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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sportlich in Frankfurt Fitnesstrainer und Influencer: Emil Siegel will nicht nur Frankfurt bewegen
Der Frankfurter Emil Siegel ist nicht nur Personal Trainer und Lehrer, sondern auch Fitness-Influencer. Im Gespräch erzählt er von seinen Neujahrsvorsätzen und gibt Tipps, wie man mehr Bewegung in den Alltag integrieren kann.
Zu Beginn eines jeden Jahres sind die Fitnessstudios in Frankfurt am Main brechend voll. Mehr Sport zu treiben, steht nämlich bei vielen Menschen ganz weit oben auf der Liste der Neujahrsvorsätze. Verkehrt ist das nicht – vor allem in einer Bürostadt wie Frankfurt, in der viele Menschen durch langes Sitzen am Schreibtisch Rückenprobleme haben.
Man könnte meinen, dass Schmerzen Motivation genug sein müssten, um regelmäßigen Sport in sein Leben zu integrieren – doch die Realität sieht häufig anders aus. Das weiß besonders Emil Siegel, Personal Trainer und Fitness-Influencer aus Frankfurt. Er gibt täglich kostenfreie Fitness- und Ernährungstipps auf Instagram. Aktuell erreicht er damit fast eine halbe Million Menschen.
Im Interview fragen wir ihn, warum so viele Menschen mit ihrem Neujahrsvorsatz "Sport" scheitern, warum teure Gym-Mitgliedschaften nicht nötig sind und was die Stadt Frankfurt besser machen kann, um ein Sportangebot für alle zu schaffen.
t-online: Herr Siegel, haben Sie als Personal Trainer eigentlich auch Neujahrsvorsätze?
Emil Siegel: Ja, tatsächlich. Diese betreffen aber eher Punkte wie Organisationsstrukturen besser umzusetzen, mehr zu lesen, regelmäßiger zu meditieren oder Journaling (Anm. d. Red.: kreatives Festhalten von Gedanken und Ideen, mit dem Ziel, sich selbst zu reflektieren und Ziele zu erreichen). Ich schreibe mir immer am Ende des Jahres eine kleine Reflexion und dann meine Neujahrsvorsätze auf.
Haben Sie den einen oder anderen Neujahrsvorsatz denn schon über Bord geworfen?
Das tägliche Meditieren hat bei mir noch nicht so gut funktioniert. Es gibt immer Tage, an denen man doch früher am Morgen losmuss, und Tage, an denen man ein bisschen länger schläft und es dann vielleicht nicht hinbekommt. Deswegen ist es so eine Sache, die sich noch nicht ganz eingestellt hat.
Wie lange dauert es Ihrer Meinung nach, bis sich ein Neujahrsvorsatz als Gewohnheit einstellt?
In der Regel mindestens 30 Tage, würde ich sagen.
Viele Frankfurter haben sich für dieses Jahr vorgenommen, mehr Sport zu treiben. Wie kann man mehr Bewegung und Fitness am einfachsten in den Alltag einbauen?
Zunächst ist es natürlich wichtig, erst mal zu überlegen, was der aktuelle Ist-Zustand ist. Was mache ich überhaupt am Tag? Wofür geht meine Zeit drauf? Zum Beispiel hat ein Vater oder eine Mutter von zwei Kindern am Nachmittag andere Dinge zu tun als jemand, der beispielsweise Single ist und Vollzeit arbeitet. Man sollte sich erst mal aufschreiben, wie viele Stunden man am Tag arbeitet, wie viele Stunden man für Familie oder Freunde pro Tag braucht. Dann kann man nach Lücken schauen, in denen man theoretisch Sport machen kann.
Sagen wir, du hast morgens ein bisschen Zeit. Dann kann man beispielsweise früh aufstehen und ein bisschen joggen gehen. Hat man im Gegensatz nur abends nach der Arbeit Zeit, kann man in ein Fitnessstudio in der Nähe gehen.
Warum scheitern so viele, die sich zu Jahresbeginn vornehmen, mehr Sport zu treiben?
Die meisten Leute machen den Fehler, dass sie sich zu viel vornehmen. Zum Beispiel, an sieben Tagen in der Woche Sport machen wollen – so im Extremfall. Besser wäre es, das Thema langsamer anzugehen und zu schauen, wann es denn wirklich passt. Man könnte mit einmal die Woche starten und das dann sukzessive hochfahren. Dann zweimal die Woche und, wenn das gut funktioniert, dreimal die Woche.
Sie sind nicht nur Personal Trainer, sondern haben auch als Influencer eine ordentliche Reichweite auf Instagram. Wie kam es dazu?
Mit Instagram habe ich 2022 begonnen. Einfach um Menschen zu helfen, die eventuell gar keine Ahnung haben und überhaupt nicht wissen, wie sie starten möchten. Ich habe meine ersten Posts und Videos konzipiert. In nächster Zeit möchte ich auch mit YouTube-Work-outs beginnen. Aber wie es auch bei den meisten der Fall ist, man muss erst mal die Zeit finden, um das natürlich auch noch in den Alltag zu integrieren. Mittlerweile bin ich bei fast 500.000 Abonnenten auf Instagram und ich hoffe, dass das weiter wächst und dass ich weiter meine Community vergrößern kann. Ziel ist es, nicht nur Menschen in Deutschland zu helfen, sondern auch im Sinne von Onlinecoaching mit Leuten überall aus der Welt zusammenzuarbeiten und sie bei ihrer Fitnessreise oder ihren Fitnesszielen zu unterstützen. Es macht mir echt viel Spaß und ist eine große Bereicherung.
Wenn man als Frankfurter keine Lust oder kein Geld hat, ins Fitnessstudio zu gehen. Gibt es hier gute Anlagen und Parks, in denen man sich verausgaben kann?
Ich glaube, die bekannteste Anlage ist die an der EZB (Anm. d. Red.: Europäische Zentralbank). Da gibt es einen Outdoor-Park mit Klimmzugstangen, Bars, aber auch Felder für Basketball oder Fußball. Außerdem kann man das Training dort mit einem kleinen Run verbinden, da die Anlage am Mainufer liegt.
Weitere Trainingsanlagen gibt es zum Beispiel in Preungesheim, am Riedberg oder auch an der Eissporthalle, soweit ich weiß. Die Anlagen sind alle frei zugänglich.
Was könnte die Stadt Frankfurt besser machen, um die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu motivieren?
Verbesserungspotenzial gibt es immer, würde ich sagen. Die Anlagen, über die wir gesprochen haben, gibt es zwar schon, aber man könnte sie meiner Meinung nach in jedem Park der Stadt ausbauen. Zum Beispiel im Günthersburgpark. Alle möglichen Parks sollten meiner Meinung nach eine gewisse Ausstattung zur Verfügung stellen. Damit Leute sich bewegen und dieses Angebot auch ohne finanzielle Mittel zumindest in Anspruch nehmen können. Die Anzahl der Parks mit Ausstattung könnte man mindestens verdoppeln oder verdreifachen.
Bürostadt Frankfurt. Was empfehlen sie allen als Minimaltherapie, die täglich acht Stunden am Schreibtisch verbringen?
Mein erster Tipp wäre es, erstmal an der Beweglichkeit zu arbeiten. Schmerzen oder Fehlhaltungen resultieren meistens daraus, dass wir in einer bestimmten Position über mehrere Stunden verharren. So schleichen sich Fehlhaltungen ein. Auf mehrere Tage, Wochen oder Monate projiziert, kann das irgendwann dazu führen, dass man Verkürzungen entwickelt.
Deswegen ist es wichtig, erst die Mobilität aufzubessern. Zum Beispiel die Hüftbeuger-Muskulatur, die fast bei allen Personen, die sehr viel sitzen, verkürzt ist. Diese sollte man wieder richtig dehnen und mobilisieren. Aber auch die Muskulatur im Nacken sollte man wieder richtig ausdehnen und mobilisieren. Genauso wie die Brustwirbelsäule. Das kann man auch im Office durchführen, wo man sich wirklich von Kopf bis Fuß mal jede Körperpartie vornimmt und diese für 30 bis 60 Sekunden pro Seite dehnt. Das muss man jedoch regelmäßig machen, um ein Ergebnis zu erzielen. Von einem Mal Zähne putzen werden die Zähne schließlich auch nicht weiß.
Haben Sie noch abschließende Worte, um zu mehr Bewegung zu motivieren?
Wir sind als Menschen nicht dafür gemacht, den ganzen Tag nur faul auf der Haut zu sitzen und uns nicht zu bewegen und Energie zu sparen. Wenn wir es schaffen, täglich Sport in unseren Alltag zu integrieren, ist die Wahrscheinlichkeit, verschiedene Erkrankungen zu erleiden, sei es Adipositas oder kardiovaskuläre Erkrankungen, deutlich geringer. Wenn man es schafft, Bewegung in seinen Alltag zu integrieren und das mit einer guten Ernährung kombiniert, dann kann man Arztbesuche wirklich reduzieren.
Zur Person
Emil Siegel ist lizenzierter Personal Trainer, Fitness-Influencer und Lehrer für die Fächer Sport und Chemie. Mit seinen informativen Inhalten auf Instagram erreicht er täglich nahezu 500.000 Menschen. Seine Tipps erstrecken sich von Fitness über Ernährung bis hin zu Mindset. Zudem gibt er Personaltraining in Frankfurt am Main.
- Interview mit Emil Siegel