Explosionsgefahr nach Güterzug-Unglück Komplikationen bei Bergung: Bahnstrecke bleibt gesperrt
Nach dem Zugunglück bei Gifhorn bleibt die Bahnstrecke länger gesperrt. Die Bergung gestaltet sich schwierig. Es herrscht Explosionsgefahr.
Das Abpumpen des explosiven Propangases aus den im Landkreis Gifhorn verunglückten Kesselwaggons beschäftigt auch am Montag die Feuerwehr. Rund 60 Einsatzkräfte waren bereits am frühen Morgen vor Ort, sagt Carsten Schaffhauser, Sprecher der Feuerwehr Meinersen. Ein erster Waggon sei bereits zur Hälfte leer.
Aber: Das Abpumpen des Gases aus den vier umgekippten Kesselwaggons werde noch Tage dauern. Die wichtige Bahnstrecke zwischen Hannover und Berlin bleibe bis mindestens 27. November gesperrt, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Die Bergung gestaltet sich schwieriger als erwartet: Weil die Waggons auf der Seite liegen, könne derzeit nur etwa die Hälfte des Inhalts abgesaugt werden. Zuletzt wollten die Experten den verbleibenden Inhalt kontrolliert abfackeln. Das würde allerdings noch sehr lange dauern. Und auch die übrigen Schäden auf der Strecke (Masten, Gleise und Kabel) müssen noch repariert.
Nun prüfen die Experten vor Ort, ob die halb leeren Waggons nicht doch mithilfe von Hebekissen und Kränen wieder aufgerichtet werden können. Anschließend soll das restliche Gas abgepumpt werden. Wie der NDR berichtet, würde das Abpumpen eines Waggons mit Spezialpumpen jeweils 20 Stunden dauern.
Risiko von Explosionen nach Güterzug-Unglück
Am Samstagabend hatten sich die Arbeiten an der Unfallstelle verzögert. Beim leckgeschlagenen Waggon habe sich wegen der vorherrschenden Windstille eine Gaswolke gebildet, sagte Schaffhauser. Die Einsatzkräfte seien aus Sicherheitsgründen aus der Gefahrenzone gebracht worden. Explosionsgeschützte Lüfter seien eingesetzt worden, um künstlichen Wind zu erzeugen, eine 400 Meter weite Sicherheitszone um den Unfallort herum errichtet.
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Am frühen Donnerstagmorgen hatte ein Güterzug auf der wichtigen West-Ost-Verbindung in der Höhe von Leiferde an einem Signal gehalten. Ein nachfolgender Güterzug war aus zunächst ungeklärter Ursache aufgefahren. Vier Waggons kippten um, auch die Oberleitung wurde beschädigt. Der auffahrende Zug bestand aus 25 mit Propangas gefüllten Kesselwagen. Der Kohlenwasserstoff ist hochentzündlich – bei der Bergung muss das Risiko von Explosionen beachtet werden. Beide Güterzüge stammten von privaten Unternehmen.
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Umleitungen und Zugausfälle
Die Bergung der verunglückten Gas-Güterwaggons und die Reparatur des zerstörten Trassenabschnitts auf der Bahnstrecke zwischen Hannover und Berlin werden noch mehrere Tage dauern. Eine genaue Prognose sei schwierig. Züge werden weiträumig umgeleitet, Bahnreisende müssen sich weiter auf Ausfälle und Verspätungen einrichten.
"Erst wenn die Unfallstelle geräumt ist, können wir dort mit den Reparaturarbeiten beginnen", sagte ein Bahn-Sprecher. Für Fahrgäste, die eine geplante Reise verschieben möchten, gilt eine Sonderkulanz: Schon gebuchte Fernverkehrstickets können bis einschließlich 4. Dezember flexibel genutzt, Sitzplatzreservierungen kostenfrei storniert werden.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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