Kleinkind 150 Kilometer verlegt Hannovers Kinderkliniken am Limit - Taskforce eingerichtet
Viele Kinder leiden derzeit an Atemwegsinfekten, doch freie Betten in Kinderkliniken werden aktuell verzweifelt gesucht. Auch in Hannover.
Überbelegte Patientenzimmer, tagelanger Aufenthalt in der Notaufnahme, Verlegung von kranken Babys in weit entfernte Krankenhäuser: Die aktuelle Welle von Atemwegsinfekten bringt Kinderkliniken an ihre Grenzen. Weil alle Betten voll waren, wurde ein Kind von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in das 150 Kilometer entfernte Magdeburg verlegt.
"Meine Kollegen hatten 21 Kliniken angerufen", berichtet Gesine Hansen, Ärztliche Direktorin der MHH-Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie über die Maßnahme vom vergangenen Freitag.
Das etwa einjährige Kind hatte eine RSV-Infektion, die vor allem für die Jüngsten und Kinder mit Vorerkrankungen lebensbedrohlich werden kann. Es würden aber keine Kinder in einem sehr schlechten Gesundheitszustand verlegt, betont Hansen. Dann müsse ein Kind, dem es besser geht, an seiner Stelle verlegt werden.
Immer weniger Kinderklinik-Betten auch in Hannover
Kaum eine Klinik hatte laut Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) in den vergangenen Tagen noch ein freies Kinderbett oder freies Kinderintensivbett. "Kinder müssen über Tage in der Notaufnahme liegen", beschreibt es Divi-Generalsekretär Florian Hoffmann gestern im ZDF-"Morgenmagazin". Oder Stationen müssten überbelegt werden. Insgesamt könne laut Divi von einer "katastrophalen Lage" auf den Kinder-Intensivstationen gesprochen werden.
Die Ärztevereinigung will heute in Hamburg neueste Zahlen und Erkenntnisse aus einer aktuellen Umfrage unter Kinderkliniken vorstellen. Den Medizinern zufolge ist jedes Jahr ab Herbst mit einer Welle von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) zu rechnen. Wegen des Mangels an Pflegepersonal könne zudem ein großer Teil der Betten auf den Stationen gar nicht betrieben werden.
Bei der Tagung ihrer Fachgesellschaft in Hamburg beraten die Intensivmediziner und Intensivpflegekräfte auch über Lösungsansätze in der Krise. Kurzfristig können laut Divi-Generalsekretär Hoffmann Notfallpläne helfen. Das Kinderkrankenhaus Auf der Bult in Hannover zum Beispiel hat bereits eine Task Force einberufen.
- Nachrichtenagentur dpa