Allein in Köln sind vier von fünf betroffen Schuhhändler Görtz schließt viele Filialen
Bittere Einschnitte beim Schuhhändler Görtz: Viele Filialen müssen schließen. Den Leuten im Land fehlt offenbar das Geld für neue Schuhe.
Zu hohe Kosten, zu geringe Einnahmen: Die Sanierungsbemühungen des krisengeschüttelten Hamburger Schuhhändlers Görtz sind Berichten zufolge in vielen Städten gescheitert. Das Unternehmen, das derzeit in Deutschland und Österreich rund 160 Filialen betreibt, hatte zuvor versucht, Kosten an diversen Standorten zu drücken und günstigere Mieten auszuhandeln.
In vielen Fällen sind diese Gespräche offensichtlich nicht erfolgreich gewesen. Mietverträge mehrerer Filialen seien bereits gekündigt worden, teilte das Unternehmen nun mit. Dort Beschäftigte würden ihre Jobs verlieren.
In Köln bleibt nur eine Filiale, Schließungen auch an anderen Orten
In Köln zum Beispiel bleibt von einst fünf Filialen nur eine übrig. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" und der "Express" übereinstimmend berichteten, werden die Standorte in der Ehrenstraße, im Hauptbahnhof und im Rhein-Center in Weiden Ende Februar dichtmachen. Die Filiale in der Hohe Straße ist bereits seit Ende September zu. Stand jetzt bleibt damit nur die Filiale am Neumarkt erhalten.
In anderen Städten sieht es nicht besser aus: Bereits Ende November hatte der "Weser Kurier" gemeldet, in Bremen seien "aller Voraussicht nach" drei Geschäfte betroffen. In Hamburg, Flensburg, Ahrensburg, Braunschweig, Dortmund, Lüdenscheid und Regensburg wurde bisher das Aus von je einer Filiale verkündet.
"Wir kämpfen um jede Filiale und um jeden Arbeitsplatz"
Wie viele Filialen Görtz insgesamt in Deutschland schließen muss, ist noch unklar. Das Unternehmen antwortete t-online auf eine Anfrage, man bitte "um Verständnis, dass Görtz keine Zahlen über die Schließung von Filialen aus Regionen oder aus ganz Deutschland" nenne. In mehreren Fällen liefen die Verhandlungen zu Mietreduktionen noch: "Wir kämpfen um jede Filiale und um jeden Arbeitsplatz."
Ungewiss ist bis jetzt somit ebenfalls, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen letztlich entlassen wird. Sicher ist nur, dass Kündigungen unvermeidbar sein werden: Mit dem Betriebsrat sei ein Interessenausgleich und ein Sozialplan für die aktuell 1.800 Beschäftigen vereinbart, hieß es bereits.
Görtz: "Enorme Kaufzurückhaltung" wegen hoher Inflation
Im September hatte Görtz ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt, dazu für zwei Töchter ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Ukraine-Krieg, hohe Inflation und steigende Energiepreise hätten zu "enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft" geführt, teilte das Unternehmen damals mit. Alle Stores hätten aber weiter geöffnet.
Das ändert sich nun. Wo für unrentable Filialen keine signifikant günstigeren Mieten ausgehandelt werden könnten, bleibe nur die Schließung. "Diese Schritte fallen uns sehr schwer. Aber wenn die derzeitige Kaufzurückhaltung anhält und wir mit unseren Vermietern keine deutlichen Mietreduzierungen erreichen können, haben wir keine Wahl: dann müssen wir die jeweiligen Filialen schließen. Andernfalls gefährden wir die besser laufenden Filialen und letztlich die Sanierungschancen von Görtz insgesamt."
Zur "Verschlankung der Strukturen auf der Ausgabenseite" gebe es in der jetzigen Situation keine Alternative.
- Anfrage an das Unternehmen
- ndr.de: "Hamburger Schuhhändler Görtz muss Filialen schließen"
- ksta.de: "Görtz schließt gleich mehrere Filialen in Köln"
- express.de: "Beliebter Schuhhändler verkündet Aus für vier Filialen in Köln"
- weser-kurier.de: "Görtz kündigt erste Mietverträge – Filialen in Bremen betroffen"
- abendblatt.de: "Görtz schließt Filialen und kündigt Entlassungen an"
- abendblatt.de: "Görtz schließt Filiale in Ahrensburg"
- shz.de: "Zu hohe Mieten, zu wenig Umsatz: Görtz-Filiale am Holm schließt"
- waz.de: "Görtz opfert eine Filiale in Dortmund"
- braunschweiger-zeitung.de: "Aus für Görtz in Braunschweig"
- mittelbayerische.de: "Wegen hoher Miete: Schuhladen Görtz schließt bald"
- goertz-corporate.de: Mitteilung des Unternehmens vom 6. September 2022
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa