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Frankfurt: Nach Überfällen auf Jugendliche – wie sicher ist der Günthersburgpark?


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Messer, Pfefferspray und Faustschläge
Wie sicher ist der Frankfurter Günthersburgpark?

Katrin Börsch

17.10.2021Lesedauer: 5 Min.
Das Eingangstor zum Park bei Tag: In der Grünanlage ist vermehrt zu Überfällen auf Jugendliche gekommen.Vergrößern des Bildes
Das Eingangstor zum Park bei Tag: In der Grünanlage ist es vermehrt zu Überfällen auf Jugendliche gekommen. (Quelle: Katrin Börsch)
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In den letzten Wochen hat es im Günthersburgpark im Frankfurter Nordend eine Serie von Überfällen auf Jugendliche gegeben. Die Polizei möchte durch mehr Präsenz Sicherheit schaffen. Ein Ortsbesuch.

Samstagabend, 20 Uhr. An der Gabelung, an der die Hartman-Ibach-Straße in die Rohrbachstraße mündet und die Wetteraustraße abzweigt, befindet sich ein kleiner, dem Günthersburgplatz vorgelagerter Platz. Hier lässt ein imposantes, gusseisernes Tor mit goldenen Verzierungen Besucherinnen und Besucher des Parks ein.

In der Grünanlage sind einige Hauptwege gesäumt von Laternen, trotzdem ist die Beleuchtung insgesamt eher sporadisch eingesetzt. Ein paar Schritte den unbeleuchteten Weg hoch und es ist stockfinster. Doch es sind Stimmen zu vernehmen. Eine Polizistin und ein Polizist kreuzen den Weg. Heute sei hier alles ruhig, berichten sie. Seit den Vorfällen seien sie hier verstärkt unterwegs, um für Sicherheit zu sorgen. Im weiteren Verlauf wird sich zeigen, dass im Günthersburgpark mittlerweile mehr Polizistinnen und Polizisten als Jugendliche präsent sind – mal zu Fuß, mal mit Polizeibus den Weg ausleuchtend.

Frankfurt: Vermehrt Angriffe auf Jugendliche

In den letzten Wochen hat es im sonst so friedlichen Günthersburgpark Aufruhr gegeben. Dort, wo sich gerade in den warmen Sommermonaten Jugendliche gerne getroffen haben, um miteinander abzuhängen, Musik zu hören und zu feiern, sind vermehrt große Gruppen krimineller Heranwachsender eingefallen.

Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge habe es bereits im September Attacken mit Fäusten, Pfefferspray und Messern auf Jugendliche gegeben. Am 1. Oktober ist ein Sechzehnjähriger mit einem Schlagstock bedroht und verletzt worden. Auch sein Handy wurde ihm geraubt. Vergangenes Wochenende ist hier laut Polizei eine Soundbox gestohlen worden. Heftigere Vorfälle habe es dieses und vergangenes Wochenende aber nicht mehr gegeben, so die Polizei.

An der Mauer im oberen Teil der Grünanlage sind einige junge Menschen anzutreffen. Die Steinmauer ist ein äußerst beliebter Treffpunkt unter Jugendlichen. Nicht selten versammeln sich hier Hunderte. Heute sind es etwa 30. In kleinen Grüppchen verteilen sie sich um die Bänke an der Mauer. Sie unterhalten sich friedlich, aus kleinen Lautsprechern schallt leise ein Reggae-Song. "Wir mussten gerade unsere Soundbox leiser drehen", sagt eine Jugendliche mit genervtem Seitenblick auf patrouillierende Polizistinnen und Polizisten. Zwar fühlten sich die Teenager sicherer durch die Einsatzkräfte, doch es würde sie auch hemmen.

Parkbesucher: "Die sind zu zehnt auf mich drauf"

Etwas weiter im Zentrum des Parks, wo es mit am finstersten ist, erzählt ein Sechzehnjähriger, dass er selbst Mitte September Opfer einer Attacke geworden sei. Er berichtet immer noch sichtlich schockiert von dem Vorfall: "An dem Abend ist plötzlich eine große Gruppe zum Seiteneingang reingekommen. Ich konnte schon sehen, dass die grimmig guckten, hätte aber nicht erwartet, was dann kam. Plötzlich sind die auf uns mit Fäusten und Pfefferspray losgegangen, haben uns bedroht und wollten unsere Wertsachen klauen."

