Anwalt zum Eklat im Opernhaus Diese Strafe droht dem Hundekot-Schmierer
Nach der Ekel-Attacke im Foyer der Staatsoper in Hannover wurde Ballettchef Marco Goecke suspendiert. Doch jetzt droht ihm auch juristischer Ärger.
Hannovers inzwischen suspendierter Ballettchef Marco Goecke soll während der ersten Pause der Premiere seines Stücks "Glaube – Liebe – Hoffnung" die FAZ-Journalistin Wiebke Hüster vor zahlreichen Menschen Hundekot brutal ins Gesicht geschmiert haben. Neben beruflichen Konsequenzen, die das Staatstheater in Hannover nun über die Beurlaubung hinaus prüft, steht Goecke nun auch Ärger mit der Justiz ins Haus. Hüster hatte noch am Abend der Tat Anzeige erstattet. Hannovers Star-Anwalt Matthias Waldraff wagt eine vorsichtige Einschätzung, welche Strafe Goeckel blühen könnte.
"Der Ekel, der durch den Angriff ausgelöst wurde, wird vermutlich gesundheitliche Beeinträchtigungen beim Opfer nach sich ziehen", vermutet Waldraff. "Vor allem psychische – gerade aufgrund ihres Jobs in der Öffentlichkeit", so der Jurist. "Damit wäre die Schwelle zur vorsätzlichen Körperverletzung erreicht." Die Polizei Hannover ermittelt laut einer Sprecherin nach der Strafanzeige nun ohnehin wegen Körperverletzung und Beleidigung.
Für die weitere Strafverfolgung wird Hüster wohl keinen Strafantrag extra stellen, glaubt Waldraff: "Wegen der öffentlichen und kulturellen Relevanz wird jede Staatsanwaltschaft dieses Verfahren verfolgen und ein Strafverfahren gegen Herrn Goecke einleiten".
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Eklat im Opernhaus: Welche Strafe Goecke bei einer Verurteilung erwartet
Üblich wären dann normalerweise etwa 30 Tagessätze. Doch daran glaubt Waldraff nicht: "Die Strafe wird aufgrund der Relevanz der Tat und der Gesamtumstände deutlich über das übliche Maß hinausgehen. Für wahrscheinlicher halte ich 40 bis 50 Tagessätze." Goecke braucht sich laut dem erfahrenen Juristen gar nicht erst Hoffnungen machen, dass das Verfahren einfach gegen eine Geldzahlung eingestellt werden könnte: "Hier wurde die Meinungsfreiheit entschieden angegriffen. Und dann noch im öffentlichen Raum", sagt Waldraff.
Wie hoch eine Geldstrafe tatsächlich ausfällt, hänge demnach auch wie in Deutschland üblich vom Einkommen des mutmaßlichen Täters ab – und von möglichen Unterhaltsverpflichtungen. Alleine am Staatstheater Hannover sollte Goecke als preisgekrönter Ballettchef branchenüblich eine sechsstellige Summe pro Jahr verdienen.
Zusätzlich ist er auch beim renommierten Nederlands Dans Theater (NDT) in Den Haag sowie bei der Stuttgarter Compagnie Gauthier Dance als Hauschoreograf angestellt. Damit wäre eine Strafe im niedrigen fünfstelligen Bereich sehr wahrscheinlich. Offen bleibt, ob Hüster Goecke auch zivilrechtlich belangt und etwa Schmerzensgeld einfordern kann.
In einem anderen Fall in Radolfzell im Kreis Konstanz war ein 50 Jahre alter Mann zu 110 Tagessätzen verurteilt worden. Der Mann hatte einen Polizisten mit seinem eigenen Kot beschmiert. Darüber hatte 2019 der "Südkurier" berichtet. Allerdings bestand hier auch zusätzlich die Gefahr, dass der an Hepatitis-C erkrankte Mann den Polizisten hätte anstecken können. Darüber hinaus ging es um eine Alkoholfahrt auf dem Fahrrad und den unerlaubten Besitz von Betäubungsmitteln, Körperverletzung in mehreren Fällen und Sachbeschädigung.
- Telefonat mit Matthias Waldraff
- suedkurier.de: "Bewährung für ekelhaftes Vergehen: 50-Jähriger beschmiert Polizisten mit seinem Kot"
- Eigene Recherche