herrschte an Weiberfastnacht vergleichsweise tote Hose. Der übliche Froh- und Wahnsinn der Karnevalstage zwar, aber alles etwas kleiner und nasser. Nur Polizei, Ordnungskräfte und Rettungsdienste dürften sich über die Wolkenbrüche gefreut haben, weil das große Chaos ausblieb, das sonst den Straßenkarneval in Köln begleitet.
Selbst an der Zülpicher Straße war weniger Andrang
Besonders gut ließ sich die Wirkung des Wetters an der Zülpicher Straße beobachten, auf der das schmutzige Wasser in großen Pfützen stand. Am 11.11. wurde die Straße bereits am frühen Morgen gesperrt, in den vergangenen Sessionen im Laufe des Vormittags. Doch in diesem Jahr konnte der Durchlass ohne Sperrungen weiter gehen, eine volle Auslastung erreichte die Feiermeile im Kwartier Latäng diesmal nicht.
Eine Frage der Entschlossenheit
Gefeiert haben die Hartgesottenen auf der Zülpicher Straße aber natürlich trotzdem: Kaum oder zu dünn bekleidet tranken und amüsierten sich die Jugendlichen in der Obhut der Polizeibeamten, bis sie entweder zu viel Flüssigkeit von oben oder aus der Bierdose hatten. Verstehen muss man nicht, warum es so viel Spaß macht, im strömenden Regen zu trinken, der die Kostüme aufweicht und die Schminke verschmiert. Aber ein Zugeständnis muss man machen: Zäh und entschlossen waren sie, die jungen Leute, die unter den schwarzen Wolken tanzten und lachten, weinten und bützten.
Die Zustände auf der Zülpicher Straße führen in jedem Jahr zu viel Kritik und das auch berechtigt. Aber etwas kann man sich dennoch von der wilden Meute abschauen, die hier an Weiberfastnacht den durchnässten Bären hat steppen lassen: Karneval ist, wenn man trotzdem feiert. In guten wie in schlechten Zeiten, in der Sonne wie im Regen.
- Reporter vor Ort