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Nach Hundekot-Attacke: Balletchef Marco Goecke entschuldigt sich – Opfer schockiert


Beurlaubter Ballettdirektor in Hannover
Hundekot-Schmierer entschuldigt sich – Journalistin ist schockiert

Von dpa
Aktualisiert am 15.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Marco Goecke steht im Foyer der Staatsoper (Archivbild): Zunächst hatte sich der Ballettdirektor nach der Attacke noch gerechtfertigt.Vergrößern des Bildes
Marco Goecke steht im Foyer der Staatsoper (Archivbild): Zunächst hatte sich der Ballettdirektor nach der Attacke noch gerechtfertigt. (Quelle: Christophe Gateau/dpa)

Nach der Hundekot-Attacke war der Ballettchef suspendiert worden. Nun entschuldigt er sich – seine Kritikerin zeigt sich entrüstet über das Statement.

Drei Tage nach seiner Hundekot-Attacke auf eine Journalistin hat sich der Ballettchef der Staatsoper Hannover, Marco Goecke, öffentlich entschuldigt. "Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheißende Aktion aufrichtig entschuldigen", teilte der 50-Jährige am Dienstag in einem schriftlichen Statement mit. "Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war."

Goecke hatte am Samstagabend im Foyer des Opernhauses in Hannover Wiebke Hüster, eine Journalistin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer "schlimme, persönliche" Kritiken zu schreiben.

Staatsopfer Hannover: Polizei ermittlelt gegen Marco Goecke

Die Journalistin hatte nach dem Angriff Anzeige bei der Polizei erstattet. Gegen Goecke wird wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung ermittelt. Die Staatsoper Hannover suspendierte ihren Ballettdirektor am Montag, erteilte ihm ein vorläufiges Hausverbot und verlangte eine Entschuldigung.

Der Choreograf erklärte die Attacke mit der "nervlichen Belastung zweier kurz aufeinander folgender Premieren (9.2. Den Haag, 11.2. Hannover)". Gleichzeitig machte Goecke der betroffenen Journalistin erneut Vorwürfe und sprach von "oft gehässigen Kritiken".

Hüster hatte am Sonntag der dpa gesagt, Goecke habe im Foyer des Opernhauses plötzlich eine Plastiktüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und ihr diese mit der offenen Seite ins Gesicht gerieben. "Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien", sagte die 57-Jährige. Sie habe unter Schock gestanden und geweint.

Hüster: "Was für eine Art von Entschuldigung soll das sein?"

Auf das Statement des Choregrafen reagierte Hüster entrüstet. "Das hat mir nochmal einen Schock versetzt", sagte Hüster am Dienstagabend im 3sat-Kulturmagazin "Kulturzeit". Am Anfang heiße es in dem Statement zwar, er möchte sich entschuldigen. "Aber dann schaltet er sofort um und verstärkt die Vorwürfe, die er ohnehin gegen mich erhoben hat, nochmal."

Hüster fügte hinzu: "Was für eine Art von Entschuldigung soll denn das bitte sein? Das ist eine Rechtfertigung. Plus: Wir reden hier über einen Straftatbestand. Das ist Beleidigung und Körperverletzung."

Zur Aussage Goeckes, sie habe ihn durchweg kritisiert, sagte die Journalistim am Dienstagabend, zwei der neun Kritiken, die sie in der Vergangenheit über Goeckes Stücke geschrieben hatte, seien "überschwänglich positiv" gewesen.

Balletchef hatte sich zunächst gerechtfertigt

In einem am Montagabend im WDR ausgestrahlten Interview sagte Goecke zu der Tat: "Das war absolut im Affekt." Sein alter Dackel habe in seine Tasche gemacht, was manchmal in dem Alter passiere. Er habe das Häufchen in eine Tüte gepackt und draußen entsorgen wollen. Hüster hatte dagegen am Sonntag von einer geplanten Tat gesprochen. "Das war Vorsatz", sagte sie.

Ob Goecke trotz der Suspendierung weiterhin seine vollen Bezüge erhält, wollte die Staatsoper am Dienstag nicht mitteilen. "Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren", sagte eine Sprecherin. "Daher werden wir uns frühestens am Donnerstag wieder dazu äußern."

Die oppositionelle CDU-Landtagsfraktion sieht jetzt Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs (SPD) am Zug. "Wir erwarten vom Träger der Staatsoper, dem Land Niedersachsen, dass gehandelt wird", betonte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner. Er bezeichnete den Angriff als "eklig und erniedrigend" und als "Angriff auf die Pressefreiheit".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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