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Wellness-Massagen und geöffnete Zoos: Neue Regeln in Kraft


Kiel
Wellness-Massagen und geöffnete Zoos: Neue Regeln in Kraft

Von dpa
29.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU)Vergrößern des Bildes
Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. (Quelle: Frank Molter/dpa/Archivbild/dpa-bilder)

Tierparks sind wieder geöffnet, ebenso Nagel-, Kosmetik- und Massagestudios: In Schleswig-Holstein trat am Montag die neue Landesverordnung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft - mit einigen Lockerungen als Sonderweg. Im Kern wurde aber der Teil-Lockdown vom November bis zum 20. Dezember verlängert - so wie es die Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angel Merkel (CDU) vergangenen Mittwoch vereinbart hatten.

Neben den Lockerungen gelten jetzt auch Verschärfungen - etwa bei der Maskenpflicht in Bahnhöfen oder Bahnhofsvorplätzen und an Haltestellen, in Schulen und Betrieben. Schleswig-Holstein - mit Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland mit den niedrigsten Corona-Neuinfektionen - hat die Lockerungen anders als die anderen Länder als vertretbar eingeführt.

Der Tierpark Neumünster verzeichnete bereits kurz nach der Wiederöffnung am Montagmorgen unerwartet regen Zulauf für einen grauen Novembertag. "Wir haben schon ziemlich viele Besucher - auch von außerhalb", sagte Zoodirektorin Verena Kaspari erfreut. "Wir gehen davon aus, dass an den Wochenenden und in den Weihnachtsferien der Andrang noch größer sein wird." Im Tierpark gelten strenge Hygienevorschriften: Es dürfen maximal 1000 Besucher pro Tag kommen und Publikumsmagnete wie Affenhaus oder Otter-Pavillon bleiben geschlossen.

In den Schulen müssen neben den Schülern auch die Lehrer seit Montag im Unterricht und im Lehrerzimmer eine Maske anlegen. "In der Praxis hat sich wenig geändert, denn die meisten Lehrer hatten bereits einen Mund-Nasen-Schutz getragen", sagte GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer am Montag in Kiel.

Er zeigte sich enttäuscht, dass nicht ernsthaft Hybridunterricht erwogen werde. "Man hat den Eindruck, dass alles immer passend gemacht wird." Denn die Empfehlung dafür sei für Schulen in den Regionen geändert worden: So habe man die Zahl der Neuinfektionen von 50 auf 200 innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner einfach hochgesetzt. Beim Hybridunterricht werden Klassen geteilt und umschichtig in der Schule oder digital zu Hause unterrichtet.

Die Lockerung im Massage-Bereich wurde in der Branche als ein "Riesenfortschritt" begrüßt, denn jetzt könnten in den medizinischen Massage-Praxen neben den per Rezept verschriebenen Behandlungen auch wieder Wellness-Massagen angeboten werden, sagte Stefan Sievers, Landesgruppenvorsitzender vom Verband Physikalische Therapie Hamburg Schleswig-Holstein.

"Das ist gerade vor Weihnachten wichtig, wenn gerne Massage-Gutscheine als Geschenk gekauft werden." Sievers betonte, neben den medizinischen Praxen, die bisher auch geöffnet hatten, könnten zudem reine Wellness-Massagen-Anbieter (zum Beispiel Thai-Massagen) in Schleswig-Holstein wieder öffnen.

Bei den Kontaktbeschränkungen setzt Schleswig-Holstein seinen eigenen Kurs fort und folgt nicht den Bund-Länder-Beschlüssen. Im Dezember einschließlich Weihnachten und Silvester gilt im Norden weiterhin die bisherige Zehn-Personen-Kontaktregel. Damit dürfen sich maximal zehn Menschen aus zwei Hausständen öffentlich treffen. Im privaten Bereich sollen es maximal zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten sein, die Empfehlung beträgt aber zwei Haushalte - Kinder jeweils inklusive.

Die verschärfte Bund-Länder-Regelung bis Weihnachten mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten plus Kinder bis 14 Jahre macht das Land nicht mit. Wegen hoher Infektionszahlen reduziert aber der eng mit Hamburg verbundene Kreis Pinneberg die Kontaktzahl auf fünf Personen. In Schleswig-Holstein bleibt es auch dabei, dass sich in Läden pro zehn Quadratmeter ein Kunde aufhalten darf. Der Bund-Länder-Beschluss sah vor, die Fläche in großen Geschäften pro Kunde auf 20 Quadratmeter auszuweiten.

Menschen, die in Schleswig-Holstein über Weihnachten Verwandte besuchen wollen, dürfen dafür im Hotel übernachten. Vom 23. bis 27. Dezember sind jeweils maximal zwei Übernachtungen erlaubt. Auch Hamburg und weitere Länder räumen eine solche Möglichkeit bei Familienbesuchen ein - gegen den Wunsch des Kanzleramts. Übernachtungen zu touristischen Zwecken hingegen sind in Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen verboten.

Eine Leistungszulage von monatlich 1000 Euro brutto fordert die Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein für alle Fachkräfte, die täglich Covid-19-Patienten betreuen. Sie begründete dies am Montag mit deren außergewöhnlichen Belastungen. Zudem müssten die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die Pflegenden nicht in die Erschöpfung treiben.

Die Zahl der Neuinfektionen in Schleswig-Holstein war nach Angaben des Gesundheitsministeriums so niedrig wie seit dem 18. Oktober nicht mehr. Nach Angaben der Landesregierung von Sonntagabend wurden innerhalb eines Tages 71 neue Corona-Fälle gemeldet. Aber: Die sonntags gemeldeten Zahlen seien stets niedriger und einige Kreise sowie Lübeck hätten keine Zahlen gemeldet, sagte ein Ministeriumssprecher. Insofern seien sie für eine Trendaussage nicht geeignet.

Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben sind, stieg um 4 auf nun 253. Seit Beginn der Pandemie sind 14 255 Infektionen nachgewiesen worden, wie die Landesregierung mitteilte. Am Samstag waren 219 neue Corona-Fälle hinzugekommen. In Schleswig-Holsteins Krankenhäusern wurden den Angaben zufolge weiterhin 118 Covid-19-Patienten behandelt; 22 von ihnen in Intensivtherapie. Zwölf Menschen mussten demnach aktuell beatmet werden. Die Zahl der genesenen Menschen wird auf 11 100 geschätzt.

Die Sieben-Tage-Inzidenz von Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner lag landesweit am Sonntag nach Angaben der Kieler Landesregierung vom Abend bei 45,4 und damit wieder etwas niedriger als am Samstag (47,1), aber noch immer höher als am Freitag (44,5).

Für den Beginn des neuen Jahres sieht Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) Chancen für Lockerungen der strengen Corona-Schutzmaßnahmen. Er sehe die Möglichkeit, bis Ostern nach und nach mehr Normalität zuzulassen. "Das bedingt, dass wir uns alle disziplinieren", hatte Günther am Freitag in seiner Regierungserklärung gesagt.

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