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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mit KI gegen Verbrechen Wie das LKA Niedersachsen mit einem Chatbot Kriminalfälle lösen will
Das Landeskriminalamt Niedersachsen testet derzeit eine neue Software, um Kriminalfälle mittels Künstlicher Intelligenz aufzuklären. Doch was steckt hinter dem Chatbot?
Das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen hat neue Wege eingeschlagen, um Kriminalfälle mithilfe von Messenger-Nachrichten aufzuklären. In einer Testphase setzt das LKA auf das "Tracebook Chatmodul", eine spezielle Software mit Künstlicher Intelligenz. Damit sollen verschlüsselte Nachrichten, sogenannte Krypto-Chats, leichter analysiert werden können. Das Projekt wurde am Mittwoch bei einem Termin mit Innenministerin Daniela Behrens (SPD) beim LKA vorgestellt.
"Mit modernen Technologien möchten wir den Herausforderungen der digitalen Kommunikation begegnen", sagt Antje Heilmann, Sprecherin des LKA Niedersachsen, t-online auf Nachfrage.
Das Chatmodul soll den Ermittlern dabei helfen, Nachrichten aus Messengern strukturiert auszuwerten. Dabei bietet es Funktionen wie die Visualisierung der Daten, die Analyse von Netzwerken und umfangreiche Recherchemöglichkeiten. Außerdem können Sprachnachrichten in Text umgewandelt und Nachrichten in verschiedene Sprachen übersetzt werden.
Mehrere Behörden testen Chatbot bereits
Bisher nehmen Polizeibehörden in Niedersachsen (Hannover, Oldenburg und LKA Niedersachsen) und Nordrhein-Westfalen an der seit März laufenden Testphase teil. Sie sollen sich zur Funktionalität des Chatmoduls bisher sehr zufrieden äußern: "Die Software unterstützt uns effektiv bei der Aufklärung von Straftaten", sagte Heilmann. Konkrete Beispiele, in denen das Chatmodul bereits erfolgreich zur Lösung von Fällen beigetragen hat, seien zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht bekannt.
Bei der Entwicklung des Chatmoduls mussten technische und ethische Herausforderungen berücksichtigt werden, so Heilmann weiter. Das Team hinter der Software lege besonderen Wert auf die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Plattformen sowie auf die Vermeidung von Vorurteilen oder Diskriminierung bei der Auswertung der Daten. "Wir verwenden keine Informationen über Ethnie, Religion, Geschlecht oder Alter, die zu ungerechtfertigten Entscheidungen führen könnten", sagt Heilmann. Die Künstliche Intelligenz werde ausschließlich für die Umwandlung von Sprachnachrichten in Text und für Übersetzungen eingesetzt.
Keine direkte Zusammenarbeit mit Messenger-Diensten
Das LKA Niedersachsen arbeitet nicht direkt mit den Betreibern der Messenger-Dienste zusammen. Das "Tracebook Chatmodul" analysiere bereits forensisch aufbereitete Daten, die vom Bundeskriminalamt zur Verfügung gestellt werden. Dadurch sollen die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten und die Privatsphären der jeweiligen Nutzer geschützt werden.
Das Chatmodul werde kontinuierlich weiterentwickelt, um den sich ständig ändernden Kommunikationsgewohnheiten und -technologien gerecht zu werden. Bei der Weiterentwicklung des Chatmoduls setzt das Entwicklerteam auf eine flexible Methode namens Scrum.
Dabei handelt es sich um eine Methode, die es ermöglicht, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren und kontinuierlich neue Funktionen in die Software zu integrieren. Im Rahmen dieses Prozesses wird auch das Feedback der Nutzer berücksichtigt. Damit können Verbesserungen vorgenommen werden, um das Chatmodul an die sich verändernden Kommunikationsgewohnheiten und -technologien anzupassen.
Neben "Tracebook Chatmodul" wurden am Mittwoch weitere Projekte vorgestellt, darunter das Kooperationsprojekt des LKA mit regionalen Landesämtern für Schule und Bildung zur Prävention gegen Cyber-Mobbing in Grundschulen sowie Ermittlungsmethoden im Zusammenhang mit Kryptowährungen. Lesen Sie hier mehr dazu.
- Anfrage an das LKA Niedersachsen per Mail
- presseportal.de: Mitteilung des Landeskriminalamt Niedersachsen vom 31. Mai 2023
- Eigene Recherche