Ermittlungen Pistorius: KI im Kampf gegen Kindesmissbrauch
Nach der Aufdeckung schwersten Kindesmissbrauchs im nordrhein-westfälischen Wermelskirchen wirbt der niedersächsische Innenminister für den Einsatz künstlicher Intelligenz, um die Datenmengen bei Ermittlungen zu bewältigen. Dies könne die Polizei bei der Aufklärung entlasten, sagte Boris Pistorius der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). In Niedersachsen werde derzeit eine Software getestet, um die riesigen Datenmengen auszuwerten, die bei solchen Verfahren anfallen, sagte der SPD-Politiker. Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza sieht im Datenschutz ein Hindernis für die Ermittler.
"Fehlende Daten verhindern, dass wir Missbrauchstaten aufklären und verhindern können", sagte die CDU-Politikerin der Zeitung. "Für unsere Kinder brauchen wir den bestmöglichen Schutz, hier darf Datenschutz nicht vorgehen." Der Bund müsse als Gesetzgeber dringend tätig werden. "Es geht um die brutale Schändung, Vergewaltigung, Tötung und psychische wie körperliche Verletzung selbst von kleinsten Kindern", sagte Pistorius. Der Umfang des Verfahrens mit fünf Beschuldigten auch aus Niedersachsen sei erschütternd. "Die Taten sind unfassbar brutal und menschenverachtend."
Ermittler hatten am Montag über brutalsten Missbrauch von Kindern berichtet, das jüngste Opfer war einen Monat alt. Hauptbeschuldigter ist ein 44-Jähriger aus Wermelskirchen, der seine Dienste als Babysitter im Internet angeboten und sich so seinen Opfern genähert haben soll. Bislang wurden 73 Verdächtige und 33 Opfer identifiziert. Die Sicherung der Daten von 232 Datenträgern hatte 17 Tage gedauert. Auf einer Festplatte hatten die Ermittler 3,5 Millionen Bilddateien und 1,5 Millionen Videos entdeckt.
Nach den Worten von Pistorius war in Niedersachsen allein 2020 Bildmaterial in der Größenordnung von fast 2,4 Millionen Gigabyte erfasst worden - umgerechnet zwei Milliarden Bilder. "Solche Datenmengen seien "durch menschliches Handeln" nicht zu bewältigen, sagte er: "Niedersachsen hat knapp 25.000 Polizeibeschäftigte - ich will gar nicht ausrechnen, wie lange jeder vorm Bildschirm gesessen haben muss, um alle Bilder gesehen zu haben." Seit 2020 werde daher eine Software eingesetzt.