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Der Streik an der Uniklinik Köln ist unsere Schuld


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Andauernder Klinik-Streik
Unsere Schuld


08.06.2022Lesedauer: 2 Min.
Hunderte Menschen demonstrieren anlässlich des Uniklinik-Streiks in Köln: Der Streik geht mittlerweile in den zweiten Monat.Vergrößern des Bildes
Hunderte Menschen demonstrieren anlässlich des Uniklinik-Streiks in Köln: Der Streik geht mittlerweile in den zweiten Monat. (Quelle: IMAGO/Dominik Bund)

Seit einem Monat wird an der Kölner Uniklinik gestreikt, selbst dringende OPs werden mittlerweile verschoben. Aber es ist nicht nur die Schuld der Politik, dass es so weit gekommen ist.

In der Pandemie wurde geklatscht, jetzt herrscht das große Schweigen: Seit einem Monat streiken Mitarbeitende der Uniklinik Köln – und keinen interessiert's. Dabei werden die Auswirkungen immer gravierender. Planbare OPs und selbst Tumor-Operationen werden verschoben, das vermeldete zuletzt der "Kölner Stadt-Anzeiger". Von drei OP-Sälen steht in der Kölner Neurochirurgie nur noch einer zur Verfügung.

Diese Entwicklung überraschend zu nennen, wäre blanker Hohn. Trotzdem ertappt man sich unwillkürlich bei dem Gedanken: Wie können sie das tun? Welcher Mensch verwehrt einem Krebspatienten die rettende OP? Die Antwort ist ebenso einfach wie tragisch: einer, der keine andere Wahl hat.

Uniklinik Köln: In der Pandemie war der Notstand greifbar

Als Corona grassierte, war das Thema Pflegenotstand mit einem Mal greifbar. Jeder kannte irgendwen, der in dieser Zeit auf ärztliche Hilfe angewiesen war – ob als Corona-Patient oder jemand, dessen geplante OP aufgrund der Überlastungssituation verschoben wurde. Intensivpfleger wurden in Talkshows eingeladen, große Emotionen gezeigt, die Leute standen in ganz Europa am Fenster und klatschten.

Und heute? Wenn nicht gerade der Hashtag #Affenpocken auf Twitter trendet, ist das Thema Pflege weit, weit weg. Wer nicht unmittelbar betroffen ist, flüchtet sich ins Verdrängen: Bloß nicht dran denken, wie schnell einen selbst ein Schicksalsschlag treffen kann. Dass man selbst in ein paar Jahren zum Pflegefall werden könnte. Oder eine OP bräuchte.

Pokern auf unser aller Kosten

Der momentane Streik an NRWs Unikliniken ist insofern bemerkenswert, als er durchgezogen wird. Knallhart, über Wochen. Es ist eine Härte, die man den Pflegekräften nicht zugetraut hätte. Wer Menschen pflegt, wird schon keinen Krebspatienten im Stich lassen – mit diesem Glaubenssatz haben wir alle gepokert. Die Klinikleitungen, die Medien, die Politik und die Otto-Normalbürger, die sich allenfalls verbal und im privaten Umfeld solidarisieren.

Die derzeitige Eskalation ist unsere Schuld. Wenn in Köln ein Tumorpatient zu lange auf die rettende OP warten muss, ist das unsere Schuld. Wenn Leute sterben, weil kein Personal da ist, ist das unsere Schuld.

Die Pflegekräfte haben ihre Verantwortung wahrgenommen, als sie vor Urzeiten erstmals auf den Notstand aufmerksam machten. Jetzt liegt es an uns, sie zu unterstützen. Auf der Straße, in den Parlamenten und ja, auch in den Medien. Lasst uns so lange schreien, bis es jeden interessiert, was dort in den Kliniken vor sich geht. Weil es uns alle etwas angeht, heute, morgen oder in ein paar Jahren. Und nicht erst, wenn die nächste Pandemie um die Ecke kommt.

Verwendete Quellen
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