Wiederaufnahme seiner Stücke Goecke darf wieder in Hannover arbeiten: So begründet es die Staatsoper
Nach dem Hundekot-Eklat wird Marco Goecke bald wieder in Hannover tätig sein. Was die Staatsoper zur Wiederaufnahme seiner Stücke sagt.
Eine Kulturkritikerin, ein Choreograf und etwas Kot von dessen Dackel – was dann kam, werden viele wohl so schnell nicht vergessen: Im Februar dieses Jahres schmierte der damalige hannoversche Ballettdirektor Marco Goecke einer Kritikerin im Opernfoyer Hundekot ins Gesicht. Seine Aktion hatte Konsequenzen: Das Opernhaus entließ Goecke, erteilte ihm Hausverbot und auch andere Häuser verzichteten zunächst auf die Aufführung seiner Choreografien. Wie nun bekannt wurde, kehrt Goecke aber schon bald nach Hannover zurück – als Gast-Choregraf.
In der kommenden Spielzeit werden seine Stücke im Rahmen von Wiederaufnahmen aufgeführt. Um diese einzustudieren, wird Goecke "wie es üblich ist" vor Ort mit dem Ballettensemble arbeiten, sagte eine Sprecherin der Staatsoper auf Anfrage. Demnach wird zunächst "A Wilde Story" gezeigt, sein jüngstes Ballett für Hannover. Die Proben dafür beginnen Anfang September.
Goecke ist nicht wieder festangestellt an der Staatsoper
Goecke sei allerdings auch zukünftig nicht fest an der Staatsoper Hannover engagiert, stellte die Sprecherin klar. Er werde nach aktuellem Stand in der Spielzeit 2023/24 in keiner offiziellen Funktion öffentlich an der Staatsoper auftreten. Seine Stücke aber seien ein wichtiges Element im Repertoire des Staatsballetts Hannover.
"Wir differenzieren zwischen künstlerischem Ausdruck und persönlich motivierter Affekthandlung", sagte die Sprecherin zu t-online. "Für die persönliche Handlung wurde und wird Marco Goecke arbeits- und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Die Auseinandersetzung mit seinem künstlerischen Werk darf für Publikum und Ensemble weiter möglich sein."
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Keine Zusammenarbeit für neue Choreografien geplant
Die Sprecherin lobte zudem den einzigartigen choreografischen Stil Goeckes, der die Compagnie sehr geprägt habe. Die Zusammenarbeit ab September verspreche eine weitere "erfrischende Dimension" für die Aufführungen. Sie habe zudem für die Tänzerinnen und Tänzer einen hohen künstlerischen Wert – denn diese können mit dem Schöpfer der Werke persönlich proben. Das Hausverbot für Goecke sei bereits Anfang März aufgehoben worden. Die Sprecherin sagte aber auch: "Es ist derzeit keine Zusammenarbeit für neue Choreografien zwischen dem Staatsballett Hannover und Marco Goecke geplant."
Nach dem Hundekot-Vorfall hatte im April auch die Premiere von Goeckes Tanzstück "Walk the Demon" in Hannover stattgefunden. Die Einstudierung durfte der Choregraf damals aber nicht selbst übernehmen.
In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" sagte Goecke, er bereue seine Attacke auf die Kritikerin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Seinen Angaben zufolge litt er vor dem Vorfall an einem Burn-out.
- Anfrage an die Staatsoper Hannover
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