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Nahid Taghavi in Iran inhaftiert | Tochter: "Eine absolute Grausamkeit"


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Kölnerin in iranischer Haft
Tochter: "Eine absolute Grausamkeit"


15.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Foto aus der Zeit vor ihrer Festnahme: Die Kölner Architektin Nahid Taghavi und ihre Tochter.Vergrößern des Bildes
Nahid Taghavi mit ihrer Tochter Mariam Claren (Archivbild): Seit Sonntag ist die 68-Jährige wieder im Evin-Gefängnis. (Quelle: Archivbild/Privatbestand Mariam Claren)
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Seit 2020 ist die Kölnerin Nahid Taghavi ein Justizopfer des Irans. Nach einer viermonatigen Haftpause ist sie nun zurück im Evin-Gefängnis.

Im Oktober 2020 wurde die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi in Teheran verhaftet und in das berüchtigte Evin-Gefängnis gebracht. Die Architektin hatte sich für Frauen- und Menschenrechte eingesetzt. Das reichte dem iranischen Regime aus, um die damals 67-Jährige über Monate in Einzelhaft festzuhalten. Auch Verhöre durch den Geheimdienst der Revolutionsgarde und psychische Folter gehörten zum Haftalltag.

Im August 2021 wurde Taghavi schließlich zu zehn Jahren und acht Monaten in der Haftanstalt verurteilt. Das Gericht verurteilte sie wegen "Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe" und "Propaganda gegen das Regime".

"Die Gesundheit meiner Mutter ist schlecht"

Seitdem hat sich der Gesundheitszustand der Kölnerin verschlechtert, wie ihre Tochter Mariam Claren nun im Gespräch mit t-online erklärt: "Sie hat sich in Haft mehrfach mit dem Coronavirus infiziert und acht Bandscheibenvorfälle erlitten. Jeweils vier in der Hals- und in der Lendenwirbelsäule."

Aus diesen Gründen gewährte man der heute 68-Jährigen eine medizinische Haftpausierung. Nach vier Monaten ist Taghavi nun jedoch zurück im Evin-Gefängnis, in dem am 15. Oktober ein Feuer ausgebrochen war. Die Hintergründe zum Brand sind bis heute nicht aufgeklärt.

Die Proteste im Iran spielen eine Rolle

"Zum Zeitpunkt des Feuers war meine Mutter zum Glück im Hafturlaub", erzählt Mariam Claren. Seit Wochen herrschen im Iran landesweite Proteste gegen das Regime. Ausgelöst wurden diese durch den Tod von Mahsa Amini am 16. September, einer jungen Frau, die von der iranischen Sittenpolizei verhaften worden war. Die 22-Jährige soll ihren Hidschab in der Öffentlichkeit nicht korrekt tragen haben. Während ihrer Haft starb sie offensichtlich an Gewalteinwirkungen gegen den Kopf.

Im Zuge der Proteste greift die iranische Polizei immer wieder zu körperlicher Gewalt, weshalb die Regierung des Landes stark in der internationalen Kritik steht. Außenministerin Annalena Baerbock verabschiedete zwei Sanktionspakete gegen den Iran mit, am Sonntag fand Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Video-Podcast ebenfalls deutliche Worte für das Regime in Teheran.

"Meine Mutter wird vom Regime als Faustpfand benutzt"

"Was sind Sie für eine Regierung, die auf die eigenen Bürgerinnen und Bürger schießt? Wer so handelt, muss mit unserem Widerstand rechnen", sagte Scholz und sicherte den Demonstrierenden im Iran die Solidarität Deutschlands zu: "Wir stehen für all das, was Sie einfordern: für Menschenrechte und Frauenrechte. Wir stehen an der Seite des iranischen Volkes."

Während dieser Worte des Bundeskanzlers befand sich Nahid Taghavi noch im Hafturlaub, zwei Stunden nach der Rede des Kanzlers war sie jedoch zurück im Evin-Gefängnis. Für ihre Tochter Mariam Claren kein Zufall: "Es ist perfide, einen Menschen so ganz offensichtlich als Faustpfand zu nutzen", sagt Claren gegenüber t-online. "Der Iran nimmt mit der erneuten Inhaftierung meiner Mutter Rache für die scharfen Worte der Bundesregierung. Das ist eine absolute Grausamkeit."

Mariam Claren: "Es müsste ein Wunder geschehen"

Die Proteste im Iran wirken sich indessen auch auf die Haftbedingungen in der Islamischen Republik aus: Nach Schätzungen von Menschenrechtlern wurden seit Mitte September 15.000 Demonstranten im Iran verhaftet, über 300 seien getötet worden. Durch die Zunahme an Festnahmen sind die Gefängnisse im Iran überfüllt.

Das bestätigt auch Mariam Claren, die mit ihrer Mutter im regelmäßigen telefonischen Kontakt steht: "Als meine Mutter in den Hafturlaub entlassen wurde, waren im Frauentrakt 30 Frauen untergebracht. Inzwischen sind es 70", so die Tochter der 68-Jährigen.

"Unsere größte Sorge aber ist", so sagt Claren weiter, "dass sich der Gesundheitszustand meiner Mutter weiter verschlechtert." Sollte es kein Wunder geben – oder kein deutliches Vorgehen des Auswärtigen Amtes –, so sei eine positive Entwicklung im Fall ihrer Mutter wohl unwahrscheinlich. "Ich finde es gut, dass Deutschland nun so deutliche Worte findet. Unser Fall ist nur einer von vielen. Es muss endlich etwas geschehen", so Claren.

Verwendete Quellen
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