Niedersachsen Mehr Kinder und Jugendliche schwänzen die Schule
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Vielerorts haben unentschuldigte Fehlzeiten in der Schule zugenommen. Einige Städte und Landkreise in Niedersachsen verzeichnen mehr Bußgeldverfahren als früher. Aber es gibt auch positive Entwicklungen.
Zahlreiche Kinder und Jugendliche in Niedersachsen gehen nicht regelmäßig zur Schule. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), an der rund 40 Landkreise und Städte teilnahmen. Demnach ist sogenannter Schulabsentismus vielerorts ein Problem.
Fachleute sprechen zunehmend von Schulabsentismus statt Schulverweigerung, um zu verdeutlichen, dass das unentschuldigte Fehlen viele Gründe haben kann. Dazu zählen schulische und familiäre Probleme sowie psychische Erkrankungen.
Keine vergleichbaren Zahlen zu Fehlzeiten
Die Zahl der schwänzenden Kinder und Jugendlichen ist in vielen Landkreisen und Städten gestiegen. Wie groß deren Anteil ist, bleibt allerdings unklar. Daten über unentschuldigte Fehlzeiten werden zwar von den Schulen erhoben, für das gesamte Bundesland gibt es dem Kultusministerium zufolge aber keine Statistik. Die dpa-Umfrage zeigt außerdem, dass in den Landkreisen und Städten keine vergleichbaren Daten vorliegen.
Ein Großteil der Behörden teilt mit, dass der Anteil nicht ermittelt werden könne, da nur die Zahl der Ordnungswidrigkeitsverfahren dokumentiert werde und pro Schüler oder Schülerin mehrere Verfahren möglich seien. Andere verweisen darauf, dass nur Fälle erfasst würden, die ein Bußgeldverfahren nach sich zögen und es deshalb wahrscheinlich eine hohe Dunkelziffer gebe.
Die Landkreise und Städte, die eine Quote nennen, nutzen verschiedene Datengrundlagen. Sie sind darauf angewiesen, was Schulen erfassen und melden. So kommt es, dass manche Behörden davon ausgehen, dass der Anteil nicht zur Schule gehender Kinder und Jugendlicher bei rund einem Prozent liegt, andere gehen von rund zwölf Prozent aus.
Vielerorts mehr Verfahren als früher
Seit dem Jahr 2022 verzeichnen einige Landkreise und Städte eine Zunahme unentschuldigter Fehlzeiten. Die Zahl sei im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen, teilt der Sprecher des Landkreises Uelzen mit. Sowohl die Zahl der Verfahren als auch die der unentschuldigt fehlenden Kinder und Jugendlichen sei steigend, heißt es beim Landkreis Ammerland.
Ähnliches melden die Stadt Oldenburg, die Landkreise Wesermarsch und Lüchow-Dannenberg. Auch Hannover verzeichnet nach Angaben einer Stadtsprecherin eine steigende Zahl von Schulschwänzern. Der Landkreis Cuxhaven verweist darauf, dass häufiger als früher auch Grundschüler unentschuldigt fehlten.
Landkreis Lüneburg hat rückläufige Zahlen
Während einige Landkreise und Städte einen Anstieg des Schulabsentismus als zunehmende Herausforderung betrachten, zeigen andere Regionen stabile oder sogar rückläufige Zahlen.
Im Landkreis Cloppenburg verzeichnete die Statistik der Bußgeldverfahren bis 2022 einen deutlichen Anstieg. Seither sei die Zahl der Fälle auf einem konstanten Niveau, teilte die Kreisverwaltung mit.
Anders stellt sich die Situation im Landkreis Lüneburg dar: Dort sei die Zahl der Bußgeldverfahren seit Jahren leicht rückläufig. "Dies zeigt, dass präventive Maßnahmen und die frühzeitige Zusammenarbeit mit Schülerinnen, Schülern und Eltern Wirkung zeigen", sagte ein Sprecher.
Auch in der Grafschaft Bentheim habe sich die Zahl der erteilten Bußgeldbescheide über einen längeren Zeitraum kaum verändert. "Hartnäckige Schulverweigerer, bei denen ein uneinbringliches Bußgeld nach Androhung von Jugendarrest vom Amtsgericht vollstreckt werden muss, sind in der Grafschaft Bentheim selten", erklärte eine Sprecherin des Landkreises. Im Landkreis Gifhorn blieb die Zahl der Bußgeldverfahren seit 2022 weitgehend konstant.
Mit einem positiven Schulklima gegen Verweigerer
Dem Kultusministerium zufolge gibt es viele Ansätze, um Schulabstinenz zu vermeiden. Präventive Maßnahmen wie ein positives Schulklima und individuelle Förderung sind demnach wichtig. Falls es dennoch zu Verstößen gegen die Schulpflicht kommt, folgen Gespräche, um die Gründe zu finden.
Bleiben die Bemühungen ohne Erfolg, wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, es droht eine Geldbuße. Bis zum 14. Lebensjahr wird es gegen die Erziehungsberechtigten verhängt, danach auch gegen den Betroffenen selbst.
Das Amtsgericht kann ein Bußgeld in eine gemeinnützige Tätigkeit umwandeln, dann müssen Sozialstunden geleistet werden. Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Schulabsentismus gab es in allen Landkreisen und Städten, die an der Umfrage teilnahmen.
Im schlimmsten Fall droht Jugendarrest
Wenn Sozialstunden nicht geleistet werden, entscheidet das Gericht über Jugendarrest. Im Schuljahr 2023/2024 kam es etwa im Landkreis Friesland viermal zu Jugendarrest, danach wurde bis Ende des Jahres 2024 kein Fall registriert.
Auch der Landkreis Wesermarsch verweist darauf, dass für Jugendliche, die gemeinnützige Arbeitsstunden nicht leisten, Arrest droht. Wie oft Jugendliche in Niedersachsen nach Schulabsentismus im Jugendarrest landen, ist unbekannt. Landesweite Zahlen werden nicht erhoben.
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- Nachrichtenagentur dpa