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Hells Angels: Hannover Scorpions ließen Rocker aufmarschieren


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Polizei bestätigt Rocker-Bericht
Scorpions ließen Hells Angels aufmarschieren


Aktualisiert am 16.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Die Rocker im Eisstadion: Die Männer sollen Gästefans bedroht, angerempelt und eingeschüchtert haben.Vergrößern des Bildes
Die Rocker im Eisstadion: Die Männer sollen Gästefans bedroht, angerempelt und eingeschüchtert haben. (Quelle: privat)
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Jetzt steht es fest: Es waren tatsächlich Hells Angels, die bei einem Eishockey-Spiel der Hannover Scorpions für Entsetzen sorgten. Der Verein schweigt weiter – dafür äußerte sich die Polizei.

Viele Fans des Eishockey-Clubs Hannover Scorpions sind schwer enttäuscht von ihrem Verein: Nachdem bei einem Spiel im April massige Männer mit Armbinden am Rande der Eisfläche aufmarschiert waren und Gästefans eingeschüchtert hatten, hatte der Verein Aufklärung versprochen. Doch ob das seit Wochen heiß erwartete Statement jemals kommen wird, ist ungewiss.

Diesen Dienstag wollte sich Scorpions-Geschäftsführer Eric Haselbacher auf Nachfrage von t-online jedenfalls immer noch nicht äußern. Ein Statement gebe es "gegebenenfalls" später, sagte er am Telefon. Jetzt habe er keine Zeit – und legte auf, ohne weitere Fragen zuzulassen.

Hells Angels als Hilfs-Ordner

Dafür hat mittlerweile die Polizei die Fragen von t-online beantwortet. Die wichtigste Erkenntnis: Die Beamten rechnen die Männer, die am 21. April im heimischen Stadion gegen die Blue Devils Weiden das Auswärtspublikum in Schach hielten, tatsächlich den offiziell seit Jahren aufgelösten Hells Angels Hannover zu. Und: Im Vorfeld der vierten von insgesamt sechs Oberliga-Finalrundenpartien der Saison hatte die Polizei die Scorpions vor möglichen Ausschreitungen auf den Rängen gewarnt und den Verein für "eventuelle Vorsichtsmaßnahmen sensibilisiert".

Damit ist offiziell, was zuvor bereits mehrere Fans vermutet hatten: Die Hannover Scorpions, die sich am Ende der diesjährigen Best-of-Seven-Finalserie den Weidenern sportlich geschlagen geben mussten, haben den martialischen Auftritt der Hells Angels im eigenen Stadion mindestens geduldet. Möglicherweise aber haben sie ihn sogar ganz bewusst bestellt.

Bei dem Match sollen die Hells Angels teils mit Funkgeräten ausgestattet gewesen sein. Zeugen berichteten, die Rocker hätten Zuschauer aus Weiden mehrfach angerempelt und bedroht.

Chef-Ordner der Scorpions prügelte Weiden-Fans blutig

Ausgangspunkt für den Einsatz der Rocker war eine Gewalteskalation bei dem zweiten Spiel der Finalserie, ebenfalls im Scorpions-Stadion. Informationen von t-online zufolge war ein Ordner der Hannoveraner bei dem Match am 16. April ausgerastet, als Weidener Fans nach dem Spiel feierten. Der Ordner soll einem der Zuschauer unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Als ein anderer Weidener dazwischen ging, soll der Mann diesen zu Boden gerissen und mit dem Fuß so hart ins Gesicht getreten haben, dass das Opfer mit mehreren Stichen genäht werden musste.

Die Polizei bestätigte t-online, dass es eine Auseinandersetzung gab. Ermittelt werde in diesem Zusammenhang gegen einen 41-Jährigen. Laut Geschäftsführung der Hannover Scorpions versehe diese Person "seit Jahren übergeordnete Ordnungsaufgaben während der Heimspiele", teilten die Beamten mit.

Polizei: Die Hells Angels dominieren nach wie vor Hannover

Einige Weidener sollen daraufhin Rache geschworen haben. Die Polizei befürchtete am 21. April "mindestens vier Reisebusse" vollgestopft mit Problemfans.

Beim Spiel blieb es dann allerdings weitgehend friedlich. Die ungenierte und öffentliche Machtdemonstration der Hells Angels überraschte die Polizei indes nur bedingt. Zwar habe man von den Plänen der Rocker im Vorfeld nichts gewusst und in den Jahren zuvor sei auch kein vergleichbarer Fall im Stadion der Scorpions beobachtet worden. Aber außerhalb der Eishalle träten die Hells Angels auch nach ihrer offiziellen Auflösung 2012 weiter dominant in Hannover auf.

"Jederzeit Gewaltanwendung": Das Imperium der Hells Angels

Die Rockergruppierung werde als "Outlaw Motorcycle Gang" eingestuft, also als Bande, die sich selbst außerhalb des Gesetztes verortet. "Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Angehörige jederzeit dazu bereit sind, Gebietsansprüche unter Gewaltanwendungen zu behaupten", teilten die Beamten t-online mit. Es reiche, dass sich die Männer in ihrem Stolz gekränkt fühlten, um Aggressionen und Auseinandersetzungen hervorzurufen.

Die Hells Angels seien "unverändert im hannoverschen Steintorviertel aktiv", dem Rotlichtviertel der Stadt. Die Rocker träten dort unter anderem als Türsteher, Bordell-Wirtschafter und Gewerbetreibende auf, hatte bereits zuvor das niedersächsische LKA bekanntgegeben.

Zwangsprostitutions-Ermittlungen scheiterten

Die Hells Angels werden immer wieder mit schweren Verbrechen wie Menschenhandel, Prostitution, Schutzgelderpressung und Mord in Zusammenhang gebracht. In Hannover wurde laut Polizei in den vergangenen zwei Jahren unter anderem wegen Zwangsprostitution, Raub, Bedrohung, Körperverletzung, Drogendelikten und Tankbetrug gegen einzelne Mitglieder ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft stellte zumindest die Ermittlungen wegen Zwangsprostitution wieder ein. Wie so oft schon in der Vergangenheit führte die Arbeit der Beamten zu keiner Verurteilung.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Scorpions-Geschäftsführer Eric Haselbacher
  • Mehrere unbeantwortete, schriftliche Anfragen an die Hannover Scorpions
  • Anfragen an die Polizei
  • Mailwechsel, Chats und Telefonate mit Fans der Hannover Scorpions und der Blue Devils Weiden
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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