Streit mit Axel-Springer-Verlag Kardinal Woelki wird vor Gericht vernommen
Das hat Seltenheitswert: Ein Kardinal wird vor Gericht vernommen. Woelki wird am Dienstag vor dem Landgericht Köln erwartet. Er soll Fragen beantworten.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki muss am heutigen Dienstag (14.00 Uhr) vor Gericht aussagen. Er werde im Rahmen der Beweisaufnahme vernommen, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Köln. Woelki trete nicht als Zeuge auf, weil er in dem Verfahren der Kläger sei, aber man könne es sich in etwa wie eine Zeugenvernehmung vorstellen.
Der Chef des größten deutschen Bistums wehrt sich in dem presserechtlichen Verfahren gegen einen Online-Bericht der "Bild"-Zeitung, in dem über die Beförderung eines umstrittenen Pfarrers berichtet worden war. Der Pfarrer hatte Jahre zuvor mit einem 16 Jahre alten Prostituierten Sex gehabt.
Nach Auffassung Woelkis hat die Zeitung fälschlicherweise behauptet, dass er bei der Ernennung des Pfarrers dessen Personalakte gekannt und von einer Warnung der Polizei gewusst habe. Woelki hat dazu eine eidesstattliche Versicherung abgegeben. Demnach hatte er lediglich von dem Kontakt zu dem Prostituierten und "weiteren Gerüchten" gehört. Der Springer-Verlag hält die Berichterstattung nach Angaben eines Sprechers für rechtlich zulässig.
Wann hat Woelki von den Missbrauchsvorwürfen erfahren?
Seit November laufen gegen Woelki strafrechtliche Ermittlungen. Untersucht wird der Vorwurf der falschen Versicherung an Eides statt. Dabei geht es um die Frage, wann Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz gewusst hatte. Woelki hat sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen.
Der 66-jährige Oberhirte steht schon seit längerer Zeit unter Druck. Unter anderem wird sein Umgang mit Missbrauchsvorwürfen kritisiert. Papst Franziskus hatte ihn vor einiger Zeit aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch bei ihm einzureichen. Das hat Woelki getan. Der Papst hat bisher aber noch nicht darüber entschieden, ob er es annimmt – stattdessen will er nach eigenem Bekunden warten, bis sich die Lage im Erzbistum Köln beruhigt habe.
Woelki selbst hat sich bisher immer entschlossen gezeigt, seinen Posten nur dann zu räumen, wenn ihn der Papst abberufen sollte.
- Nachrichtenagentur dpa