Bilanz der Frankfurter Buchmesse Mehr Besucher, mehr Relevanz, mehr Freiheit
Die größte Buchmesse der Welt feierte ihr 75-jähriges Jubiläum mit einem starken Programm und einem politischen Statement. Die Besucherzahlen blieben aber unter Vor-Corona-Niveau.
Um die 215.000 Besucherinnen und Besucher sind in diesem Jahr auf die Frankfurter Buchmesse gekommen. Dabei machte das Privatpublikum (110.000) ein wenig mehr als die Hälfte aus. Wie die Veranstalter zum Abschluss am Sonntag weiter mitteilten, zeigten mehr als 4.000 Aussteller aus 95 Ländern ihre Neuerscheinungen.
Die Besucherzahlen waren zwar höher als im vergangenen Jahr, blieben aber noch hinter dem Jahr 2019 zurück, als mehr als 300.000 Bücherfans gekommen waren. "Wir sind immer noch unter Vor-Corona-Niveau, aber wir nähern uns den alten Zahlen wieder an", sagte ein Sprecher.
Gaza-Krieg und Ukraine dominierten
Die aktuelle Ausgabe war die 75. Buchmesse seit dem Zweiten Weltkrieg. Gastland war Slowenien. In Zeiten des Gaza-Kriegs, des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und des Klimawandels bestimmten viele politische Debatten die Agenda.
"Unsere Erfolgsformel lautet Interesse folgt Relevanz. Die Menschen kommen aus aller Welt hierher, weil sie wissen, dass für ihr eigenes Geschäft die Präsenz in Frankfurt unverzichtbar ist", erklärte der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos zum Abschluss. "Hinzu kommt die wachsende politische Bedeutung der Frankfurter Buchmesse in Kriegs- und Krisenzeiten, in denen die Verteidigung der Freiheit des Wortes umso wichtiger wird."
Salman Rushdie bekommt Friedenspreis
Krönender Abschluss am Sonntag war die Verleihung des Friedenspreises an Salman Rushdie in der Frankfurter Paulskirche. Der Autor rief in seiner Dankesrede dazu auf, die Meinungsfreiheit bedingungslos zu verteidigen. Es sei eine Zeit, "in der die Freiheit – insbesondere die Meinungsfreiheit, ohne die es die Welt der Bücher nicht gäbe - auf allen Seiten von reaktionären, autoritären, populistischen, demagogischen, halbgebildeten, narzisstischen und achtlosen Stimmen angegriffen wird", sagte er. Die Laudatio hielt Autor Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt"), der mit Rushdie befreundet ist.
Ebenfalls am Sonntag wurde erstmals live auf der Messe das Jugendwort des Jahres verkündet. Bei einem Voting des Langenscheidt-Verlags setzte sich "Goofy" mit rund 39 Prozent der Stimmen unter den drei Top-Begriffen durch. Der Begriff bezeichnet eine tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise. Am Samstag waren zudem die ersten TikTok Book Awards vergeben worden. Ein Thema, das auf der diesjährigen Messe im Mittelpunkt stand, war die Auswirkung der Künstlichen Intelligenz (KI) auf die Buchbranche.
Die nächste Frankfurter Buchmesse findet zwischen dem 16. und dem 20. Oktober 2024 statt. Ehrengast ist dann Italien.
- Nachrichtenagentur dpa