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"Letzte Generation": Dieser Mann wollte die Strafen der Klimaaktivisten zahlen


Ökoworld-Gründer Alfred Platow
Der Mann, der für "Klimakleber" in die Tasche greifen wollte

Von t-online, fe

Aktualisiert am 05.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Klimaaktivisten kleben sich auf die Straße (Symbolbild): Ein Finanzunternehmen hatte angekündigt, die Strafgelder der Aktivisten zu zahlen. (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)
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Ein Finanzunternehmen wollte die Geldstrafen von Klimaaktivisten zahlen, ruderte dann aber zurück. Der Kopf hinter dem Unternehmen ist kein Unbekannter.

Das Finanzunternehmen Ökoworld hatte Anfang Mai angekündigt, die Strafgelder von Aktivisten der "Letzten Generation" übernehmen zu wollen. Da es massive Kritik an dem Vorhaben gab, ruderte die Firma kurze Zeit später zurück. Die Idee aber passt zu dem Firmenprofil von Ökoworld und dem Gründer Alfred Platow, der für seinen Aktivismus bekannt ist: Ökoworld investiert in regenerative Energien und umweltfreundliche Produkte, mit einer großzügigen Spende unterstützte die Firma schon die Besetzung des Braunkohledorfes Lützerath.

Alfred Platow gilt als Pionier der "grünen Geldanlage" und ethisch-ökologischer Investmentfonds. Gleichzeitig sind der 76-Jährige und seine öffentlichkeitswirksamen Aktionen nicht unumstritten. Kritik gibt es nicht nur von Gegnern der sogenannten "Klima-Kleber", sondern auch vonseiten der Polizei. Wer ist der Mann, der mit Ethikfonds zum Millionär wurde?

Alfred Platow, der Mann hinter Ökoworld

Platow stammt aus Düsseldorf, absolvierte hier eine kaufmännische Ausbildung und studierte Soziale Arbeit, er war in der Hausbesetzerszene aktiv und setzte sich in der Anti-Atomkraft-Bewegung ein. Wie der "Spiegel" berichtet, gründete Platow auch einen "antiautoritären Kinderladen" mit, "in dem seine Tochter nach Lust und Laune Essen an die Wände schmieren konnte".

Mit einem Freund rief Platow 1975 die "kollektive Versicherungsagentur" "Alfred & Klaus" ins Leben, aus der schließlich Ökoworld hervorging. Laut "Spiegel" ist Ökoworld eine der "wichtigsten Ökoinvestmentfirmen Deutschlands", die etliche Fonds und Rentenversicherungen im Angebot haben. Diese Fonds aber würden nur angeboten, nachdem ihre "Investitionsziele" vorher auf "Ethik, Sozialverträglichkeit, Ökologie und Nachhaltigkeit" geprüft wurden.

Wie Ökoworld erklärt, investiere es "unter anderem in Unternehmen aus den Bereichen regenerative Energien, umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen, ökologische Nahrungsmittel, Umweltsanierung, regionale Wirtschaftskreisläufe und humane Arbeitsbedingungen".

Auf der anderen Seite investiere man nicht in "Atomindustrie, Chlorchemie, Gentechnik, Raubbau, Tierversuche, Kinderarbeit und Militärtechnologie". Dieses Konzept geht auf: Allein der Investmentfonds "Ökoworld Ökovision Classic" hat mit Stand vom 30. April 2023 ein Volumen von 1,99 Milliarden Euro, wie die Firma in einem Informationspapier veröffentlichte.

Ökoworld unterstützte schon Lützerath-Besetzer

Am Dienstag hatte Platow verkündet, die Geldstrafen von Aktivisten der "Letzten Generation" übernehmen zu wollen. Von Gegnern der Protestler hagelte es daraufhin laut Platow jedoch so massive Kritik, dass er nun von dieser Idee absehen will. Bereits zuvor hatte sich Ökoworld mit der Klimabewegung solidarisiert. Während der Besetzung des Braunkohledorfes Lützerath spendete Ökoworld 50.000 Euro an die Aktivisten, die Platow in einer Pressemitteilung als "Widerstandskämpfer" bezeichnete.

"Das Dorf Lützerath soll für die Ausdehnung des Braunkohletagebaus abgerissen werden, Menschen wurden vertrieben. Diese Rolle rückwärts stellt für mich die Umsetzung der Pariser Klimaziele infrage", erklärte Platow seine Unterstützung damals weiter. Passend dazu prangt auf der Website des Unternehmens ein Störer mit der Aufschrift "Kohlekraft? Nein Danke!".

Polizeigewerkschaft kritisiert Ökoworld-Vorhaben

Dass Platow die Geldstrafen für Aktivisten zahlen wollte, kritisierten Vertreter der Polizei. Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung sagte etwa Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, dass die Staatsanwaltschaften – sofern Ökoworld tatsächlich die Strafzahlungen übernehme – überprüfen sollten, ob es sich um Beihilfe und Anstiftung zu Straftaten handele.

Schließlich sollen die Geldstrafen die Aktivisten abschrecken und verhindern, dass sie weiterhin die Straßen deutscher Städte blockieren. Würde nun Ökoworld die Strafgelder erstatten, falle die abschreckende Wirkung weg. "Wenn ein Finanzdienstleister seine wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu einsetzt, solche Straftaten zu fördern und dazu anzustiften, wirft das Fragen auf", so Wendt.

Hohe Gebühren und Dividenden sorgen für Kritik

Kritik an Ökoworld kommt aber nicht nur aus der Polizeigewerkschaft. Bereits 2022 unterstellte das "Manager Magazin" Alfred Platow "fragwürdige Werbemaschen" und nahm dabei auch die "hohen Gebühren und Dividenden" des Unternehmens ins Visier. "Die Kundinnen und Kunden zahlen 2,2 Prozent laufende Gebühren, dazu kommt gegebenenfalls eine erfolgsabhängige Gebühr von 1,8 Prozent", so das "Manager Magazin". Das sei "zusammengenommen das Doppelte dessen, was viele andere nachhaltige Fonds verlangen".

Weiter würden Platow und Co-Gründer Klaus Odenthal etwa vier Millionen Stammaktien halten, was ihnen die Mehrheit am Eigenkapital und sämtliche Stimmrechte bei Beschlüssen einbringe. Das nutzten sie etwa im Juni 2022: "Die Hauptversammlung beschloss im Juni, die Dividende auf 2,21 Euro pro Stammaktie zu verdoppeln", so das "Manager Magazin". "Die Folge ist ein Millionensegen für Platow."

Verwendete Quellen
  • oekoworld.com: Das einzigartige ÖKOWORLD-Prinzip "one & only"
  • spiegel.de: "Sozialarbeiter des Geldes"
  • cash-online.de: "Alfred Platow wird 70"
  • presseportal.de: Mitteilung der Ökoworld AG vom 5. Januar 2023
  • bild.de: "Öko-Firma will Strafen für Klima-Kleber bezahlen"
  • oekoworld.tools.factsheetslive.com: "Ökoworld Ökovision Classic"
  • manager-magazin.de: "Die fragwürdige Werbemasche von Ökoworld-Gründer Alfred Platow"
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