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Gutachten im Fall Lindemann: "Wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt"


Rechtsmediziner äußert sich
"Der Name Till Lindemann war mir unbekannt"

Von t-online, snh

Aktualisiert am 31.08.2023Lesedauer: 2 Min.
Till Lindemann: Gegen den Rammstein-Sänger liegen Missbrauchsvorwürfe vor.Vergrößern des Bildes
Till Lindemann: Gegen den Rammstein-Sänger liegen Missbrauchsvorwürfe vor. (Quelle: IMAGO/Claudio Bresciani / TT)

Markus Rothschild hat das Gutachten im Fall des Rammstein-Sängers Till Lindemann erstellt. t-online hat mit dem Rechtsmediziner aus Köln gesprochen.

Markus Rothschild ist Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität zu Köln. Der Rechtsmediziner hat im Auftrag der Kanzlei Schertz Bergmann ein Gutachten erstellt, welches die Missbrauchsvorwürfe gegen Till Lindemann entkräften soll*.

"So eine Anfrage, wie die von der Kanzlei Schertz Bergmann, ist ein ganz normaler Weg, wie er häufig vorkommt", erklärt Rothschild auf die Frage, wie es zu dem Gutachten kam. Die Kanzlei hatte den Professor beauftragt, anhand von Bildern die Verletzungen von Shelby Lynn zu beurteilen.

Gutachten anhand von Fotos sind selten

Die Nordirin hatte durch mehrere Posts in den sozialen Medien die Ermittlungen gegen Lindemann ausgelöst. Bilder im Internet zeigten großflächige Hämatome, die Lynn nach eigenen Angaben nach einer Aftershowparty der Band Rammstein an sich entdeckt hatte. Die 24-Jährige hatte Lindemann nie der körperlichen Gewaltanwendung bezichtigt. Dennoch sollte im Auftrag der Kanzlei ein Gutachten erstellt werden, um implizierte Vorwürfe gegen den Musiker zu entkräften. Alles zu Shelby Lynns Anschuldigen lesen Sie hier.

Tatsächlich werden Gutachten anhand von Fotos eher selten erstellt, erklärt Rothschild t-online: "Die Beurteilung von Verletzungen anhand von Bildern kommt in fünf bis zehn Prozent der Fälle vor." Normalerweise entstehen rechtsmedizinische Gutachten in Obduktionssälen oder bei einem Besuch im Krankenhaus. "Live ist ein Gutachten immer besser anzufertigen, allerdings waren die Bilder von Shelby Lynn im Zusammenhang mit ihren Schilderungen gut auszuwerten und sehr spezifisch", so Rothschild weiter.

"Wichtig, dass die Wahrheit ans Licht kommt"

Der Fall selbst, so sagt er, lässt Markus Rothschild kalt. Der Wahl-Kölner hatte es schon mit ganz anderen Fällen zu tun. Etwa mit den 26.000 Bildern eines syrischen Militärfotografen, die ausgewertet wurden und rund 7.000 Leichen zeigten.

"Ich kenne die Band Rammstein, auch wenn sie nicht meinem Musikgeschmack entspricht. Der Name Till Lindemann war mir bisher jedoch unbekannt." Rothschild sei es generell egal, wer ihn beauftrage oder um welchen Fall es sich handele. Wichtig sei, dass die Wahrheit ans Licht komme.

Im Fall Shelby Lynn deuten die Bilder laut Rothschilds Gutachten darauf hin, dass die Hämatome nicht durch sexualisierte Gewalt entstanden seien. Allerdings könne eine Fremdeinwirkung nicht "völlig ausgeschlossen werden". Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Till Lindemann aufgenommen. Dennoch gilt weiterhin die Unschuldsvermutung, Lindemann wurde bisher nicht rechtskräftig verurteilt.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band Rammstein weder offiziell um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Prof. Dr. Markus Rothschild
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