Zweithöchste Anzahl Experten: Jede fünfte marode Brücke steht in Hessen
Nach dem unerwarteten Brückeneinbruch in Dresden ist die Sorge um den Zustand der Brücken des Landes groß. In Hessen sehen Experten eine besonders hohe Gefahr.
Fast jede fünfte Brücke in Deutschland mit dem höchsten Sanierungsbedarf steht in Hessen. Das geht aus einer Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken hervor.
Im bundesweiten Vergleich sei Hessen damit das Bundesland mit der zweithöchsten Anzahl an schlecht bewerteten Autobahnbrücken. Besonders schlecht schneidet in der Analyse innerhalb der hessischen Autobahnbrücken ein Bauwerk der Autobahn 45 bei Hammersbach-Marköbel im Main-Kinzig-Kreis ab, aber auch über die A5 oder die A3 bei Frankfurt gibt es mangelhafte Bauwerke.
Die besonders maroden Brücken in Hessen stehen hier:
- A3 bei Frankfurt-Flughafen: Unterführung A5 am Frankfurter Kreuz, Fahrtrichtung Würzburg, Note 3,3
- A3 bei Raunheim: Überführung Anschlussstelle A3 am Mönchhofdreieck, Note 3,5 A4 bei Bad Hersfeld: Unterführung Fulda, Note 3,5
- A4 bei Bad Hersfeld: Unterführung B62, Note 3,4
- A5 bei Frankfurt-Griesheim: Unterführung Bahngleise, Fahrtrichtung Darmstadt, Note 3,4
- A5 bei Frankfurt-Griesheim: Unterführung Bahngleise, Fahrtrichtung Darmstadt, Note 3,5
- A7 bei Niederaula-Solms: Unterführung Fulda, Fahrtrichtung Kirchheim, Note 3,3
- A7 bei Eichenzell-Döllbach: Thalaubachbrücke, Fahrtrichtung Würzburg, Note 3,5
- A7 bei Eichenzell-Döllbach: Thalaubachbrücke, Fahrtrichtung Würzburg, Note 3,5 (richtig, zwei Brücken dort)
- A7 bei Eichenzell-Welkes: Unterfürhung L3307, Note 3,5
- A44 bei Diemelstadt-Wrexen: Diemeltalbrücke, Fahrtrichtung Kassel, Note 3,3
- A45 bei Ehringshausen: Lemptalbrücke, Fahrtrichtung Aschaffenburg, Note 3,5
- A45 bei Hammersbach-Marköbel: Talbrücke Marköbel, Fahrtrichtung Hanau, Note 3,7
- A66 bei Frankfurt-Rödelheim: Unterführung Nidda, Note 3,3
- A67 bei Griesheim: Überführung A5 und
- A67 am Kreuz Darmstadt, Fahrtrichtung Köln, Note 3,4
- A67 bei Griesheim: Überführung A5 und
- A67 am Kreuz Darmstadt, Fahrtrichtung Köln, Note 3,5
- A67/A672 bei Griesheim: Überführung Äste A67 zu A672 am Kreuz Darmstadt, Note 3,4
- A67/A672 bei Griesheim: Überführung Äste A67 zu A672 am Kreuz Darmstadt, Note 3,4 (zwei Brücken)
- A648 bei Frankfurt-Bockenheim: Unterführung Katharinenkreisel, Note 3,5
Das bedeuten die Noten
Die Bewertung basiert auf Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen angebe. Zudem gibt es den sogenannten Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke gemessen an Alter und Material bewerte. Hessen steht bei der Zahl der Autobahnbrücken insgesamt auf dem vierten Rang der Bundesländer.
Von den 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern hätten 1.382 die Zustandsbewertung "noch ausreichend" bekommen, bei 378 werde der Bauwerkszustand als "nicht ausreichend" eingeschätzt. 43 Autobahnbrücken bekamen die Note "ungenügend" und im Bereich 3,5 bis 4 liegen, was im Einzelnen heißt: "Die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben."
Marode Brücken: Forderung an die Bundespolitik
Die Politik und die Autobahngesellschaft des Bundes müssten jetzt handeln, so Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft. "Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden."
Süden und Südwesten besonders betroffen
Die Bundesgütegemeinschaft hat nach eigenen Angaben aus 3.786 Autobahnbrücken mit mindestens 50 Meter Länge diejenigen identifiziert, die deutschlandweit die schlechtesten Zustandsnoten haben. Die Untersuchung stützte sich auf die regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlichte Brückenstatistik.
Demnach stehen von den 100 am schlechtesten bewerteten Brücken mit einer Länge von mindestens 50 Metern 19 in Hessen. Die meisten stehen in Nordrhein-Westfalen, doch auch in Bayern und Baden-Württemberg hätten die Experten besonders viele sanierungsbedürftige Brücken festgestellt.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa