Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Am 9. Juli ist CSD Weltoffenes Köln? Wir haben noch viel zu tun!
Am 9. Juli findet die CSD-Parade in Köln statt. Peter Brings meint: Jeder Einzelne kann mithelfen, unser Köln noch offener zu machen.
Frei sein! Was bedeutet das für dich? Das Image unserer Stadt war und ist offen – offen für all die, die sich sonst überall verstecken müssten. Wie wir zum Schwulen- und Lesben-Mekka wurden, weiß ich gar nicht mehr und es ist auch egal. Wichtig ist, dass sich anscheinend viele hier sicherer fühlen, sich zu bekennen, als anderswo.
Hier ist erlaubt, was gefällt – so die Legende. Das echte Leben sieht natürlich anders aus. Das weltoffene Köln gibt sich jetzt wieder zwei Wochen die Ehre. So kenne ich das. Doch auch hier gibt es immer wieder Übergriffe auf anders lebende Menschen: Schwule, Lesben, trans Personen. Wir haben viel erreicht, aber wir haben auch noch viel zu tun. Und alle können dabei mithelfen.
Offen, wachsam, liebevoll – das zählt
Ich bin als Kind von meinen Eltern zu einem offenen Menschen erzogen worden. Wir hatten keine Vorurteile gegen andere Menschen, wie und wen auch immer sie geliebt haben. Heute weiß ich, wo sowohl Hass beginnen als auch Ausgrenzung aufhören kann: in der eigenen Familie. Ich bin Vater von drei Kindern und es liegt an mir, was ich ihnen mit auf den Weg ins Leben gebe. Offen, wachsam und liebevoll zu sein, das sind Werte in der heutigen Zeit, die wir dringender brauchen denn je. Wir alle sollten sie unseren Kindern und unserem Umfeld vermitteln.
Wir waren mit der Band schon zu Gast auf dem CSD. Es war eine Riesengaudi und wir haben gefeiert wie die Jecken. Mittlerweile ist der CSD eine feste Größe in der Stadt. Von überall kommen sie nach Köln. Bunter als der Rosenmontagszug und – wenn es sein muss – auch lauter.
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Jeder ist ein Star: in der Kneipe, im Aldi, an der Tanke
Ich bin glücklich, in so einer Stadt zu leben. In der als Hund verkleidete Männer sich an der Leine durch die Straßen führen lassen und alle "Tränen lügen nicht" singen. Hier ist alles möglich, denke ich dann immer. Hier kann man frei leben. Sich ausleben. Und damit kenne ich mich aus: Seit drei Jahrzehnten leben wir uns in dieser Stadt aus. Und die Stadt war immer gut zu uns. Wir verdanken dieser Stadt alles. Hier ist jeder ein Star. In der Kneipe, im Aldi oder an der Tanke.
Seit den 80ern ist schwuler Rock aus Köln ein Begriff für jeden Kölschrocker. "Zeltinger Band" – was für ein Urknall. Für die damalige Zeit sind diese Jungs ziemlich offen mit ihrer Sexualität umgegangen: "Ich bin en Tunt, bin känjesund" ("Ich bin eine Tunte, ich bin kerngesund"). Vielleicht sind das ja die Anfänge von dem, was heute hier los ist. Wäre doch ein schöner Gedanke. All das, was unsere Stadt ausmacht, ist über die Jahre gewachsen. Vieles davon unter harten Bedingungen. Wir freuen uns über jeden, der uns besucht, von Madonna bis Kiss. Aber am liebsten feiern wir Kölner uns immer noch selbst: beim Fußball, beim Eishockey, im Karneval, in der Kneipe, auf dem Schützenfest und besonders laut beim CSD.
- Eigene Gedanken des Autors