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Ernst August von Hannover | Der Absturz: Vom "Pinkel"- zum Pleiteprinzen


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Welfen-Unternehmen bankrott
Ernst August von Hannover: Vom "Pinkel"- zum Pleiteprinzen


Aktualisiert am 20.10.2022Lesedauer: 4 Min.
Prinz Ernst August von Hannover (Archivbild): Seit Jahren halten sich Pleite-Gerüchte um das Welfen-Oberhaupt.Vergrößern des Bildes
Ernst August, Prinz von Hannover (Archivbild): Seit Jahren halten sich Pleitegerüchte um das Welfen-Oberhaupt. (Quelle: Krafft Angerer/Getty)

Am Montag meldete ein Welfen-Unternehmen Bankrott an. Ernst August von Hannover soll "irrational" gewirtschaftet haben. Wie kam es zum Absturz des Prinzen?

Die Konkursanmeldung des österreichischen Familienunternehmens der Welfen ist das nächste Kapitel in der Skandalreihe um Ernst August von Hannover. Seit Jahren halten sich die Gerüchte um finanzielle Schwierigkeiten des Welfen-Oberhaupts. Sie gehen Hand in Hand mit Ausrastern, Gerichtsprozessen und familiären Streitigkeiten im Fürstengeschlecht der Welfen – immerhin eines der ältesten Adelsgeschlechter Europas. t-online blickt zurück.

Welchen Deal hat Ernst August abgeschlossen?

Am Montag hat die EAH BetreibungsgmbH in Salzburg Konkurs angemeldet. Freunde des Welfen-Oberhaupts hatten das Inkassounternehmen im Jahr 2020 gegründet. Es sollte die Prozesskosten im Vater-Sohn-Streit um das Welfen-Erbe tragen und gehört zu 100 Prozent der Welfen Privatstiftung, die Ernst August eigens für die Verwaltung seiner vermeintlichen Ansprüche gegründet hatte.

Hätte sich Ernst August vor Gericht durchgesetzt, wären Teile seiner Ansprüche an den Kunstschätzen, Grundstücken und auch an der Marienburg, dem Schloss der Familie, an die Freunde des Seniors gefallen. Dafür beteiligte sich deren Firma an Anwalts- und Gerichtskosten, die aufgrund der Höhe des Streitwerts auf mehrere Hunderttausend Euro geschätzt werden.

Doch der Plan zur Rückforderung ging nicht auf. Das Landgericht Hannover wies die Klage im Juli dieses Jahres ab. Ernst August verzichtete auf eine Revision – und damit auf die Existenzgrundlage der EAH BetreibungsgmbH. Das Risiko hatte sich nicht ausgezahlt. Sein Sohn sagte damals zu "Bunte": "Ich begrüße seine Entscheidung und die Einsicht in die Tatsache, dass seine Klage aussichtslos war."

In der Vergangenheit soll der Sohn immer wieder versucht haben, die Wogen zu glätten und seinen Vater vor sich selbst zu schützen, allem Disput zum Trotz. 2012 nahm der älteste Sohn den Platz des Vaters in der Stiftung Herzog von Cumberland ein, die den Besitz der Welfen in Österreich verwaltet. Doch nun verlässt sich Ernst August auf seine aktuelle Partnerin, die Künstlerin und Immobilienbesitzerin Claudia Stilianopoulos (48). Sie soll ihn laut "Bunte" bereits mehrfach vor dem Ruin gerettet haben.

Freunde werfen hin

Die Unternehmensgründer und Freunde des Prinzen, Gourmetgastronom Miguel Spitzy (72) und Rechtsanwalt Malte Berlin (61), sind längst aus dem Pleiteunternehmen ausgestiegen. Spitzy verließ das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr, Berlin schied als Geschäftsführer vor Beginn der Insolvenzeröffnung aus. Dessen Nachfolger, Patrick Thun-Hohenstein, bezeichnete das Konkursverfahren nach der Prozessniederlage im Gespräch mit der "Kronen Zeitung" als "unausweichlich", warf Ernst August "irrationales" Handeln vor.

Es ist längst nicht die erste Pleite im Leben von Ernst August. Erst im März wies das Landesverwaltungsgericht Oberösterreich eine Klage ab, wodurch er weder seinen österreichischen Waffenpass zurückerhielt noch seine Jagdwaffen, die er nach einem Polizeieinsatz in seinem Anwesen im Juli 2020 hatte abgeben müssen. In der Folge mehrerer Polizeieinsätze in seinem Jagdhaus in Grünau erhielt Ernst August zudem eine zehnmonatige Bewährungsstrafe und wurde zeitweise in eine psychiatrische Abteilung eingewiesen.

Regelmäßige Prügel-Eskapaden

Schon im Jahr 2004 wurde Ernst August wegen gefährlicher Körperverletzung zu 200.000 Euro Strafe verurteilt, weil er im Januar 2000 einen deutschen Hotelier auf der Insel Lamu in Kenia krankenhausreif geschlagen haben soll. Vor Gericht hatte Ernst August lediglich zwei Ohrfeigen eingeräumt, wie der "Spiegel" damals berichtete.

Unvergessen bleibt zudem Ernst Augusts Eskapade auf der Expo 2000 in Hannover. Auf der Weltausstellung urinierte er am türkischen Pavillon und wurde dabei fotografiert. Das brachte ihm in den Boulevardmedien den Beinamen "Pinkelprinz" ein.

Es war nicht der erste Spitzname für den Prinzen. Als er 1998 bei einem Angriff auf zwei Journalisten gefilmt wurde, geriet Ernst August als "Prügelprinz" in die Schlagzeilen. Das Strafverfahren wurde jedoch nach einer Zahlung von 90.000 Mark eingestellt. Der Kameramann erhielt ebenfalls 15.000 Mark Schmerzensgeld. Nur wenig später fiel Ernst August erneut mit gewalttätigen Ausbrüchen auf, als er am Rande der Salzburger Festspiele einer "Bunte"-Fotografin einen Tritt verpasste.

Ernst August Prinz von Hannover hat neben seinem gleichnamigen Sohn noch den zwei Jahre jüngeren Christian Heinrich mit Ex-Frau Chantal Hochuli. Mit Caroline von Monaco hat er eine 22-jährige Tochter: Alexandra, Prinzessin von Hannover. Ernst August ist Urenkel des letzten deutschen Kaisers. Er ist seit 1999 mit der Monegassen-Prinzessin verheiratet. Die Ehe existiert allerdings nur noch auf dem Papier.

Ältestes deutsches Adelsgeschlecht

Die Welfen sind das älteste deutsche Adelsgeschlecht. Ihr erster Machthöhepunkt findet sich im 12. Jahrhundert. Damals bildeten sie die Gegenkraft zu den Staufern im mitteleuropäischen Raum. Bekannte Vertreter waren Heinrich der Löwe und dessen Sohn Otto.

Im 18. und 19. Jahrhundert war das Adelshaus auf der Höhe seiner Macht: 1714 bestieg Kurfürst Georg Ludwig als George I. den englischen Thron. Ihm folgten bis 1837 vier weitere britische Herrscher aus dem Welfenhaus. 1866 wurden die Welfen von den Preußen entthront und zogen sich zunächst ins Exil nach Österreich zurück. Politisch ist die Adelsfamilie heute bedeutungslos.

Verwendete Quellen
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