In mehreren Schritten Currenta darf belastetes Chempark-Abwasser in den Rhein ablassen
Löschwasser von der Chempark-Explosion in Leverkusen darf in den Rhein geleitet werden. Trotz der Chemikalien soll das das Trinkwasser nicht mehr belasten.
Mit Toluol und Kohlenstoffverbindungen belastetes Wasser aus dem Chemiepark in Leverkusen soll über eine Kläranlage in den Rhein geleitet werden. Das hat die Kölner Bezirksregierung am Freitagabend mitgeteilt.
Ein Teil des bei der Explosion eines Abfalltanks im letzten Jahr in Abwassertanks zurückgehaltenen Lösch- und "Ereigniswassers" sei bereits nach einer Vorbehandlung in einer speziellen Reinigungsanlage über die Kläranlage entsorgt worden.
Zurzeit stünden drei Abwässer zur Einleitung über die Kläranlage in den Rhein an: Es handele sich dabei um 30 Kubikmeter eines mit Toluol belasteten Abwassers aus einem Schadensfall, 2.400 Kubikmeter eines mit Kohlenstoffverbindungen belasteten Abwassers und 3.300 Kubikmeter Abwasser aus einem Niederschlags- und Kühlwasserkanal, das aufgrund einer unregelmäßigen Trübung zurückgehalten wurde.
Trinkwasserwerte sollen durch Mengensteuerung eingehalten werden
Die Abwässer seien auf ihre Inhaltsstoffe und die toxische Wirkung untersucht und bewertet worden. Im Ergebnis sei "keine zusätzliche Belastung des Gewässers zu erwarten, wenn die Tankinhalte über die Kläranlage in den Rhein eingeleitet werden". Daraufhin sei unter Beteiligung des Umweltministeriums eine Einleiterlaubnis erteilt worden.
Die Tankinhalte dürften nicht gleichzeitig, sondern müssten nacheinander in die Kläranlage eingeleitet werde. Über eine Mengensteuerung werde gewährleistet, dass die trinkwasserspezifischen "Zielwerte" im Rhein eingehalten werden.
Die Internationale Hauptwarnzentrale zur Rheinüberwachung und die Wasserwerksbetreiber würden informiert. Die Einleitung werde am Ablauf der Kläranlage und im Rhein durch amtliche Probenahmen überwacht. Die Bezirksregierung war am Abend für Rückfragen nicht erreichbar. Aus dem Rhein wird über Uferfiltrat Trinkwasser für die Anrainerstädte gewonnen.
Kölner Bezirksregierung erlaubt kritisierte Einleitungen
Currenta war in der Vergangenheit mehrmals in den Fokus der Öffentlichkeit geraten: Bei der Tank-Explosion im Chempark Leverkusen waren 2021 sieben Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche weitere wurden verletzt. Über das Abwasser des Klärwerks war danach unter anderem ein in Deutschland verbotenes Insektengift in den Rhein geleitet worden. Dies schlug sich sogar im niederländischen Trinkwasser nieder.
Neben der Firma stand auch die Bezirksregierung in der Kritik, weil die Öffentlichkeit darüber nicht informiert wurde. Auch mangelnde Kontrollen standen im Raum.
Nachdem WDR-Recherchen im Februars 2022 zeigten, dass die Firma bereits seit Jahren belastetes Wasser in den Rhein ablassen, hatte die Bezirksregierung Köln angekündigt, das Gespräch mit Currenta zu suchen.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche