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Jens Söring: Sektempfang mit verurteiltem Doppelmörder in Kölner Restaurant


33 Jahre in US-Haft
Kölner Restaurant: Sektempfang mit einem Doppelmörder?

Von t-online, fe

Aktualisiert am 24.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Freiheit ist für Jens Söring noch keine Selbstverständlichkeit.Vergrößern des Bildes
Jens Söring (Archivbild): Der 56-Jährige wurde in den USA wegen Doppelmordes verurteilt. (Quelle: Boris Roessler/dpa./dpa)

Jens Söring wurde in den USA wegen Doppelmordes verurteilt. Seit 2019 ist der deutsche Staatsbürger auf freiem Fuß – und lädt nun zum Sektempfang in Köln.

Erst Sektempfang und Dinner, dann liest ein in den USA wegen zweifachen Mordes verurteilter Mann aus seinen Memoiren. Klingt bizarr, ist in Köln aber bald Realität: Anfang März wird nämlich Jens Söring im Restaurant "Consilium" am Rathausplatz gastieren.

Söring soll 1985 in den USA die Eltern seiner damaligen Freundin getötet haben. Wegen Doppelmordes wurde der heute 56-Jährige im Bundesstaat Virginia zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt. 2019 wurde Söring auf Bewährung entlassen und nach Deutschland abgeschoben. Obwohl er den Mord gegenüber der Polizei zunächst gestanden hatte, beteuert er inzwischen seine Unschuld. Sein Geständnis, so Söring heute, habe er getätigt, um seine damalige Freundin zu schützen. Diese sei in Wahrheit für die Morde verantwortlich.

Söring soll die Eltern seiner Freundin getötet haben

Ein Detail erscheint mit Blick auf die anstehende Dinner-Lesung im Consilium besonders makaber: Laut des Geständnisses aus dem Jahr 1986 soll sich die Tat am Esstisch der Familie ereignet haben, als Söring, seine Freundin und deren Eltern beim Abendessen saßen. Auch Sörings damalige Partnerin, Elizabeth Haysom, wurde wegen Beihilfe zum Mord zu 90 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, 2019 wurde auch sie aus der Haft entlassen.

Inzwischen hat Söring mehrere Bücher geschrieben, aus einem davon will er in Köln vorlesen – und sich den Fragen der Besucher stellen. "Um 19.00 Uhr berichte ich über meine Erfahrungen mit der Todesstrafe, Supermax-Gefängnissen und der Brutalität hinter Gittern, während ihr euch auf eine leckere Vorspeise und ein Pastagericht freuen könnt", schreibt Söring auf Facebook zu den anstehenden Events.

Doppelmörder oder ein "deutscher Nerd"?

Nudeln essen und dabei einem in den USA wegen Doppelmordes Verurteilten lauschen. Knapp 50 Euro kostet der Abend pro Kopf und die Resonanz in den Sozialen Medien ist gut. "Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen", schreibt eine Nutzerin und eine andere kommentiert: "Sei gesegnet, du bist so wunderbar und wertvoll." Ebenso harmlos liest sich der Name von Sörings Veranstaltungs-Reihe: "Ein deutscher Nerd im US-Knast", nennt der Mann seine Dinner-Lesung, der 33 Jahre für ein Verbrechen eingesessen hat, das er nach eigene Angaben nicht begangen habe.

Währenddessen haben Fachleute keine Zweifel an der Schuld des 56-Jährigen, der inzwischen in Hamburg lebt und seine Fangemeinde auch auf TikTok und Instagram unterhält. Andere, wie etwa Ralph Guise-Rübe, Präsident des Landgerichts Hannover, sehen den Sachverhalt differenzierter. So sagte Guise-Rübe in einem Interview mit der "Welt": "Tatsache ist, es gibt erhebliche Zweifel an Herrn Sörings Schuld. Und in Deutschland gilt, im Zweifel für den Angeklagten."

"Jeder hat eine zweite Chance verdient"

Gastronom Josef Rayes, der das Consilium betreibt, sagte auf Anfrage von t-online, dass "jeder eine zweite Chance verdient" habe. Sollte Söring die Morde verübt haben, so Rayes, habe er 33 Jahre lang für das Verbrechen gebüßt. "Er hat einen Anspruch auf Resozialisierung", erklärt der Gastronom, der die "unglaubliche Geschichte" Sörings schon länger verfolgt.

Gleichzeitig hat Rayes auch Verständnis für diejenigen, die der Ausrichtung der Lesungen kritisch gegenüberstehen. "Ich werde auch gefragt, warum wir 'so jemandem' eine Bühne geben. Aber das muss jeder mit seinem Gewissen vereinbaren. In meinen Augen hat jeder die Chance verdient."

Verwendete Quellen
  • Anfrage beim Event-Restaurant "Consilium"
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