Der Junge habe versucht zu fliehen, auf der nassen Wiese sei er jedoch ausgerutscht. "Dann sind die zu zehnt auf mich drauf", sagt er. Der Jugendliche habe auf dem Boden gelegen, sei geschlagen und getreten worden, Pfefferspray sei ihm ins Ohr und ins Gesicht gesprüht worden. Anschließend habe er von einem Krankenwagen abgeholt werden müssen. Er steckt die Hand in seine Jackentasche, zieht sein Handy heraus und zeigt ein Bild von seinen blutigen Blessuren im Gesicht. "Zum Glück haben die nur mich und nicht meine Freundin gekriegt. Die konnte noch in die andere Richtung fliehen", sagt er.

Solche Vorfälle habe es hier in der letzten Zeit vermehrt gegeben, bestätigt er. Die Täter würden in großen Gruppen in den Park einfallen und gezielt auf die friedlich feiernden Jugendlichen losgehen, sie teils mit Waffen bedrohen und ausrauben. "Die sind ein bisschen älter, als wir, so 18", schätzt er. Jetzt sei er nur wieder hier im Park, weil er wisse, dass keine große Party stattfinde. Ansonsten meide er die Grünanlage mittlerweile.

Diebstahl, Schlägereien und Pfefferspray-Attacken

Im unteren Teil des Parks sitzt eine Gruppe Jugendlicher auf einem kleinen Mauerabschnitt. Ein Mädchen erzählt, dass sie vor zwei Wochen zuletzt hier gewesen sei. Sie habe gesehen, dass eine Tasche gestohlen worden sei. Der Dieb sei in die Menge gerannt, dann sei es zu einer Schlägerei gekommen. Eine Person sei sogar mit einem Messer attackiert worden. Auch Pfefferspray sei in die Menge gesprüht worden. "Ich selbst habe auch ein bisschen abbekommen. Das passiert hier leider öfters", sagt sie. Der Täter sei weggelaufen und kurz darauf sei die Polizei eingetroffen.

An der Mauer, wo sich die meisten Jugendlichen versammeln, stehen inzwischen zwei Polizisten. Anfang Oktober seien sie auch vor Ort gewesen, als es hier Vorfälle gab, berichten sie. Es habe verschiedene Raubdelikte, Angriffe und eine Pfefferspray-Attacke mit drei Geschädigten gegeben. Die Polizei habe den Park dann geräumt.

Flutlicht soll Täter abschrecken

Einer der Beamten zeigt auf einen Bus in 20 Metern Entfernung und erklärt, dies sei ein Lichtlastwagen, der grelles Flutlicht auf das Geschehen werfe. Das mache die Lage sicherer, denn keiner könne sich in dunkle Ecken zurückziehen und alles sei sichtbar. Für die Passantinnen und Passanten, die an den feiernden Jugendlichen vorbei durch den Park laufen, sorge dies für mehr Sicherheit.

Auf einer Bank an einem besser beleuchteten Weg sitzen zwei Frauen mittleren Alters. Sie reagieren überrascht auf die Frage, ob sie von den Überfällen gehört hätten. Sie kämen öfters hierher, hätten davon aber nie etwas mitbekommen. Eine der Frauen zieht nachdenklich an ihrer Zigarette und sagt dann: "Obwohl, doch!". Sie stößt den Rauch aus, wendet sich an ihre Begleiterin und sagt: "Als wir letztens an dem Kiosk vor dem Park was getrunken haben, hörten wir plötzlich ein großes Geschrei. Da ist irgendwas vorgefallen. Wir wissen aber nicht, was da los war."

Zwei Jungs spazieren in Richtung der Mauer. Sie kämen aus Rüsselsheim und seien heute extra hergekommen, weil sie gehört hätten, dass es hier immer gute Partys gebe. Von den Attacken in den letzten Wochen hätten sie nichts mitbekommen. "Sonst hätten wir uns das wahrscheinlich noch mal gut überlegt, hier herzukommen", sagt der eine mit schockiertem Blick.

Jugendliche über Polizeipräsenz: "Wir fühlen uns beobachtet"

In einem Wagen fährt der Leiter des heutigen Einsatzes durch den Park. Im Regelfall seien etwa 30 Polizistinnen und Polizisten vor Ort, erzählt er. Die Ordnungskräfte blieben so lang, bis sich die Versammlungen aufgelöst haben. An diesem Wochenende habe es glücklicherweise keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Seitdem die Polizei mit höherer Präsenz im Günthersburgpark patrouilliere, weichen die Jugendlichen häufiger auf den Grüneburgpark im Frankfurter Westend oder den Osthafen aus, berichten sie.

"Wir fühlen uns beobachtet. Das ist nicht schön", sagt ein Jugendlicher. Ein anderer meint: "Parks sind die einzigen Plätze für uns Jugendliche, wo wir uns ungestört treffen können. Das wurde uns hier leider durch die Angriffe genommen."

Verwendete Quellen
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