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Kölner Karneval mit neuem Sicherheitskonzept: Die Stadt hat wenig bis gar nichts gelernt!


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Kölner Karneval
Dieses Sicherheitskonzept ist das Papier nicht wert


Aktualisiert am 28.10.2022Lesedauer: 3 Min.
2017 fiel der 11.11. auf einen Samstag, der Andrang war entsprechend riesigVergrößern des Bildes
2017 fiel der 11.11. auf einen Samstag, der Andrang war entsprechend riesig. (Quelle: imago stock&people)
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Weniger Polizei als 2021 und ein zentraler Eingang durch eine Bahnunterführung – der 11.11. könnte auf der Zülpicher Straße (erneut) im Chaos enden.

Endlich wieder Partymachen ohne Corona-Einschränkungen, und das praktischerweise auch noch an einem Freitag: Der 11.11. bietet die perfekte Gelegenheit, Verpasstes nachzuholen, ohne am nächsten Tag mit einem Kater im Büro oder in der Schule sitzen zu müssen.

Es braucht also eigentlich nicht viel mehr als gesunden Menschenverstand, um zu prognostizieren, dass es auf Kölns Feiermeile an der Zülpicher Straße in knapp zwei Wochen ähnlich voll werden könnte wie im "Chaos-Jahr" 2017, als der Karnevalsauftakt auf einen Samstag fiel. Damals sprachen selbst erfahrene Ordnungskräfte vom "schlimmsten Elften im Elften", den sie je erlebt hätten.

Es scheint, als habe die Stadt wenig bis gar nichts aus den Erfahrungen vergangener Jahre gelernt. Das Sicherheitskonzept, das sie nun präsentierte, legt den Fokus vor allem auf den störungsfreien Zugang der Anwohnerinnen und Anwohner zu ihren Häusern. "Insbesondere die Vertreter*innen der Anwohner*innen zeigten sich sehr zufrieden mit den zusätzlichen Schutzmaßnahmen", schreibt die städtische Pressestelle nicht ganz ohne Stolz. Zweifellos ist Anwohnerschutz wichtig, darf aber auch nicht zulasten einer sinnvollen und sicheren Steuerung der Besucherströme gehen.

Eine verpasste Chance

Die Pläne für diese Steuerung klingen indes geradezu absurd, allen voran die Verlegung des einzigen Zugangs an den Bahnhof Süd. Ausgerechnet unter eine Bahnunterführung! Auch wenn es fairerweise einen feinen Unterschied zwischen einer Unterführung und einem Tunnel gibt, sollte spätestens seit der Loveparade-Tragödie in Duisburg jedem klar sein, dass die erwartete Besucherzahl proportional zur verfügbaren Ausweichfläche sein sollte. Diese Ausweichfläche sieht die Stadt an der Uniwiese gegeben, die sich aber rund 300 Meter vom Tunnel entfernt befindet.

Die Idee einer Alternativ-Veranstaltung – unter anderem vom örtlichen Bürgerverein sowie diversen Ratsfraktionen gefordert – wurde verworfen. Begründung: Bei hoher Attraktivität würde ein solches Angebot noch mehr Menschen anlocken. Also lässt man es lieber und verpasst die Chance, durch eine intelligente Entzerrung die Zülpicher Straße ein wenig aus dem Feier-Fokus zu nehmen. Vielleicht war aber auch die erfolglose Suche nach einem Investor der wahre Grund für die Absage.

Ballermann-Bilder lassen sich nicht nur durch ein Sicherheitskonzept vermeiden

Und so lautet das Fazit nach der Konzept-Lektüre: Außer separaten Zugängen für die Anwohner und Anwohnerinnen und dem zentralen Eingang am Bahnhof Süd gibt es keine neuen und vor allem wirklich sinnvollen Ideen für das "Kwartier Latäng". Und weil die Polizei das alles so toll und überzeugend findet, reduziert sie die Zahl ihrer Einsatzkräfte im Vergleich zum Vorjahr um 100 bis 150. Et hätt noch immer jot jejange.

"Wir können die Leute nicht davon abhalten, nach Köln zu kommen", sagte Stadtdirektorin Andrea Blome bei der Vorstellung des Konzepts. Unrecht hat sie damit nicht. Doch was es braucht, um "Ballermann-Bilder" wie in den vergangenen Jahren künftig zu vermeiden, ist mehr als ein jährlich hektisch zusammengeklöppeltes Sicherheitskonzept: nämlich eine langfristige Strategie für einen Imagewandel.

Wie schwierig das ist, zeigen Orte wie Mallorca, Willingen im Sauerland oder Ischgl, wo Marketeers seit Jahren versuchen, mehr von den "richtigen Besuchern" anzulocken. Ein erster Schritt zu einer solchen Strategie wäre ein konsequenter und kontinuierlicher Dialog mit den Wirten im "Kwartier", der nicht erst ein paar Wochen vor den Chaos-Tagen stattfindet.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Stadt Köln zum Sicherheitskonzept
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