Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Verbote von Konzerten und Stadtfesten Profi-Musik ist kein Lärm
Das Kölner Ordnungsamt stoppt Gratis-Konzerte im Park und ein Veedelsfest – Peter Brings versteht die Welt nicht mehr. Und fordert eine neue Definition von Kultur.
Streng, strenger … Ordnungsamt! Der Stopp der Freiluft-Konzerte von Bernd Delbrügge und Ebasa Pallada im Rochuspark hat mich diese Woche ehrlich schockiert. Denn hier haben nicht – wie man angesichts der Härte der Ordnungshüter vermuten könnte – Profi-Musiker illegal ein kommerzielles Konzert mit Eintrittskarten und Ausschankwagen durchgezogen. Im Gegenteil: Die beiden Musiker spielen komplett kostenlos und haben sich schon in der Pandemie eine kleine Fangemeinde aufgebaut.
Übrigens: Wir reden hier von Musik mit Saxophon und Trompete, nicht von einer AC/DC- Coverband. Getragene Musik zum Chillen, zum Auf-einer-Decke-Sitzen und Zuhören. Bernd und Ebasa sind Könner. Die haben's drauf. Von Lärmbelästigung kann keine Rede sein.
Diese kleinen Konzerte von der Parkbank aus sind doch ein Teil dessen, worauf wir uns in Köln so gerne berufen: bunt, friedlich, kulturell – halt "anders" als die anderen. Aber das endet mal wieder mit einer behördlichen Verfügung. Die Empörung der beiden Musiker und der Zuhörer ist völlig berechtigt. Wem soll das weh tun?
Weggejagt wie Straßenmusiker
Da kommt das Ordnungsamt mit dem Auto durch den Park gefahren (Ganz nebenbei: Haben die keine Dienst-Fahrräder?) und beendet das Zusammensein bei guter Musik. Weggejagt wie Straßenmusiker, die sich nicht an die in den Fußgängerzonen geltenden Regeln halten. Im Rochuspark ging es nie ums Geldverdienen, es geht um Musik für lau.
Bei mir kommt da ganz schnell die Frage auf, wie die Stadt Köln mit Kultur und dem Geld aus öffentlichen Kassen umgeht. Wo stehen wir noch gleich bei den Kosten für die Sanierung von Oper und Schauspiel? Eine Milliarde Euro waren es zuletzt, oder?
Es ist immer falsch und spielt immer den falschen Leuten in die Tasche, wenn wir geförderte Kultur gegen autonome, freie Kultur ausspielen. Wie viele Kölner und Kölnerinnen, die den Klängen im Park gelauscht haben, werden in unbekannter Zukunft in die Oper gehen? Das weiß keiner.
Für die kulturelle Power in der Stadt
Kultur definiere ich so: Menschen kommen zusammen, pflegen ihre Art des Zusammenlebens. Das kann in Abendgarderobe in der Oper sein. Das kann auf einer Decke im Park sein. Das kann auch das seit Jahrzehnten gefeierte Wiesenfest der KG "Löstige Langeler" auf einem Spielplatz sein. Da gab es ja in dieser Woche auch eine Ansage der Stadt, das sei so nicht mehr zu machen. Alkoholausschank auf einem Spielplatz sei nicht hinzunehmen.
Ich kann mir vorstellen, dass der Platz, auf dem das Fest seit 1956 gefeiert wurde, nach dem Aufräumen durch die Veranstalter immer sauberer war als zuvor. Das sehen die Menschen in Porz wohl genauso. Eine Unterschriftenaktion der KG hat großen Zuspruch, die Stadt ist auch zum Gespräch bereit. Mit einer Karnevalsgesellschaft legt man sich schließlich auch nicht leichtfertig an. Su is dat in Kölle!
Jede Kultur braucht Raum. Das gilt für ein Nachbarschaftsfest in Porz-Langel und das gilt für coolen Chill-Out-Jazz im Park. Wir sind doch glücklich über die kulturelle Power unserer Stadt. Lasst uns dafür streiten!
- Eigene Gedanken des Autors