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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fans beim Public Viewing in Frankfurt Ekstase pur: "Dann nehmen wir die Stadt auseinander"
Über 50.000 Eintracht-Fans waren beim Public Viewing im Waldstadion. Bei bestem Fußballwetter sorgten die Adlerträger schon Stunden vor dem Anpfiff für eine Gänsehaut-Atmosphäre. Am Ende gewinnt die Eintracht. Der Startschuss für eine lange Nacht.
Und dann ist Schluss. Die Eintracht gewinnt die Europa League. Im Frankfurter Waldstadion brechen alle Dämme. Ekstase pur. Aus 50.000 Kehlen dröhnt "Schwarz-weiß wie Schnee". Die Nacht in Frankfurt wird lang.
Rund fünf Stunden zuvor, um 18 Uhr, strömten die Eintracht-Fans in das Waldstadion. 50.000 Anhänger versammelten sich auf den Rängen und im Innenraum des Stadions. Weitere Tausende Anhänger vor dem Stadion. Die Nachfrage war enorm. Nach eigenen Angaben hätte die Eintracht 100.000 Tickets für das Public Viewing verkaufen können.
Große Anspannung vor dem Spiel
Zwei Karten konnten auch Alexander und Tina ergattern. Das Ehepaar ist für das Spiel aus Montabaur nach Frankfurt gefahren – rund einhundert Kilometer entfernt von der Mainmetropole. Sie sitzen auf dem Kunstrasenplatz vor dem Stadion im Schatten. Ein wenig Erholung vor dem großen Finale.
Den ganzen Tag über sei Alexander angespannt gewesen, sagt er. Er glaubt fest an einen Sieg seiner Eintracht. Sein Tipp: 2:1. Und er ist sich ebenfalls sicher, dass er so ein Spiel nie wieder erleben werde, jedenfalls nicht "mit der Stimmung und Aufgeregtheit der Fans". Den ersten Europapokal-Sieg der Eintracht hat er sogar schon miterlebt. "Alexander ist kurz vor dem Finale 1980 geboren", sagt seine Ehefrau Tina.
Es ist 19.15 Uhr. So langsam füllt sich das Stadion und der Innenraum. Die Fans singen sich warm. "Europacup, Europacup in diesem Jaaaaaahr", dröhnt es durch das Waldstadion. Im Anschluss folgt die Vereinshymne "Im Herzen von Europa", die von allen mit voller Inbrunst gesungen wird.
"Ich konnte letzte Nacht nur drei Stunden schlafen"
Zwischen dem Kunstrasenplatz, Imbissbuden, Getränkeständen und der Frankfurter Arena sitzt Nils auf einem Vorsprung. "Ich konnte letzte Nacht nur drei Stunden schlafen", erzählt er. Nils ist heute mit seinen Freunden aus Rodgau zum Stadion gekommen. Alle sind extrem angespannt, aber freuen sich auch sehr auf das Spiel. "Das ist für uns das Spiel des Jahres. Wir waren ja alle vor 42 Jahren noch nicht auf der Welt", sagt ein Freund von Nils. Auch sie sind siegesgewiss, "3:1", tippt einer von ihnen, Nils ist noch optimistischer: "4:0".
Unterdessen läuft das Vor-Abend-Programm auf der Bühne vor der 400 Quadratmeter großen Leinwand. Von Attila, dem Steinadler und Maskottchen der Frankfurter Eintracht, bis hin zu Livemusik. Und je näher das Spiel rückt, desto lauter und euphorischer werden die Fans. Sie stimmen sich mit Fangesängen ein, zünden Pyrotechnik, jubeln lautstark, als die Spieler beim Aufwärmen auf der Leinwand erscheinen.
Eine Stimmung, als wäre das Spiel vor Ort
Als das Spiel um 21 Uhr beginnt, feiern sie jeden Ballbesitz ihrer Mannschaft, doch sobald ein Spieler der Rangers den Ball hat, ertönt ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert. Die 50.000 Fans, in einem Meer aus Weiß, machen Stimmung, als fände das Spiel an diesem Abend im Frankfurter Waldstadion statt.
Während die erste Halbzeit mit 0:0 zu Ende geht, gehen die Glasgow Rangers zwischenzeitig zu Beginn der zweiten Halbzeit in Führung. Das sorgt in Frankfurt für eine kurze Schockstarre, als wenig später der Ausgleich fällt, brechen hier fast alle Dämme. Im Innenraum und auf den Rängen wird Pyrotechnik gezündet.
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Während die Eintracht in den letzten zehn Minuten Gas gibt, wird hier jeder Angriff lautstark bejubelt, aber es bleibt beim 1:1. Der Finalkrimi von Sevilla geht weiter, doch dann ist nach 120 Minuten Schluss. Es gibt Elfmeterschießen. Mehr Spannung geht nicht.
Die Fans stimmen sich ein letztes Mal ein. Manche schlagen die Hände über den Kopf, ein Fan zieht seinen Schal über sein Gesicht. Dann singen die 50.000 Zuschauer lautstark "Europacup, Europacup in diesem Jaaaahr". Auf den Rängen hält es kaum noch einen Fan auf seinem Sitzplatz. Dann ist Schluss.
Die Eintracht gewinnt zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte den Europapokal. Und wie Nils noch vor dem Spiel ankündigte, wenn die Eintracht heute den Pott holt, dann "nehmen wir die Stadt auseinander".
- Eigene Beobachtungen vor Ort